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Traumjob - Liebe inclusive

Traumjob - Liebe inclusive

Titel: Traumjob - Liebe inclusive
Autoren: Marina Schuster
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unten, dann schüttelte sie den Kopf. »Warte, da fehlt noch was.«
Unter Sams völlig entgeistertem Blick nahm sie ein Paar Socken, rollte sie zusammen, zupfte ein wenig daran herum und drückte sie ihr in die Hand.
»Das ist nicht dein Ernst«, wehrte Samantha trocken ab.
»Doch ist es«, bekräftigte Janet und blinzelte ihr verschwörerisch zu. »Was glaubst du wohl, wie viele Männer versuchen, mit diesem Trick die Frauen zu beeindrucken? – Also ab in deine Hose damit.«
Resigniert stopfte Samantha das Sockenbündel in ihren Slip und rückte es ein wenig zurecht.
»Zufrieden?«, fragte sie missmutig und Janet nickte grinsend. »Ja, du wirst dich vor Angeboten nicht retten können.«
»Sehr witzig«, knurrte Sam, während sie ihre Unterlagen in eine Aktentasche stopfte. »Ich hätte mich nicht auf diese verrückte Idee einlassen sollen.«
»Immerhin hast du so wenigstens mal einen Termin für ein Vorstellungsgespräch bekommen, oder? Also hör jetzt auf dir Gedanken zu machen, geh da hin und gib dein Bestes, ich bin mir sicher, dass sie dich nehmen werden.«
»Ja, sicher, weil sie denken, dass ich Samuel bin. Er wird mich umbringen, wenn er das rauskriegt.«
Genervt schüttelte Janet den Kopf. »Und wenn schon, willst du jetzt deinen Traumjob haben oder nicht?«
Samantha zögerte. Ihr war keineswegs wohl bei dem, was sie da tat.
Vor zwei Wochen hatte sie sich von Janet überreden lassen, sich mit den Zeugnissen und dem Universitätsabschluss ihres Zwillingsbruders bei einer Firma zu bewerben. Zunächst war ihr das Ganze nicht so schlimm erschienen, aber jetzt, so kurz vor dem Vorstellungsgespräch, war ihr doch ziemlich mulmig zumute. Sie wagte gar nicht daran zu denken, was geschehen würde, wenn man herausbekam, dass sie nicht Samuel Webber war. Am liebsten hätte sie in der Firma angerufen und ihren Termin abgesagt, doch die Aussicht, vielleicht endlich einen Job in ihrem gewünschten Beruf zu bekommen, erschien ihr zu verlockend.
»Du musst jetzt los«, mahnte Janet, »du willst doch nicht gleich einen schlechten Eindruck machen, indem du zu spät kommst.«
»Nein, natürlich nicht«, seufzte Sam, immer noch nicht ganz davon überzeugt, dass es richtig war, was sie hier tat.
Doch schließlich gab sie sich einen Ruck, holte tief Luft und straffte die Schultern.
Janet trat einen Schritt auf sie zu und umarmte sie.
»Viel Erfolg«, wünschte sie ihr, »und vergiss nicht, dich ab und zu im Schritt zu kratzen, das wirkt sehr männlich.«
Sie prustete los und Samantha verzog das Gesicht.
»Nein danke, was auch immer passieren wird, aber dazu kriegen mich keine zehn Pferde.«
     
    Obwohl sie lieber mit ihrem Auto gefahren wäre, hatte Sam sich auf Janets Drängen hin dafür entschieden, mit der U-Bahn zu fahren, um ihr neues Erscheinungsbild zu testen.
Mit gesenktem Kopf saß sie auf einem Fensterplatz und wagte es nicht aufzusehen, vor lauter Angst, man würde ihr den Schwindel an der Nasenspitze ansehen. Irgendwie rechnete sie die ganze Zeit damit, dass jemand mit dem Finger auf sie zeigen und lauthals »Betrügerin« schreien würde, doch nichts dergleichen geschah. Unruhig schaute sie aus dem Fenster, sah draußen die Innenstadt an sich vorbei fliegen, ab und an durchbrochen von den Stopps an den einzelnen Stationen.
»Junger Mann, wären Sie vielleicht so nett und würden mich hinsetzen lassen?«, hörte sie eine Frauenstimme fragen, ohne sich jedoch angesprochen zu fühlen.
Erst als die ältere Frau sich mit einem verärgerten »Früher hatten Männer noch Manieren« vor ihr aufbaute, begriff Sam, dass tatsächlich sie gemeint war.
»Ja, ja natürlich«, sagte sie hastig und sprang auf.
Die Alte gab noch einen bissigen Kommentar über die heutige Jugend zum Besten, doch Sam hörte ihr schon gar nicht mehr richtig zu. Misstrauisch beäugte sie die Frau, um festzustellen, ob sie vielleicht nur aufgrund nachlassender Sehkraft auf ihre Verkleidung hereingefallen war, aber nichts deutete darauf hin.
»Scheint wohl doch zu funktionieren«, dachte sie dann ein wenig erleichtert, »nur an meiner Reaktion muss ich noch arbeiten.«
     
    Etwa eine halbe Stunde später stand Sam mit weichen Knien im Büro des Personalchefs und beantwortete nervös seine Fragen. Im Stillen betete sie, dass sie keinen Fehler machen würde, und rechnete insgeheim jede Sekunde damit, in hohem Bogen hinausgeworfen zu werden. Unruhig rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her und malte sich in düsteren Farben aus, was man mit ihr machen würde,
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