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Traumfänger und Prinzessin Jojo

Traumfänger und Prinzessin Jojo

Titel: Traumfänger und Prinzessin Jojo
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würde, das übernächste Woche stattfand, meldete ich mich, obwohl ich es nicht war. Zur Strafe musste ich nachsitzen und hundertmal schreiben: Man darf nicht grundlos auf die Tafel zeichnen.
    Ich nahm das als schlechtes Vorzeichen für meinen Kampf am Samstag. Statt zu üben, musste ich in der Schule sitzen und diesen dummen Satz hundertmal schreiben. In der Zeit, in der ich es schrieb, fiel mir etwas ein. Es gab noch eine Chance, den Traumfänger zu finden: Ich musste meine Großtante besuchen und sie fragen, was weiter mit dem Traumfänger geschehen war.
    Zu Hause erzählte ich das meinen Eltern und sie erlaubten mir, am Freitag zu meiner Großtante zu fahren und dort das ganze Wochenende zu verbringen. In ihrem Wohnort fand genau an diesen drei Tagen ein Jahrmarkt statt.
    »Gut«, sagte ich. »Aber ich bleibe auf keinen Fall das ganze Wochenende. Ich komme schon am Samstagmittag zurück.«
    Am Freitagmittag saß ich schließlich im Zug, voller Hoffnung, dass meine Großtante mir helfen könnte.
     

Tante Großtante
     
    Als ich aus dem Zug stieg, war auf dem Bahnsteig niemand zu sehen. Es war verrückt: Alles war voller weißem Dampf.
    »Zum hundert verrückten Verrückten! Wer hätte das gedacht, dass alles so verrückt ist?«, hörte ich eine Stimme aus dem weißen Dampf.
    Dann kam ein Windstoß und der Dampf war verschwunden. Dafür stand nun meine Großtante mit ihrem weißen Haar vor mir. Ich war überrascht, dass sie Gedanken lesen konnte.
    »Guten Tag, Tante Großtante«, sagte ich und wollte schon ihre Hand küssen.
    »Ich lasse niemanden meine Hand abschlecken!«, rief sie und klopfte mir auf die Schulter. »Wie lange willst du noch hier herumstehen? Komm mit!«
    »Gehen wir zu Fuß?«, fragte ich neugierig.
    »Auf gar keinen Fall«, antwortete sie. »Ich bin mit der Kutsche hergekommen.«
    Und wirklich, vor dem Bahnhof stand ein Pferd mit einer Kutsche.
    »Wie war die Reise?«, fragte die Großtante, als wir in die Kutsche geklettert waren.
    »Langweilig«, antwortete ich.
    »Mit mir wird dir nie langweilig sein«, sagte sie und nahm ein Kartenspiel aus ihrer Schürzentasche. »Kannst du ›Meine Tante, deine Tante‹ spielen?«
    »Nein«, erwiderte ich. »Ich spiele nie Karten. Ich kann Mühle spielen oder Murmeln.«
    »Habe ich richtig verstanden, du kannst Murmel spielen?«, fragte die Großtante. »Das werde ich sofort überprüfen. Brrrr, Brrr!«
    Das Pferd hielt an und die Tante sprang aus der Kutsche. Sie griff wieder in ihre Schürzentasche und holte eine Murmel heraus. Dann ließ sie die Murmel auf den Boden fallen. Sie maß fünf lange Schritte ab und sagte: »Kannst du die Murmel aus dieser Entfernung mit deiner treffen?«
    »Mal sehen«, meinte ich. »Die Entfernung ist groß.«
    Ich zielte sehr sorgfältig. Aber dennoch traf ich ihre Murmel nicht.
    »Ha, ha!«, lachte die Großtante laut. »Zum hundertsten falschen Versuch. Ich werde dir zeigen, wie man mit der Murmel trifft.«
    Sie maß zehn Schritte Entfernung von meiner Murmel ab. Dann kniete sie sich auf die Wiese und murmelte etwas, warf die Murmel und traf meine genau in der Mitte.
    »Wie hast du das gemacht?«, fragte ich fasziniert.
    »Ganz einfach«, antwortete die Tante. »Du musst nur den richtigen Platz für dein Knie finden und eine sichere Hand haben.«
    »Und das ist alles?«, fragte ich.
    »Na ja«, lächelte die Tante. »Du musst auch einen Murmelzauberspruch wissen. Der geht so: Murmel, Murmel, ich bitte dich. Bitte, bitte, triff für mich. Dann wirst du sicher immer treffen.«
    »Kann ich jetzt einmal probieren?«
    »Nein«, antwortete sie. »Wir müssen jetzt weiterfahren. Ich möchte den Jahrmarkt nicht verpassen.«
    Wir setzten uns wieder in die Kutsche und fuhren weiter. Unterwegs nahm die Großtante aus ihrer Schürzentasche ein Brot mit Zwetschgenmarmelade, das in Butterbrotpapier eingewickelt war, und gab es mir. Mmhh!! So gute Zwetschgenmarmelade hatte ich noch nie gegessen. Während ich kaute, fragte ich meine Großtante, ob sie mir die Geschichte vom Traumfänger erzählen könnte. Sie sagte, das wäre eine so alte Geschichte, dass sie sich kaum noch daran erinnern könnte.
    Ich war ziemlich enttäuscht und wollte mir schon einen Grund überlegen, wie ich gleich wieder nach Hause zurückfahren konnte. Da murmelte die Großtante dem Pferd etwas zu. Ich verstand die Worte nicht, aber es begann sofort zu galoppieren. Er war so schnell, dass wir gerade, als ich mein Brot fertig gegessen hatte, den Jahrmarkt
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