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Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser

Titel: Trügerisches Bild: Ein Auftrag für Spenser
Autoren: Robert B. Parker
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Und wenn, dann war der Kontrast zu der Engelsgeduld, die er sonst an den Tag legte, sehr wirkungsvoll. Er zählte zu den zwei Besten, die ich kannte. Ohne meinen Vorsprung in Sachen Charme und ansprechendem Erscheinungsbild hätte er glatt mit mir gleichgezogen.
    „Mein Großvater hatte Glück. Er kam mit seiner Familie noch raus“, sagte Lloyd. „Also gibt es mich. Das ist mein Glück. Das spüre ich sehr deutlich. Jeden Tag.“
    „Sind Sie gläubig?“
    „Nein. Aber ich bin Jude.“
    Quirk schwieg einen Moment lang. Dann sagte er: „Haben Sie der Stiftung helfen können?“
    „Ich habe eine umfangreiche Sammlung von Präzedenzfällen zusammengetragen und ich war darauf vorbereitet, für die Stiftung Prozesse zu führen, falls das nötig werden sollte.“
    „Wie viele Kunstwerke hat die Stiftung gerettet?“
    Lloyd saß einen Moment lang still da. „Das weiß ich nicht“, sagte er schließlich. „Seit ich mit im Beirat saß, ging es hauptsächlich um Dame mit einem Finken .“
    „Wissen Sie, wo sich dieses Gemälde befindet?“
    „Wenn es nicht bei der Bombenexplosion vernichtet wurde, nein.“
    „War die Stiftung schon immer hier angesiedelt?“
    „Nein. Als Ashton mich mit ihr zusammengebracht hat, sagte er, dass sie das Haus in Brighton gerade erst angemietet hätte und von New Jersey hierhergezogen wäre.“
    „Hat er einen Grund für diesen Umzug genannt?“ „Nein, aber ich bin immer davon ausgegangen, dass es dabei um Dame mit einem Finken ging.“
    Quirk griff nach dem Diktiergerät, hörte sich die letzten Worte noch mal an, nickte, stellte es wieder hin und drückte die Aufnahmetaste erneut. „Erzählen Sie mir von Ariel Herzberg.“
    „Sein Großvater hatte kein Glück. Ich glaube, er ist in Auschwitz gestorben, wo Ariels Vater mehrere Jahre seiner Kindheit zubrachte.“
    „Von neun bis vierzehn“, sagte ich.
    Alle sahen mich an, als wäre ich während einer Theatervorstellung auf die Bühne gesprungen.
    „Bei seiner Befreiung“, fuhr Lloyd fort, „besaß er nicht mehr als Dame mit einem Finken . Gleich nach dem Krieg verkaufte er das Gemälde einem Kunsthändler in Rotterdam. Die Frage, um die es Ariel ging und bei deren Beantwortung ich zu helfen versuchte, war folgende: Stellte der Handel einen rechtlich einwandfreien Vertrag zwischen geschäftsfähigen Erwachsenen dar? Ich ging davon aus, dass wir das problemlos verneinen konnten. Der Junge war vierzehn, mittellos, gerade erst wieder freigekommen nach fünf Jahren Auschwitz und hatte keinen rechtlichen Vormund. Unsere Position war, dass der Händler den Jungen ausgebeutet hatte und dass alle vorgeblich rechtmäßigen Eigentumsverhältnisse, die sich daran anschlossen, durch diese anfängliche Unrechtmäßigkeit in Mitleidenschaft gezogen wurden.“
    „Wer finanziert das Ganze?“, fragte Quirk.
    „Das weiß ich nicht. Die Stiftung scheint über genug Geld zu verfügen.“
    Quirk machte ein verwirrtes Gesicht. „Mussten Sie ihr denn nicht Ihr Auto leihen?“
    Lloyd lächelte. „Dabei ging es, glaube ich, weniger um Geld als vielmehr um Unauffälligkeit.“
    Ich warf einen Blick zu Belson. Er saß ausdruckslos da und sah Lloyd an. Aber ich wusste, dass er jedes Wort registrierte.
    „Veranstaltet sie denn irgendwelche Spendenaktionen?“, fragte Quirk.
    „Nein, ich glaube nicht“, sagte Lloyd. „Ich bot einmal an, Kontakt zu philanthropischen Mitgliedern der jüdischen Gemeinde herzustellen, aber man sagte mir, die Stiftung wolle niemandem verpflichtet sein.“
    Quirk nickte. „Aber Geld hatte sie.“
    „Es sah so aus.“
    „Wissen Sie, woher?“
    „Nein.“
    Quirk nickte wieder. „Erzählen Sie mir mehr von Ariel. Glauben Sie, seine Hingabe war echt?“
    „Bis an den Rand der Besessenheit.“
    „Würde er jemanden töten?“
    „Jemanden töten? Er versucht, Gutes zu tun.“
    „Dann würde er niemanden töten?“
    „Nein. Du meine Güte, natürlich nicht.“
    „Aber wovor haben Sie dann Angst?“, fragte Quirk.
    Ich schmunzelte in mich hinein. Erwischt.
    Lloyd schwieg. Es war kein Schweigen, während er über die Frage nachdachte. Es war ein Schweigen, das besagte: Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Er hatte sich während des Gesprächs entspannt, war sich zunehmend wieder wie ein Anwalt vorgekommen und davon ausgegangen, dass er mit diesen Cops schon zurechtkam. Quirk wartete geduldig. Er wusste, dass die Stille Lloyd zusetzte.
    „Das hier schien für ihn etwas Persönliches zu sein“, sagte Lloyd
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