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Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Titel: Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser
Autoren: Robert B. Parker
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Susan und ich voller Stolz zusahen.
    „Und am Montag macht ihr diesen Austausch, ja?“, fragte Susan.
    „Jepp.“
    „Wie geht es dir damit?“
    „Du weißt doch, dass ich keine Angst kenne.“ „Jedenfalls meistens nicht.“
    „Meistens?“
    Susan schmunzelte und schüttelte den Kopf. „Was beschäftigt dich daran?“
    „Bei so einem Austausch wollen die Erpresser sichergehen, dass sie das Geld haben, bevor sie einem das Bild geben. Man selbst will sichergehen, dass man das Bild hat, bevor man ihnen das Geld gibt. Und sie müssen sichergehen können, dass sie nicht das Bild hergeben und auf einmal die Cops da sind und sie hochnehmen.“
    „Kniffelig.“
    „Und ihre Seite hat dabei auch noch das Sagen.“
    „Was dir nicht schmeckt.“
    „Aber überhaupt nicht.“
    „Herzchen, dir schmeckt ja noch nicht mal, wenn dir irgendjemand sagt, welche Krawatte du anziehen sollst.“
    „Mit dir als Ausnahme.“
    Susan lächelte. „Na klar. Immer mit mir als Ausnahme.“ Einige Tauben pickten an dem Popcorn herum, das ihnen jemand hingeworfen hatte. Pearl verjagte sie und machte sich über das Popcorn her. Eine ältere Frau in einem Leopardenfellmantel stand von der Bank auf, bei der die Tauben sich versammelt hatten, und kam zu uns herüber.
    „Madam“, sagte sie, „nehmen Sie Ihren Hund an die Leine. Dieses Popcorn ist für die Tauben bestimmt.“
    Susan lächelte. „Natürliche Auslese.“
    Die Frau runzelte die Stirn. „Nicht so schnippisch, junge Dame.“
    „Au warte“, sagte ich leise.
    Susan drehte sich langsam zu der Frau herum. „Wissen Sie was, Sie können mich mal …“
    Die Frau wich einen halben Schritt zurück. Sie wurde rot. Sie machte den Mund auf, schloss ihn wieder, wandte sich ab und stampfte davon.
    „Bringen sie einem das in Harvard bei?“, fragte ich. „Nein“, sagte Susan. „Das hab ich von dir gelernt … Pearl mag Popcorn.“
    „Wenigstens hat sie ‚junge Frau‘ zu dir gesagt.“
    Susan warf der Frau einen finsteren Blick nach. „Im Verhältnis zu ihr jedenfalls.“
    Pearl hörte plötzlich auf, das Popcorn zu verputzen, und stand reglos da, die Ohren aufgestellt, fast wie ein Jagdhund beim Anzeigen. Sie zeigte aber nicht an. Sie starrte.
    Ein gelber Labrador kam mit massigem Schädel und breiter Brust auf uns zu. Er wedelte majestätisch mit dem Schwanz und trottete zu ihr herüber, als wäre er der tollste Hund überhaupt und stolz darauf. Vielleicht dreißig Zentimeter vor Pearl blieb er stehen, und sie sahen sich an. Sie beschnupperten und umkreisten einander. Pearl war Dummheit ein Gräuel, also blieb ich vorsichtshalber in der Nähe. Nur für den Fall. Dann streckte sie die Vorderpfoten aus und ging runter auf die Brust, reckte das Hinterteil in die Höhe. Der Labrador tat es ihr nach. Dann kam sie wieder hoch und rannte im Kreis herum. Der Labrador hinterher. Der Kreis wurde größer, und es dauerte nicht lange, da tobten die beiden Hunde durch den gesamten Public Garden. Ab und zu blieben sie stehen, mit gesenktem Kopf und hoch erhobenem Schwanz. Dann jagten sie wieder los. Eine attraktive blonde Frau, die in unserer Nähe stand, sah zu.
    „Ihr Hund?“, fragte Susan.
    „Ja“, sagte die Frau. „Otto.“
    „Meine heißt Pearl“, sagte Susan. „Die beiden verstehen sich anscheinend.“
    Die Frau schmunzelte. „Oder würden sich verstehen, wenn sie mal stehen blieben.“
    Wir sahen zu, wie der Flirt weiterging. Die beiden Hunde fingen an, sich zu wälzen, und taten so, als würden sie einander beißen. Dabei versuchte jeder erfolglos, den anderen mit einer Pfote am Boden zu halten.
    „Führen Sie Pearl regelmäßig hier aus?“, fragte Ottos Frauchen.
    „Ab und zu jedenfalls“, sagte Susan.
    „Wir sind aus New York zu Besuch und wohnen gleich am anderen Ende des Parks.“ Ottos Frauchen nickte zum Four Seasons hinüber. „Die beiden sind ja richtig vernarrt ineinander. Haben Sie vielleicht eine Karte oder so? Ich könnte Sie anrufen. Vielleicht könnten die beiden sich ja noch mal wiedersehen während unseres Aufenthalts?“
    „Gern“, sagte Susan. „Pearl freut sich bestimmt.“ Sie gab ihr ihre Karte.
    „Und Otto stört sich nicht daran, dass Pearl sterilisiert ist?“, fragte ich.
    „Otto ist kastriert“, sagte sein Frauchen.
    „Männer!“, sagte Susan zu mir. „Hier geht es um Liebe, nicht um Sex.“
    „Ist beides nett“, sagte ich.
    Die beiden Hunde standen da, hechelnd, schwanzwedelnd, und sahen einander an.
    „Du musst es ja wissen“,
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