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Treffpunkt Unendlichkeit

Treffpunkt Unendlichkeit

Titel: Treffpunkt Unendlichkeit
Autoren: John Brunner
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»Das Physische und das Geistige hängen voneinander ab; so kann beispielsweise der Geist nicht für sich existieren. Er wächst innerhalb des Gehirns. Andererseits, so kommt es mir wenigstens vor, ist die physische Wirklichkeit eine Art totale Summe oder gemeinsamer Nenner aller Dinge, die das Bewußtsein aufnimmt. Man kann mit Hilfe des Geistes diese physische Wirklichkeit verändern – und zwar nicht die Wirklichkeit an sich, sondern die Art und Weise, in der sie aufgenommen wird. Verstehen Sie mich?«
    »Noch nicht«, sagte Knard. »Aber das wird sich ändern.«
    Hal Lanchery sah die anderen nicht an. Er sagte: »Könnten wir mit diesem metaphysischen Unsinn jetzt nicht aufhören? Wir sind hier, um ein wichtiges Problem zu besprechen: Was fangen wir mit jenen Leuten an, die uns beinahe vernichtet hätten – die unsere Gedanken ausbeuteten?«
    Bei den letzten Worten warf er Allyn einen feindseligen Blick zu.
    »Wie Sie wissen, haben wir die Gefangenen von Akkilmar befragt«, entgegnete Knard ruhig. »Wir müssen sie natürlich mit Beruhigungsmitteln behandeln, damit sie nicht einfach verschwinden. Aber es ist uns gelungen, ein paar wesentliche Tatsachen zu erfahren. Sie beuten die Tacket-Welten ebenfalls aus, aber nicht wie wir durch Handel, sondern durch direkte Plünderung. Sie besetzen eine ergiebige Tacket-Welt, warten, bis sie die Herrschaft über die Bewohner erlangt haben und melken den Planeten. Als sie mit uns Kontakt aufnahmen, erkannten sie, daß wir eine äußerst lohnende technische Zivilisation aufgebaut hatten.«
    »Und sie stolperten über ihren Hochmut«, sagte Clostrides. »Habe ich recht?«
    »Nicht ganz«, stellte Knard fest. »Gewiß, sie waren etwas verblendet, weil sie bis dahin noch nie auf ernsthaften Widerstand gestoßen waren. Und sie setzten ihre Gesellschaftsstruktur – eine kleine Oligarchie, die den Rest der Bevölkerung mit Hilfe der schwarzen Kästen dirigierte – automatisch mit der unseren gleich. So rechneten sie niemals mit Mister Holes Slum-Jungen oder Direktor Lancherys Wilden.«
    »Aber?« fragte Clostrides.
    »Aber es gab noch einen sehr bedeutenden Punkt«, erwiderte Allyn. »Ihre Anschauung von der Wirklichkeit wurde von dem Wissen geformt, daß sie eben diese Wirklichkeit manipulieren konnten. Wir hingegen …« Sie unterbrach sich und fuhr mit veränderter Stimme fort: »Wer von den Anwesenden glaubt an das Glück?«
    Einen Moment lang herrschte Stille. Dann sagte Jockey Hole mit einem befangenen Lachen: »Ich vielleicht.«
    »Das sollten Sie auch, denn Sie haben Glück. Nur handelt es sich nicht um zufälliges Glück. Es ist die unterbewußte Begabung, Folgerungen aus der Wirklichkeitsanalogie zu ziehen, die in jedem denkenden Gehirn vorhanden ist. Ohne zu wissen, was Sie taten, konnten Sie eine Kette von Ereignissen auslösen, die zur Entführung Erlkings führte. Über Erlking kamen Sie zu Knard und über Knard zu mir. Dann übergaben Sie die Sache dem einzigen Mann, der unbeschränkt handeln konnte: Clostrides.«
    Jockey sagte ernsthaft: »Ich habe oft über meine Eingebungen gestaunt. Nun wird mir einiges klar.«
    »Glück«, sagte Lanchery säuerlich. »Was geht uns das Glück an? Wir müssen uns endlich damit beschäftigen, wie wir den Feind erledigen wollen.«
    Clostrides nickte. Er sah Knard an, »Sie haben das Verhör der Gefangenen überwacht«, sagte er. »Glauben Sie, daß die Fremden zurückkehren werden?«
    »Sehr wahrscheinlich«, entgegnete Knard. »Das gebietet schon ihr gekränkter Ehrgeiz.«
    »Dann können wir nur eines tun.« Clostrides holte tief Atem. »Der Markt muß verschwinden. Das dahinterstehende System muß verschwinden. Diesmal haben wir mit viel Glück die Oberhand behalten. Beim nächsten Mal stürzen uns die kleinlichen Streitereien vielleicht ins Unglück.«
    Die Direktoren sahen einander so entsetzt an, daß Clostrides beinahe lachen mußte. Yorell machte sich zum Sprecher der anderen. »Manuel, das ist Unsinn, und du weißt es ganz genau. Einmal – woher wissen wir, daß sie wiederkommen werden? Es war ein ungeheurer Zufall, daß zwei Zivilisationen von gleicher Stärke in Lykens Territorium aufeinanderstießen. Wenn wir sie jemals wiedersehen, dann dort. Und nun, da diese Teufel Lyken und seine Leute versklavt haben.
    Clostrides unterbrach ihn, ohne sich zu entschuldigen. Er wandte sich Knard zu. »Glauben Sie, daß man die Betroffenen heilen kann?«
    »Kaum«, sagte Knard. »Lyken selbst und alle seine wichtigen Untergebenen
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