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Traumfrau (German Edition)

Traumfrau (German Edition)

Titel: Traumfrau (German Edition)
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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mitnehmen!” Etwas leiser fügte er hinzu: „Wer nimmt schon eine Flasche Bier mit nach Dortmund?”
    Ungläubig sah Hermann Segler den jungen Spund an. Klopfte der hier nur große Sprüche? Oder gab’s so etwas wirklich?
    „Du meinst Urlaub im Bordell?”
    Endlich gab es mal etwas, wovon Martin Schöller mehr verstand als seine Skatbrüder. Zwar hatte er seine Erfahrungen nur aus Illustrierten und dem Kino, aber immerhin.
    „Na klar, das ist die ganz große Masche. Sextourismus! Bietet heute jedes größere Reiseunternehmen an.” Seine Stimme hatte einen triumphierenden Klang. Er brüstete sich damit, als sei es sein ureigenstes Verdienst, dass es so etwas gab.
    Günther Ichtenhagen hatte das Wort noch nie gehört: Sextourismus. Aber jetzt ging er zum Schrank und holte die Aalborggläser. Darauf wollte er nun doch einen nehmen.
    Um seinen Worten mehr Gewicht zu geben, spurtete Martin Schöller nach Hause und kam mit einem Stapel Reisekataloge zurück. Sie waren von ganz normalen Reiseunternehmen. Touropa, Trans Europa, TUI.
    Jetzt, dachte Günther Ichtenhagen, will er uns aufziehen. Mit diesen biederen Reisebüros fahren tausende von Familien in Urlaub. Da wird es doch nicht ...
    Martin Schöller war schon bei Bangkok und las laut vor:
    „Einfaches, kleines Hotel außerhalb des Zentrums. Einfache Zimmer mit Bad, Dusche und WC. - Jetzt kommt’s, Leute! Dieses Hotel wird besonders von Junggesellen bevorzugt. – Na, sagt das nicht alles? Wird besonders von Junggesellen bevorzugt! Und ist für Ehepaare und alleinstehende Damen nicht geeignet, hahaha, seht ihr, das meine ich! Oder hier – einfaches Mittelklassehotel im Herzen von Bangkok, direkt an der geschäftigen Petchburi Road. Zu einem günstigen Preis wird ihnen hier ein tolerantes Haus geboten. Es ist besonders für alleinreisende Gäste zu empfehlen. – Alleinreisende Gäste! Tolerantes Haus! Kapiert ihr denn gar nichts? So macht der Mann von Welt heutzutage Urlaub! Oder hier – Country Lodge. Für preisbewusste, alleinreisende Herren ist dieses freizügige Bungalowhotel in Pattaya genau das Richtige. In unmittelbarer Nähe des Hotels der Night Club Alcazar mit seiner Live Show ...”
    So eine hübsche kleine Asiatin könne ihn schon reizen, gab Hermann Segler zu, allerdings waren die Preise für Flugreisen plus Hotel ernüchternd.
    Außerdem, wandte Wolfhardt Paul ein, wie wollten sie denn ihren Frauen klar machen, warum sie alle zusammen nach Bangkok flogen?
    Hans Wirbitzki fand es übertrieben, für einen Bordellbesuch extra eine Flugreise zu unternehmen, wenn man sogar im Dorf ... Aber da hoben alle empört die Hände. Nein, im Dorf war es gänzlich unmöglich.
    Zwar gab es dort einen Privatclub, aber den frequentierten nur durchreisende Lkw-Fahrer. Für die anderen Privatclubs im Landkreis galt dasselbe. Die Dinger schossen überall aus dem Boden, wurden aber nur von Fremden besucht.
    Jetzt begann Martin Schöller von seinen Erfahrungen als Lastwagenfahrer zu erzählen, von der Tour Frankfurt–Hamburg.
    Seinen staunenden Skatbrüdern berichtete er von Dampfbädern, Massagesalons und Hot Whirl Pools. Er versicherte, er würde niemals mehr zu einer deutschen Hure gehen, weil bei den Asiatinnen und Philippininnen das Preis-Leistungs-Verhältnis viel günstiger sei.
    „Okay, okay”, sagte er, „einige sind hier schon ganz schön verdorben worden, aber sie kommen aus Ländern, in denen man dreißig, höchstens fünfzig Mark im Monat verdient, und dann wissen sie unser Geld zu schätzen, das sag ich euch. Auch wenn sie Preise nehmen wie die deutschen Huren, man achtet leider in den meisten Häusern darauf, dass einheitliche Preise verlangt werden – die leisten dann auch wirklich was dafür. Die wissen noch, was die Mark wert ist, hahaha!”
    Für Günther Ichtenhagen wurde das alles zu viel. Er spürte sein Herz wieder und es drängte ihn nach draußen.
    Hans Wirbitzki hatte sich schon wieder eine neue Zigarre angesteckt und er sog so hektisch daran, dass es aussah, als hielte er einen glühenden Dolch zwischen den Fingern.
    Dieses Bild prägte sich Günther Ichtenhagen am deutlichsten ein. Das aschfahle Gesicht des lungenkranken Hans Wirbitzki, der mit fieberhaften Augen alles zu sehen schien, wovon Martin Schöller erzählte, und dabei so nervös rauchte, als müsse er sich mit dem Tabakqualm betäuben.

3
    Am anderen Morgen erwachte Günther Ichtenhagen mit Kopfschmerzen. Es war ein wolkenloser, warmer Tag. An seinem Teich zwitscherten die
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