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Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)

Titel: Trügerischer Spiegel: Roman (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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Freiwillige mobilisiert, die Fragebögen in Umschläge stecken, damit sie Ende der Woche verschickt werden können.«
    »Wie ist es mit öffentlichen Auftritten? Sind noch irgendwelche eingeplant?«
    »Eine kleine Rede vor Oberschülern. Ich habe ihn gebeten, den Termin abzusagen.«
    »Warum?«
    »Ich muß Prioritäten setzen. Carole und Mandy werden viel von meiner Zeit in Anspruch nehmen, also muß ich genauer auswählen, wann ich wohin gehe. Jede Rede soll Gewicht haben, und eine Rede in einer Oberschule kann nicht besonders bedeutend sein.«
    »Wahrscheinlich hast du recht«, meinte Nelson beschwichtigend.
    Tate merkte, daß sich sein Vater bemühte, nett zu ihm zu sein, aber es war ihm egal. Er war müde und voller Sorgen, wollte ins Bett und wenigstens versuchen zu schlafen. So taktvoll wie möglich machte er das seinem Vater und seinem Bruder klar.
    Als er sie hinausbegleitete, drehte sich Jack noch einmal um und drückte ihm kurz die Hand. »Tut mir leid, wenn ich dich gedrängt habe. Ich weiß, daß du viel im Kopf hast.«
    »Wenn du es nicht tätest, wäre ich wahrscheinlich schon nach kürzester Zeit dick und faul. Ich verlasse mich darauf, daß du mich drängst.« Tate warf ihm das ermutigende Lächeln zu, das auch die Wahlplakate zierte.
    »Wenn ihr einverstanden seid, werde ich morgen früh nach Hause fahren«, sagte Jack. »Jemand sollte dort nach dem Rechten sehen. Wer weiß, was die da so treiben.«
    »Als ich zuletzt zu Hause war«, erklärte Nelson, »schien nicht alles in Ordnung zu sein. Deine Tochter Francine hat seit Tagen niemand gesehen, und deine Frau... nun, du weißt ja, in welchem Zustand sie war, Jack. Die Dinge stehen nicht gut, wenn ein Mann so wenig Einfluß auf seine Familie hat wie du.« Er sah Tate an. »Oder auch du. Ihr beide habt eure Frauen in letzter Zeit tun lassen, wozu sie gerade Lust hatten.«
    Dann wandte er sich wieder an Jack und sagte: »Du solltest dich darum kümmern, daß Dorothy Rae möglichst bald geholfen wird, bevor es zu spät ist.«
    »Vielleicht nach der Wahl«, murmelte er. Dann sah er seinen Bruder an und fügte hinzu: »Ich bin ja nur eine Stunde Fahrt entfernt, falls ihr mich brauchen solltet.«
    »Danke, Jack.«
    »Hat der Arzt schon gesagt, wann sie operieren wollen?«
    »Erst wenn das Infektionsrisiko nicht mehr so groß ist«, erklärte ihnen Tate. »Der Rauch hat ihr Lungengewebe angegriffen, deswegen müssen sie vielleicht noch zwei Wochen warten. Und das ist ein Problem für ihn, denn wenn er zu lange wartet, werden ihre Gesichtsknochen so verheilen, wie sie jetzt sind.«
    »Mein Gott«, sagte Jack. Dann fügte er mit schlecht gespielter Fröhlichkeit hinzu: »Also, grüß sie von mir. Auch von Dorothy Rae und Fancy.«
    »Mach’ ich.«
    Jack ging den Flur hinunter zu seinem Zimmer. Nelson blieb noch einen Augenblick stehen. »Ich habe heute morgen mit Zee gesprochen. Sie ist, während Mandy schlief, in der Intensivstation gewesen. Sie hat gesagt, Carole biete einen schlimmen Anblick.«
    Tates breite Schultern sanken ein wenig. »Ja, stimmt. Ich hoffe wirklich, daß der Chirurg sein Handwerk versteht.«
    Nelson legte in einer schweigenden Geste der Beruhigung eine Hand auf Tates Arm. Tate berührte die Hand seines Vaters. »Dr. Sawyer, das ist der Chirurg, hat heute die Videobilder gemacht. Dabei hat er Caroles Gesicht elektronisch auf einen Bildschirm gezeichnet, anhand der Fotos, die wir ihm gegeben hatten. Es war wirklich bemerkenswert.«
    »Und er geht davon aus, daß er während der Operation dieses Videobild reproduzieren kann?«
    »Das behauptet er. Er meinte, es würde natürlich ein paar kleine Unterschiede geben, doch die meisten zugunsten von Carole.« Tate lachte trocken. »Wogegen sie sicher nichts einzuwenden hat.«
    »Vielleicht wird sie noch denken, daß jede Frau in Amerika ein solches Glück haben sollte«, meinte Nelson mit seinem typischen Optimismus.
    Aber Tate dachte an dieses eine Auge, blutunterlaufen und geschwollen, das voller Angst zu ihm aufgesehen hatte. Er fragte sich, ob sie wohl Angst vor dem Tod hatte. Oder davor, ohne dieses faszinierende Gesicht leben zu müssen, das sie bei jeder Gelegenheit zu ihrem Vorteil eingesetzt hatte.
    Nelson zog sich in sein Zimmer zurück. Tief in Gedanken versunken, stellte Tate das Fernsehgerät ab und schaltete die Lichter aus, dann ging er ins Bett.
    Blitze durchdrangen die Vorhänge und erleuchteten für Augenblicke das Zimmer. Der Donner krachte ganz in der Nähe, und die
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