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Traumjäger (German Edition)

Traumjäger (German Edition)

Titel: Traumjäger (German Edition)
Autoren: Ulrike Talbiersky
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fassten sich aber bald wieder und kamen dem Befehl ihres Fürsten nach: Erneut umringten sie mich. Wieder spürte ich die stechenden Blicke in mir. Nein!
    Blitzschnell schoss mir ein Gedanke durch den Kopf: Es ist wie mit den Bildern! Und Toms Stimme hallte in meinen Ohren, so als stände er direkt neben mir: Gib ihnen nicht nach!
    Nein, sie würden mich nicht kriegen. Ich würde kein Traumloser werden!
    Wieder stand ich auf und durchbrach den Kreis der Traumlosen.
    Sorgul war außer sich und zischte seinen Knechten wütende Befehle zu. Doch ich gab ihnen diesmal nicht die Gelegenheit, sie auszuführen…
    Ich träumte.
    Nur von Ferne nahm ich die Ausrufe des Entsetzens wahr, die aus dem dunklen Zuschauerraum drangen, als helle Lichtkäfige die Knechte Sorguls, die mich gerade ergreifen wollten, gefangen nahmen. Lichtkäfige, die ich hierher gezaubert hatte. Ein Lächeln lag auf meinen Lippen, als ich Sorguls erschrockenes Gesicht erblickte.
    Mein Plan ging auf: Ich konnte träumen!
    Mehr und mehr Sterne funkelten am schwarzen Himmel. Die traumlosen Gestalten wichen mit Grauen zurück. Ihre langen Finger wiesen auf die strahlenden Himmelskörper. „Was ist das?“, wisperten sie. „Wie furchtbar… Wie grauenhaft… Das ist ja entsetzlich… Warum unternimmt denn niemand etwas?“

    Sorgul unternahm etwas. Mit raschem Schritt und wildem Blick kam er auf mich zu. Er wollte mich ergreifen, doch als er mich berührte, zuckten seine Arme zurück, als hätte er sich verbrannt. Mit weit aufgerissenen Augen stolperte er ein paar Schritte zurück. Ich bin mir nicht sicher, ob er sich tatsächlich an mir verbrannt hatte, doch ich weiß, dass mein furchtloses Auftreten – und erst Recht meine Träume – ihn verunsicherten.
    Sorgul, der Herrscher der Dunkelheit, war es nicht gewöhnt, dass man ihm ohne Angst ins Auge blickte.
    Er war es nicht gewöhnt, dass man seine Befehle nicht ausführte.
    Er war es gewöhnt, dass man sich vor ihm duckte, sich beugte und kuschte. Die Traumlosen waren seine Marionetten und er hatte die Fäden in der Hand.
    Doch nun stand ich da, ein furchtloser Traumjäger, mit zurück gewonnener Hoffnung; und ich wollte keine seiner Puppen sein.
    „Das kannst du nicht mit mir machen!“, zischte Sorgul mir verwirrt zu und rieb sich unruhig die Finger. Jedoch sammelte er sich schnell wieder und besann sich seiner Position.
    Schließlich waren die Blicke aller Traumlosen, die Blicke von Thea, den Wächtern und von Tom, sie alle waren auf uns gerichtet, auf den dunklen Herrscher und mich. Auge in Auge standen wir uns gegenüber.
    „Was kann ich nicht machen, Sorgul?“, rief ich mit fester Stimme. Ich fühlte mich so stark und groß wie noch nie zuvor! Ich war zu allem fähig!
    Sorgul blickte verärgert in den Sternenhimmel, an den ich soeben einen vollen Mond geträumt hatte. Strahlend hell leuchtete er auf. Die Traumlosen zischten, hoben ihre Hände, so als wollten sie sich gegen das blendende Licht wehren.
    Sorgul kniff die Augen zusammen. Sein Mund wurde ganz schmal.
    „Das Spiel ist noch nicht vorbei, kleiner Traumjäger. Glaube ja nicht, dass du mir so davon kommst. Auch ich verstehe etwas von Magie.“, presste er hervor.
    Ruckartig hob er seine Arme in die Höhe. Seine Finger krümmten sich. Dann zog er sie langsam über seinen Kopf zurück. Wieder sah er aus wie eine große Krähe.
    Mit einem Mal wurde es wieder finster um uns herum. Eine dichte, dunkle Wolke schob sich über meine herbeigeträumten Himmelskörper. Eine dunkle Wolke, voll düsterer Bedrohung, die ein Licht nach dem anderen verschluckte.
    Aber damit würde er nicht durchkommen! Das würde ich nicht zulassen!
    „Nein, Sorgul!“, rief ich. „Du verstehst nichts von Magie. Denn sonst wüsstest du, dass der größte Zauber in unseren Träumen liegt! Und das hier ist mein Traum, nicht deiner!“
    Sorgul wurde kreidebleich. Wie gut, dass mir Toms Worte eingefallen waren. Wie oft hatten wir über den Zauber der Träume gesprochen!
    Und plötzlich war der Zauber gegenwärtig: Ein winziger Lichtpunkt löste sich aus der schweren Wolke. Er löste sich, flog durch den schwarzen Himmel und landete auf der dunklen Sitzfläche von Sorguls Thron. Er brannte ein tiefes Loch in den Stuhl.
    Der dunkle Herrscher blickte mich an. Voller Abscheu, aber auch voller Furcht. Trotzdem zischte er: „War das etwa schon alles? Ein Tröpfchen aus Licht? Das soll dein ganzer Zauber gewesen sein? Dann lass mich dich nun eine Lektion meiner Magie
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