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Trübe Wasser sind kalt

Trübe Wasser sind kalt

Titel: Trübe Wasser sind kalt
Autoren: Patricia Cornwell
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Lautstärke die großen Sender und CNN. Ein rotes Telefon auf einem Tisch fing an zu klingeln, als wir den Gang entlangschritten. Es klang dringend und fordernd, und Wesley rannte hin, um abzunehmen.
    »Wesley«, meldete er sich, während er aus dem Fenster blickte, und drückte zwei Knöpfe, um den Anruf aufzunehmen und uns mithören zu lassen.
    »Wir brauchen einen Arzt.« Die Männerstimme klang nach einem weißen Südstaatler, und er atmete schwer. »Okay, aber Sie werden uns mehr sagen müssen.«
    »Verarschen Sie mich nicht!« schrie er.
    »Hören Sie.« Wesley wurde ganz ruhig. »Wir verarschen niemanden, klar? Wir wollen helfen, aber ich brauche mehr Informationen.«
    »Er ist ins Becken gefallen und ist nun in einer Art Koma.« »Wer?« »Was zum Teufel geht Sie das an?« Wesley zögerte. »Er stirbt. Wir haben den Ort vermint, verstehen Sie? Wi r werden Sie zur Hölle schicken, wenn Sie nicht sofort etwas unternehmen!« Wir wußten, wen er meinte, und so stellte Wesley keine Fragen mehr. Etwas war mit Joel Hand passiert, und ich wollte mir nicht ausmalen, was seine Anhänger tun würden, wenn er starb.
    »Reden Sie mit mir«, sagte Wesley. »Er kann nicht schwimmen.«
    »Ich möchte mich vergewissern, daß ich alles begreife. Jemand ist beinahe ertrunken?«
    »Hören Sie. Das Wasser ist radioaktiv. Da drin waren die verdammten Brennelemente, kapieren Sie?«
    »Er war in einem der Reaktoren.«
    Der Mann schrie wieder. »Sparen Sie sich Ihre verdammten Fragen, und bringen sie jemanden her zum Helfen. Wenn er stirbt, sterben alle. Kapieren Sie das?« sagte er, während durchs Telefon zu hören war, wie laut ein Gewehr losging, und gleichzeitig vom Gebäude her ein Knall ertönte.
    Alle erstarrten, und dann hörten wir im Hintergrund Schreien. Ich hatte das Gefühl, mein Herz sprengte die Rippen. »Wenn Sie mich noch eine Minute warten lassen«, ertönte die aufgeregte Stimme des Mannes wieder in der Leitung, »dann wird der nächste umgebracht.«
    Ich ging ans Telefon, und bevor mich jemand daran hindern konnte, sagte ich: »Ich bin Ärztin. Ich muß genau wissen, was. geschah, als er ins Reaktorbecken fiel.«
    Schweigen. Dann sagte der Mann: »Er ist fast ertrunken, das ist alles, was ich weiß. Wir haben versucht, das Wasser aus ihm herauszupumpen, aber da war er schon ohnmächtig.«
    »Hat er Wasser geschluckt?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht ja. Etwas ist ihm aus dem Mund gekommen.« Er wurde immer aufgeregter. »Aber wenn Sie nichts unternehmen, Lady, werde ich Virginia in eine gottverdammte Wüste verwandeln.«
    »Ich werde Ihnen helfen«, sagte ich. »Aber ich muß noch ei n paar Fragen stellen. Wie ist sein Zustand jetzt?« v.
    »Wie ich schon gesagt habe. Er liegt in einer Art Koma.«
    »Wo haben Sie ihn hingebracht?«
    »In den Raum hier zu uns.« Er klang verängstigt. »Er reagiert auf gar nichts, egal, was wir tun.«
    »Ich werde viel Eis und medizinische Ausrüstung mitbringen müssen«, sagte ich. »Dafür werde ich mehrmals hin- und hergehen müssen, wenn ich keine Hilfe bekomme.«
    »Besser, Sie sind nicht vom FBI«, sprach er wieder mit lauterer Stimme.
    »Ich bin Ärztin hier draußen mit anderen medizinischen Helfern«, sagte ich. »Ich werde jetzt kommen, um Hilfe zu leisten, aber nicht, wenn Sie es mir zu schwer machen.« Er schwieg. Dann sagte er: »Okay. Aber kommen Sie allein.«
    »Der Roboter wird mir beim Tragen helfen. Derselbe, der Ihnen das Telefon gebracht hat.«
    Er legte auf, und als ich auch den Hörer sinken ließ, starrten mich Wesley und Marino an, als hätte ich gerade einen Mord begangen.
    »Kommt überhaupt nicht in Frage«, sagte Wesley. »Herr im Himmel, Kay! Hast du den Verstand verloren?«
    »Du wirst nicht gehen, verdammt noch mal, und wenn ich dich in Polizeigewahrsam nehmen muß«, schloß sich Marino an. »Ich muß«, sagte ich einfach. »Er stirbt«, fügte ich hinzu. »Und das ist genau der Grund, warum du dort nicht hinkannst«, rief Wesley aus.
    »Er leidet an akuter Strahlenkrankheit, weil er im Becken Wasser geschluckt hat«, sagte ich. »Er ist nicht zu retten. Er wird bald sterben, und dann, glaube ich, wissen wir, was die Konsequenzen sind. Seine Anhänger werden wahrscheinlich die Sprengladungen zünden«, sagte ich zu Wesley, Marino und dem Kommandanten des HRT. »Versteht ihr nicht? Ich habe ihr Buch gelesen. Er ist ihr Messias, und sie werden nicht einfach abziehen, wenn er stirbt. Diese ganze Sache wird zum Selbstmordkommando, wie du vorausgesagt
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