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Traummann mit Zuckerkuss

Traummann mit Zuckerkuss

Titel: Traummann mit Zuckerkuss
Autoren: Lizzie Beaton
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nach der Tüte mit dem schlichten, flachen Kuchen. Sie steckte die Nase hinein.
    » Oh, Issy«, seufzte sie, » den hat meine Großmutter für mich gebacken, als ich klein war. Der roch auch so. Genau so! Dein Großvater hat diesen Kuchen geliebt, davon hat er immer jede Menge verdrückt. Der war sein absolutes Leibgericht.«
    Issy war das klar, aber sie hätte nicht gedacht, dass ihre Mutter es auch wusste.
    » O Gott, das weckt vielleicht Erinnerungen.«
    Marian schluchzte jetzt vor sich hin, und die Tränen rannen ihr über die Wangen. Sie stand auf und setzte sich aufs Bett, dann öffnete sie den Beutel und hielt ihn Joe vor die Nase, sodass er das würzige Aroma einatmen konnte. Issy hatte mal irgendwo gehört, dass der Geruchssinn noch gut funktionierte, selbst wenn der Rest der Wahrnehmung versagte. Über Düfte gelangte man mitten ins Herz des Bewusstseins, sie waren eine Verbindung zu Gefühlen, zur Kindheit und Erinnerung. Aber wie viel war von ihrem Gramps noch übrig?
    Beide Frauen hörten ihn tief und keuchend einatmen. Dann ging plötzlich ein Ruck durch seinen Körper, und er riss die Augen auf. Über der schwachen, wässrigen Pupille lag ein Film. Joe atmete noch einmal ein, roch am Kuchen, und wieder, tiefer, so als versuchte er, seine Essenz in sich aufzusaugen. Er blinzelte ein paar Mal und bemühte sich erfolglos, irgendetwas zu erkennen. Und plötzlich sah er dann doch etwas– er starrte auf irgendetwas direkt vor ihm, das Issy nicht sehen konnte.
    » Da ist sie ja«, sagte er in sanftem, kindlichem, erstauntem Tonfall. » Da ist sie!« Dann legte sich ein leises Lächeln auf seine Züge, er schloss wieder die Augen, und sie begriffen, dass er für immer gegangen war.

Epilog
    Februar
    » Ich hätte nie gedacht, dass dein Busen noch größer werden könnte«, sagte Pearl zu Helena. » Wenn du neben dem Fenster stehst, versperrst du allen die Sicht. Der ist ja noch größer als meiner.«
    Das bleiche Nachmittagslicht fiel durch die Scheiben ins Cupcake Café hinein– als es im Herbst kalt und windig geworden war, hatten sie die Markise eingerollt– und legte sich über die Tische und die Etageren mit Baby-Cupcakes in rosa und blau, über Einschlagpapier, Karten und Geschenke, die den ganzen Boden übersäten. Helena thronte auf dem Sofa, ein riesiges, majestätisches Schiff mit geblähten Segeln. In ihrem engen blauen Kleid trug sie schamlos einen riesigen Kugelbauch zur Schau, ihr prächtiger Busen erhob sich darüber, und ihre tizianrote Mähne ergoss sich über ihre Schultern. Ashok, der neben ihr winzig wirkte, platzte fast vor Stolz. Issy fand, dass ihre Freundin nie schöner ausgesehen hatte.
    Draußen tollte Ben mit Louis herum. Man konnte eben nicht alles haben, dachte Pearl. Aber wenn der Junge seinen Vater doch liebte… Ben war nicht immer da, aber wenn er kam, dann strahlte Louis und blühte auf, und sie würde nie, niemals irgendetwas tun, um dieses Glück zu stören. Sie würde sich auf keinen Fall zwischen die beiden stellen. Am Eingang des Gässchens entdeckte sie Doti. Sie sahen einander lange an und wandten dann den Blick ab.
    Helena tätschelte sich wohlmeinend den Bauch.
    » Mein Schatz, ich hab dich wirklich lieb«, sagte sie zu ihrem Baby, » aber du darfst jetzt langsam mal rauskommen. Ich kann nämlich nicht mehr aufstehen.«
    » Das musst du doch auch gar nicht«, meinte Issy und eilte herbei. » Was brauchst du denn?«
    » Ich muss aufs Klo«, erklärte Helena. » Mal wieder.«
    » Oh. Okay. Dabei kann ich dir vermutlich nicht helfen.« Issy bot ihr trotzdem den Arm an, auf den Helena sich dankbar stützte.
    Pearl ging mit frischen Cupcakes über den Hof. Sie hatten das neue Gebäude innerhalb kürzester Zeit als Laden eingerichtet, und jetzt rannten die Kunden Pearl dort die Bude ein. Unterstützt wurde sie von Felipe, dem Geiger, der sich in der Küche recht geschickt anstellte, wenn er nicht gerade im Hof auf seinem Instrument übte. Selbst Marian hatte am Wochenende häufig vorbeigeschaut, bevor das Fernweh zu stark geworden und sie abgereist war, um Brick wiederzusehen– aber nicht, bevor sie sich lange mit ihrer Tochter unterhalten hatte, und die ihr gezeigt hatte, wie man E-Mails schrieb.
    Inzwischen hatte Issy für das Café zwei fröhliche junge Frauen aus Australien eingestellt, die mit Caroline problemlos den Laden schmissen, und die ganze Sache schien beinahe von selbst zu laufen. In letzter Zeit hatte Issy sich sogar öfter mal gefragt, ob sie nicht
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