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Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Titel: Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser
Autoren: Robert B. Parker
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mir.“
    „Wie immer. Es gibt dich, und dann gibt es alles andere.“ „Anscheinend sind die Bösen alle Juden.“
    „Ich komme mir schon langsam vor wie ein Antisemit.“ Susan hörte auf, ihre hochgereckten Beine zu bewundern, und sah mich an. „Du bist aber keiner.“
    „Ist mir klar. Jetzt müsste ich bloß noch Ariel Herzberg auftreiben können.“
    Susan ließ ihre Beine sinken, was eine gute und eine schlechte Neuigkeit war. Die gute war, dass ich jetzt an etwas anderes denken konnte. Es war zugleich auch die schlechte.
    „Wie tickt er denn so?“, fragte Susan.
    „Das weiß ich nicht. Ich kriege ihn einfach nicht zu fassen. Ich dachte, ich könnte ihn dazu bringen, dass er versucht, mich zu töten, und stattdessen habe ich ihn dazu gebracht, zu verschwinden.“
    „‚Verschwinden‘ ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Er ist nicht verschwunden. Er ist irgendwo. Du weißt bloß nicht, wo.“
    „Meine Güte. Im Bett mit einem wandelnden Wörterbuch.“
    „Überleg mal. Schlimmster Fall. Er ist auf der Flucht. Er ist allein. Er muss irgendwohin. Wenn du nicht mehr weiterwüsstest und in seiner Lage wärest, wohin würdest du gehen?“
    „Zu dir.“
    Susan nickte. „Hat er denn eine Susan?“
    „Das hat niemand.“
    „Du weißt, was ich meine. Er hat eine Exfrau. Er hat eine Tochter.“
    „Die Exfrau hält nicht gerade große Stücke auf ihn.“ „‚Daheim ist da, wo man, wenn du hingehn musst, dich einzulassen hat.‘“
    „Nicht mit einem wandelnden Wörterbuch“, sagte ich. „Sondern mit Robert Frost.“
    „Wenn Menschen vor etwas weglaufen, fliehen sie nach Hause.“
    „Und die Tochter hält ihn für einen Helden.“
    „Es wird eher die Exfrau sein.“
    „Woher weißt du das?“
    „In meiner Eigenschaft als Therapeutin, Frau und wohlgestaltete Jüdin“, sagte Susan.
    „Ach so“, sagte ich. „Daher.“

64
    In aller Frühe, während die Kaffeemaschine in meinem Büro noch gluckerte, rief ich Crosby an der Walford an. „Können Sie mal schauen, ob Sie Missy Minor ausfindig machen können?“
    „Wollen Sie, dass ich sie festnehme?“
    „Ich will nicht mal, dass sie irgendwas davon merkt. Geben Sie mir einfach nur Bescheid.“
    „Ich werde die Verstohlenheit in Person sein.“
    „Sie hören sich überhaupt nicht wie ein Cop an. Sie müssen aufhören, in der Fakultätsmensa zu essen.“
    „Ach so, na gut. Ich werde so was von scheiß verstohlen sein.“
    „Schon besser.“
    Ich legte auf, dann rief ich bei der Shawmut-Versicherung an und fragte nach Winifred Minor. Sie war heute nicht im Hause. Ich fragte, ob sie krank war. Das konnte man mir leider nicht sagen. Natürlich nicht. Ich legte auf und sah nach dem Kaffee. Er war fertig, also goss ich mir welchen ein, nahm Milch und Zucker dazu und machte es mir damit gemütlich. Ich war bei meiner zweiten Tasse, als Crosby zurückrief.
    „Sie macht nicht auf, wenn man im Wohnheim klingelt“, sagte er, kaum dass ich abgehoben hatte. „Und sie ist auch nicht beim Fitnesstraining oder so was.“
    „Und was hätten Sie gesagt, wenn sie aufgemacht hätte?“ „Dann sollte mein Kollege sagen, dass es auf dem Campus einen Einbruch gegeben hat und dass wir bloß die Wohnheime zur Vorsicht mahnen wollen.“
    „Raffiniert. Könnte sie in einer Vorlesung sein?“
    „Heute sind bloß von zwölf bis drei welche. Wir überprüfen das, wenn es so weit ist, und geben Ihnen Bescheid.“
    „Wissen Sie, mit wem sie so befreundet ist?“
    „Nein, aber das lässt sich rauskriegen. Allerdings müsste ich dazu Fragen stellen und das wäre nicht mehr verstohlen.“
    „Da ist was dran.“
    „Tut sich was?“, fragte er.
    „Wenn ich das bloß wüsste.“
    „Ich bin Ihnen gern behilflich. Wenn ich kann. Ist ja fast schon wie Polizeiarbeit.“
    „Danke, Crosby.“
    „Keine Ursache.“
    „Hat eigentlich je irgendwer Bing zu Ihnen gesagt?“ „Nein.“
    Nach dem Auflegen saß ich da, trank Kaffee und dachte nach. Ein paar Donuts hätten den Denkprozess befördert, aber Susan hatte mich davon überzeugt, dass sie nicht nahrhaft waren und ich versuchte, treu zu ihr zu halten. Liebe muss nicht immer leicht sein.
    Er war dort. Davon war ich überzeugt. Mich beschäftigte viel mehr, was ich jetzt daraus machte. Ich wusste nicht, ob er dort war und sie als Geiseln hielt oder ob er dort war und sich an den Schoß seiner Familie klammerte. Die Polizei wollte ich nicht dabei haben, jedenfalls so lange nicht, bis ich wusste, was da lief. Wenn die
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