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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt
Autoren: Patricia Cornwell
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hast.« Ich sah wieder Wesley an. »Wir wissen nicht, ob sie das wirklich tun«, sagte er zu mir.
    »Und du würdest es darauf ankommen lassen, daß sie es nicht tun?«
    »Und wenn er zu sich kommt«, sagte Marino. »Hand wird dich erkennen und all seinen Arschgeigen erzählen, wer du bist. Was dann?«
    »Er wird nicht zu sich kommen.«
    Wesley sah aus dem Fenster, und obwohl es im Funkwagen nicht sehr heiß war, sah er aus, als wären wir im Sommer. Sein Hemd hing feucht an ihm, und er wischte sich ständig über die Stirn. Er wußte nicht, was er machen sollte. Ich hatte eine Idee, und ich glaubte nicht, daß es eine andere Möglichkeit gab. »Hört mal zu«, sagte ich. »Ich kann Joel Hand nicht retten, aber ich kann ihnen vorgaukeln, daß er nicht tot ist.« Alle starrten mich an. Dann sagt Marino: »Was?«
    Ich stand unter wachsendem Druck. »Er könnte jede Minute sterben«, sagte ich. »Ich muß sofort da rein und euch genügen d Zeit verschaffen, damit ihr auch reinkönnt.«
    »Wir kommen da nicht rein«, sagte Wesley.
    »Wenn ich erst einmal drin bin, könnt ihr es vielleicht doch«, meinte ich. »Wir können doch den Roboter benutzen, um einen Weg zu finden. Wir bringen ihn da rein, und dann kann er sie lange genug verblüffen und blenden, so daß eure Leute reinkönnen. Ich weiß, daß ihr die Ausrüstung dafür habt.« Wesley schaute finster drein, und Marino sah elend aus. Ich verstand zwar, wie sie sich fühlten, aber ich wußte, was zu tun war. Ich ging raus zum nächsten Rettungswagen und holte mir von den Sanitätern, was ich brauchte, während andere Leute Eis auftrieben. Dann rückten Toto und ich unter Lucys Steuerung vor. Der Roboter trug fünfzig Pfund Eis, während ich eine große Arzttasche dabeihatte. Wir gingen auf den Vordereingang des Hauptgebäudes von Old Point zu, als wäre das ein Tag wie jeder andere und ein ganz gewöhnlicher Besuch. Ich dachte nicht an die Männer, die mich im Visier hatten. Ich weigerte mich, mir Sprengstoff oder den Lastkahn vorzustellen, der Material lud, das Libyen beim Bau einer Atombombe helfen sollte. Als wir an der Tür waren, wurde sie augenblicklich geöffnet, vermutlich von demselben bärtigen Mann, der vor kurzem das Geiseltelefon geholt hatte.
    »Rein mit Ihnen«, sagte er grob. Er trug ein Sturmgewehr an einem Gurt.
    »Helfen Sie mir mit dem Eis«, sagte ich.
    Er starrte auf den Roboter mit seinen fünf Tasche n, die fest in den Greifern gehalten wurden. Er war scheu, als wäre Toto ein Pitbull, der ihn plötzlich anfallen könne. Dann langte er nach dem Eis, und Lucy befahl ihrem Freund via Glasfaserkabel, es loszulassen. Dann waren der Mann und ich im Gebäude, und die Tür war zu. Die Sicherheitssperre war zerstört worden, Röntgengeräte und andere Meßinstrumente waren herausgerissen und von Kugeln durchsiebt. Es waren Blutstropfen und Schleifspuren zu sehen, und als ich ihm um eine Ecke folgte, konnte ich die Leichen schon riechen, bevor ich die hingemetzelten Wachen sah, im Vorraum zu einem furchtbaren, blutigen Haufen aufgeschichtet.
    Furcht stieg mir, bitter wie Galle, in die Kehle, als wir durch eine rote Tür schritten, und das Rattern der Werksanlagen ging mir durch Mark und Bein und machte es unmöglich, etwas von dem zu verstehen, was dieser Mann, der ein Neuer Zionist war, sagte. Als ich die große Pistole an seinem Gürtel bemerkte, dachte ich an Danny und die.45er, mit der er so kaltblütig umgebracht worden war. Wir stiegen eine rotgestrichene Gittertreppe hoch, und ich sah nicht nach unten, weil mir schwindelig werden würde. Er führte mich über einen Steg zu einer Tür, die sehr schwer und mit Warnungen beschriftet war. Dort gab er einen Code ein, während das Eis schon allmählich auf den Boden tropfte. »Tun Sie nur, was Ihnen gesagt wird«, hörte ich ihn gerade noch sagen, während wir in den Kontrollraum gingen. »Kapiert?« Er stieß mir sein Gewehr in den Rücken.
    »Ja«, sagte ich.
    Drinnen waren etwa ein Dutzend Männer, alle in bequemen Hosen und Pullovern oder Jacken. Sie trugen halbautomatische Waffen und Maschinengewehre. Sie waren sehr aufgeregt und zornig und schienen die zehn an einer Wand sitzenden Geiseln gar nicht zu beachten. Deren Hände waren vor dem Körper gefesselt, und ihnen waren Kopfkissenbezüge über die Köpfe gestülpt worden. Durch die Sehschlitze darin konnte ich ihr Entsetzen erkennen. Die Mundöffnungen waren speichelbefleckt, und sie sogen die Luft in schnellen, flachen Stößen ein. Mir
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