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Treffpunkt Unendlichkeit

Treffpunkt Unendlichkeit

Titel: Treffpunkt Unendlichkeit
Autoren: John Brunner
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Mann am anderen Ende des Kommunikators Befehle.
    Weder Gaffles, der den wilden Haufen kommandierte, noch einer der zweitausend Slum-Jungen wußten genau, was sie in Yorells Zentrale taten. Sie wußten, daß sie den Auftrag bekommen hatten, sich hier einzufinden, und sie wußten, daß es sich um eine wichtige Angelegenheit handelte. Das bedeutete ihnen viel. Da, wo sie herkamen, gab es selten wichtige Dinge – höchstens solche, die sie selbst wichtig nahmen. Sie konnten für Jockey Hole, den dicksten Frosch in ihrem kleinen Tümpel, schnüffeln. Das war so etwa die größte Bedeutung, die sie erlangten.
    Jockey wußte das; er war einmal an ihrer Stelle gewesen; er wußte besser als sie, daß er sich noch nicht sehr weit von ihnen entfernt hatte. Aus diesen Gründen würden die Jungen vereint und verantwortungsvoll handeln. Gut, man konnte keine große Disziplin erwarten, aber das war unwesentlich. Und so erteilte er Gaffles einen klaren und knappen Befehl:
    »Laß sie laufen!«
    Die meisten von ihnen hatten noch nie eine Waffe außer einem Schlagstock oder einem Messer in der Hand gehalten. Nun besaßen sie Gaspistolen und ein paar Energiegewehre. Ein Schuß wurde abgefeuert, und dann stürmten sie die hohe blaue Zitadelle, die Yorells Süd-Portal K beherbergte. Zweihundert von den zweitausend besetzten das Gebäude und sorgten dafür, daß es nicht zu Zwischenfällen kam, während eine Gruppe Techniker, die vom Markt hierher gekommen war, das Portal auf Lykens Welt einstellte.
    Die Slum-Jungen zögerten, als sie den hauchdünnen Film sahen, der wie eine Seifenblase schillerte und einen Blick auf die neue Welt freigab. Sie waren alle in der Stadt aufgewachsen; sie mißtrauten dem Land. Sie standen unentschlossen in der großen Halle herum, in der sich sonst Yorells Handelsgüter befanden, und überlegten, ob sie das Richtige taten.
    Gaffles entdeckte Tad unter ihnen. Er sah ihn an und kräuselte die Lippen, als wollte er sagen:
    »Feigling!«
    Tad trat durch das Portal, und die anderen folgten in einem breiten Strom.
    Sie marschierten zwei Meilen, und ihre Entschlossenheit begann zu sinken. Aber irgendwie hielten sie durch und erreichten Akkilmar, die Stadt mit den Holzhäusern. Glattgeschorener Rasen bedeckte alle freien Flächen, und im Hintergrund hörte man das Rauschen des Ozeans. Auf einem Hügel über der Stadt, der dicht von Bäumen bewachsen war, sammelte Gaffles seine Truppe und befahl ihr völliges Schweigen.
    Vorsichtig drang er bis zum Wandrand vor und studierte die Stadt mit seinem Feldstecher. Die Techniker, die das Portal geöffnet hatten, begleiteten ihn.
    Zwischen den Häusern erkannte man ein paar Menschen. Sie trugen wenig mehr als Metallketten und -reifen und wirkten ebenso primitiv wie die meisten anderen Eingeborenen der Tacket-Welten. Aber diese Leute waren in der Minderheit. Soldaten in stumpfgrauen, unförmigen Rüstungen versammelten sich auf dem Rasen. Sie hatten Waffen umgeschnallt. Einige von ihnen arbeiteten an großen ovalen Vorrichtungen aus glänzendem Draht. Andere luden viereckige schwarze Kästchen auf Plattformen, die über dem Boden schwebten und durch leichte Handbewegungen gesteuert werden konnten.
    Ein Techniker neben Gaffles stieß einen unterdrückten Ruf aus und flüsterte: »Das sind keine Wilden!«
    Gaffles schüttelte den Kopf. »Das sind unsere Feinde«, sagte er. »Ich glaube …«
    Im gleichen Moment erhob sich eine der beladenen Plattformen im steilen Winkel und flog nach Norden. Irgendwo am Rande des Waldes hörte man das Zischen einer Energiepistole. Der Strahl traf die Plattform, als sei sie eine Tontaube.
    Gaffles sprach nicht weiter. Er fluchte leise vor sich hin. Nun hatte er keine Waffe mehr. Er warf den Kopf zurück und rief: »Feuer!«

 
20
     
    Der Teil seines Gehirns, der die hämmernden Befehle der Fremden am besten vertragen hatte, wollte Shane zu dem Ausruf: »Ich habe es dir gleich gesagt!« verleiten.
    Aber Lykens niedergeschlagene Miene hinderte ihn daran. Und schließlich hätten sie gegen diese mächtigen Fremden ohnehin keine Chance gehabt. Ihn quälten Visionen; Millionen Menschen, die von schwarzen Kästen zu bedingungslosem Gehorsam unterworfen wurden. Das war schlimmer als ein Marionettenheer. Wenn er ehrlich war, so mußte er zugeben, daß die Gesellschaftsstruktur seiner eigenen Welt mit ihren riesigen Slums und der rivalisierenden Oberschicht nicht ideal war. Aber im Vergleich zu dieser Welt war sie ein Paradies.
    Er fuhr sich mit der
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