Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traumfrau (German Edition)

Traumfrau (German Edition)

Titel: Traumfrau (German Edition)
Autoren: Klaus-Peter Wolf
Vom Netzwerk:
empfand er diese Situation als demütigend.

2
    Nur Paul genehmigte sich einen Roten. Die anderen lehnten Wein ab. Zwar hatte Günther Ichtenhagen immer einen Kasten Bier im Keller stehen, doch der war nicht mehr ganz voll und auf ein richtiges Besäufnis war er nicht eingerichtet.
    Plötzlich standen alle unter dem Druck, durcheinanderreden zu müssen und dabei so schnell wie möglich ihr Blut mit Alkohol zu verdünnen.
    „Wie viel gibt es eigentlich für fünf Richtige?”
    „So fünftausend bestimmt.”
    Martin Schöller strahlte: „Das wären ja tausend für jeden. Wow. “
    „So ein Quatsch”, protestierte Hermann Segler. „Ich wette, wir kriegen fünfzehn, ja! Zwanzigtausend Mark!”
    Der Glanz in Martin Schöllers Augen kam nicht nur vom Bier. Hans Wirbitzki winkte ab.
    „Nein, so viel gibt’s nicht.”
    „Ruf doch mal einer bei der Lottozentrale an”, schlug Wolfhardt Paul vor.
    Obwohl das einleuchtend war, beschwichtigte Günther Ichtenhagen seine Freunde und sagte:
    „Sie haben die Quoten jetzt noch gar nicht. Die kommen frühestens am Montag oder am Dienstag raus. Wenn wir jetzt anrufen, sagt man uns höchstens, wie hoch die Gewinne am vorigen Wochenende waren.”
    „Na und, ich finde, das ist egal. Dann wissen wir wenigstens, wie viel es ungefähr gibt”, keifte Martin Schöller. Er sah aus, als würde er Hautausschlag bekommen. Feuerrote Flecken glühten in seinem Gesicht. Hermann Segler fischte das Telefonbuch aus dem Schränkchen und blätterte. Gleich nach den ersten zwei Seiten fand er die Nummer der Lottoansage. 0 11 62. Er wählte und lauschte in den Hörer. Ein Tonband lief ab.
    „Boah! Das muss man sich mal vorstellen! Für neunundneunzig Millionen Mark wurde gespielt! Du liebe Güte!”
    „Dann sind die Gewinne hoch”, orakelte Hans Wirbitzki.
    Wolfhardt Paul schüttelte den Kopf.
    „Mensch, die Zahlen sind von voriger Woche, kapierst du immer noch nicht?”
    „Hast du mal ‘nen Schnaps?”, fragte Martin Schöller mit einem Ton in der Stimme, der mehr eine Forderung als eine Bitte war. Günther Ichtenhagen nickte und ging zum Kühlschrank. Sein Aalborg Jubiläums Aquavit stand immer kalt.
    „Das versteh ich nicht, was die hier sagen.”
    „Warum nicht?”
    „Die reden hier von Gewinnklasse eins, zwei und drei. Was haben wir denn?”
    „Wir haben fünf Richtige.”
    „Na und, was ist das für eine Gewinnklasse?”
    Günther Ichtenhagen stellte den Aquavit auf den Tisch und holte sich einen Füllfederhalter, einen Block und nahm dann die Sache selbst in die Hand.
    Er schrieb einfach mit.
    Gewinnklasse zwei – zweitausenddreihundertfünfundneunzigmal viertausendsechshundertvierundsechzig Mark. Gewinnklasse vier – neunundneunzig Mark. Gewinnklasse fünf – acht Mark sechzig.
    „Ich glaube, wir sind mit fünf Richtigen Gewinnklasse drei. Das hätte dann beim letzten Mal knapp fünftausend Mark gegeben.”
    „Also doch – tausend für jeden.”
    „Glaub ich nicht.”
    Martin Schöller goss ein. Er schüttete sich den Schnaps einfach in sein leeres Bierglas und kippte ihn. Günther Ichtenhagen mochte das nicht. Er wog ab, was dagegen sprach, zum Schrank zu gehen und die richtigen Gläser herauszuholen. Entschied sich dann aber dagegen und ignorierte einfach Martin Schöllers ungebührliche Trinkgewohnheiten.
    Je mehr sie tranken, desto sicherer wurden sie, dass nicht insgesamt fünftausend Mark heraussprangen, sondern für jeden fünf. Martin Schöller versprach, dann endlich die Puppen tanzen zu lassen, und Hermann Segler redete mehr mit seiner Bierflasche als mit seinen Freunden. Er starrte sie an und blubberte:
    „Raus hier. Ich muss endlich raus aus dem Kaff.”
    Wolfhardt Paul, der in seinem ganzen Leben noch nie Urlaub gemacht hatte, der sich außer im Krieg, nicht weiter als hundert Kilometer von seinem Bauernhof entfernt hatte, sagte:
    „Sollen wir das machen? Wir fünf zusammen? Ohne unsere Frauen? Wegfahren?”
    „Natürlich ohne unsere Frauen”, fuhr Hans Wirbitzki auf. Wolfhardt Paul nickte. „Meine müsste sowieso das Vieh versorgen. Wir können gar nicht beide zusammen weg.”
    Hermann Segler grinste. Zum ersten Mal dachte er voller Freude an den Lebensmittelladen, denn seine Frau würde den Laden nicht schließen. Der Supermarkt in der Kreisstadt machte auch keine Betriebsferien.
    Martin Schöller lachte.
    „Am besten fliegen wir mit dem Bums Bomber nach Bangkok! Das wäre doch mal was für euch alte Böcke! Da braucht ihr eure Frauen wirklich nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher