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Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Titel: Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser
Autoren: Robert B. Parker
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glaube, dass sie überhaupt nur deswegen gekommen sind.“
    Pearl war gerade damit beschäftigt, sich an einige Tauben anzuschleichen, die vielleicht zehn Meter von uns entfernt waren. Die Tauben ließen sie ziemlich dicht heran, bevor sie verächtlich davonflogen. Sie sah ihnen nach, stellte fest, dass sie vielleicht dreißig Meter entfernt wieder landeten, und schlich sich erneut an.
    „Sie lässt sich nicht so schnell entmutigen“, sagte Susan. „Wieso auch. Die Jagd ist doch das Beste daran.“
    „Musst du ja wissen.“
    Ich nickte. „Aber auch mühselig. Manchmal.“
    „Wird gegen Winifred oder Missy wegen irgendwas Anklage erhoben?“
    „Nein. Ein bewaffneter Mann, der mehrere Morde verübt hat und ihre Tochter als Schutzschild nimmt? Da gibt es keinen Grund für eine Anklage. Und es will auch niemand eine daraus machen. Es war Notwehr.“
    Pearl ging richtig tief runter, als sie dicht bei den Tauben war, und schaffte es fast bis zu ihnen, bevor sie aufflogen. Sie sah ihnen aufmerksam hinterher, während sie den Public Garden verließen und über die Beacon Street flogen, Richtung Esplanade.
    „Und die Gemälde?“
    „Sind beide vorhanden. Die Polizei lässt sie gerade untersuchen, um herauszufinden, welches das Original ist.“
    Susan sah auf die Uhr und dann zur Boylston Street, aus der Otto kommen musste.
    „Die Polizei geht davon aus, dass die Kopie im Hammond Museum hing“, sagte ich, „und Prince das Original in seinem Arbeitszimmer hängen hatte.“
    „Denkst du, das stimmt?“
    „Wäre möglich. Ich wüsste allerdings nicht, wie man das je herausfinden will.“
    „Und was hat zu seiner Ermordung geführt?“
    „Ariel zufolge hatte Prince versucht, sie zu hintergehen. Meiner Einschätzung nach wollte er die Kopie für echt erklären, seinen Anteil am Lösegeld kassieren und sich das Original ins Arbeitszimmer hängen.“
    „Könntest du das beweisen?“
    „Vielleicht. Wenn ich müsste. Aber muss ich ja nicht.“ Susan sah wieder Richtung Boylston Street. „Und was hatte Ariel vor? Was denkst du?“
    „Ich kann mir nur vorstellen, dass er sich dort verkriechen wollte. Er hatte der Tochter eingeredet, dass er etwas für sie empfand und sie mitnehmen wollte, sobald sich die Lage beruhigt hätte und er sich mit den Bildern absetzen könnte.“
    „Dann glaubst du nicht, dass er das vorhatte?“
    „Die Tochter war eine Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass die Exfrau sich benahm. Wenn er sie dafür nicht mehr brauchte, nein. Ich glaube nicht, dass er sie mitgenommen hätte. Sie hätte eine Belastung dargestellt.“
    „Ein Vater, der seine Tochter als Schutzschild benutzt …“ „Genau das.“
    Pearl schrieb die Tauben ab, kam herüber und setzte sich auf meinen Fuß. Sie setzte sich oft auf meinen Fuß; den Grund dafür kannte allerdings nur sie.
    „Schwer vorstellbar, worum es bei ihm ging“, sagte Susan. „Bei Ariel?“
    „Ja. Wie viel davon ehrlich war, jedenfalls am Anfang; wie viel sich darauf zurückführen lässt, dass er das Kind eines Überlebenden war.“
    „Oder wie viel sich darauf zurückführen lässt, dass es ihm an Gefühlen fehlte.“
    „Das ist schon fast dein Maßstab für gut und böse. Die Fähigkeit, zu lieben.“
    „Wahrscheinlich.“
    „Die Unfähigkeit lässt sich vielleicht auf seine Geschichte zurückführen.“
    „Wahrscheinlich. Aber sie hat eine Menge Schaden angerichtet.“
    Susan nickte.
    Pearl stand plötzlich auf. Ihr Schwanz wedelte sehr schnell. Sie gab kleine winselnde Töne von sich.
    „Apropos Fähigkeit, zu lieben“, sagte ich.
    Susan sah rüber zur Boylston Street. Und da kam er, donnerte durch den Public Garden wie ein Afrikanischer Büffel.
    Otto!

Von Robert B. Parker liegen im Pendragon Verlag bereits die Krimis „Die blonde Witwe“ (2006), „Der stille Schüler“ (2007), „Der gute Terrorist“ (2008), „Hundert Dollar Baby“ (2009), „Alte Wunden“ (2010) und „Trügerisches Bild“ (2011) vor.
    Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel „Painted Ladies“ bei G.P. Putnam’s Sons, New York 2010.
    Pendragon Verlag
    gegründet 1981
    www.pendragon.de
    1. Auflage
    Deutsche Erstausgabe
    Veröffentlicht im Pendragon Verlag
    Günther Butkus, Bielefeld 2011
    © by Robert B. Parker 2010
    © für die deutsche Ausgabe
    by Pendragon Verlag Bielefeld 2011
    © für die deutsche Übersetzung
    by Pendragon Verlag Bielefeld 2011
    Alle Rechte vorbehalten
    Lektorat: Vanessa Vogt, Ralf Rissmann
    Foto Umschlag: ©
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