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Trauerweiden

Trauerweiden

Titel: Trauerweiden
Autoren: Wildis Streng
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Gruß.
    »Sie rufen aus einem bestimmten Grund an?«, wollte Heiko wissen.
    Florian hustete und sagte dann: »Also, gerade eben ist mir was ganz Komisches passiert.«
    »Ja?«
    »Ihr müsst wissen, dass ich immer die Heidemarie und die Annabella von der Musikschule abhole, weil die Elke ja um diese Zeit Yoga hat und … «
    »Und?«
    »… und da hat die Heidemarie zu mir gesagt, dass ihre Mutter gesagt hätte, ich bräuchte wegen dem Baby nicht traurig zu sein, weil es ja kein richtiges Baby war.«
    »Wie, kein richtiges Baby?«
    »Das habe ich sie auch gefragt. Und da hat sie gesagt, ihre Mutter hätte gesagt, der liebe Gott hätte bei diesem Baby etwas ganz Schlimmes zugelassen, und deshalb wäre es kein richtiges Baby.«
    »Hm.«
    »Hm.«
    »Ja.«
    »Und jetzt frage ich mich, woher denn die Elke von der Behinderung weiß … ich meine, das haben wir doch keinem erzählt, oder haben Sie etwa … «
    Heiko und Lisa wechselten einen Blick, den Ehrmann natürlich nicht sehen konnte. »Danke, Herr Ehrmann, wir kümmern uns drum. Ach, und noch eine Frage: Der Herr Schuster war doch die ganze Zeit auf der Party, gell?«
    Florian wirkte etwas verwirrt. »Wieso … der Mario … ja, ja, war er.«
    »Danke, Herr Ehrmann. Sie haben uns sehr geholfen.«
    Heiko legte auf und sah Lisa nachdenklich an. »Ja, das ist wirklich die Frage. Woher weiß Elke Schuster von der Behinderung?«
    Lisa nahm einen Schluck Kaffee und sah nachdenklich zum Fenster hinaus. »Von ihrem Mann?«, schlug sie vor.
    »Wohl kaum«, meinte Heiko, »Aber das lässt sich ja leicht herausfinden.«
    Er wählte die Nummer der Schuster’schen Praxis und war kurze Zeit später mit dem Herrn Doktor verbunden.
    »Ja, hallo, Herr Schuster, hier Wüst. Sie, wir fragen uns gerade, ob Sie wohl Ihrer Frau von dem Baby erzählt haben? Nein? Sie haben gar nichts erwähnt? Auch nicht, dass es Down-Syndrom hat? Ganz sicher? Gut, das war’s schon. Vielen Dank.«
    »Und?«, fragte Lisa.
    Heiko verneinte. »Gott bewahre, hat er gesagt.«
    »Das denke ich nämlich auch. Da käme die Frau Schuster doch vielleicht auf dumme Gedanken.«
    Die Tür ging auf, und Uwe stürmte herein, irgendwelche Papiere in Händen. »Also, der Kerl ist tatsächlich der Vater von dem Kind.«
    Irritiert registrierte Heiko, dass die Auskunft ohne großes Drumherumreden gekommen war. Uwe erwartete wohl Anerkennung.
    »Danke, Uwe. Gut hasch’s gmacht«, lobte Heiko also.
    Der Spurensicherer nickte und war kurz darauf wieder verschwunden.
    »So«, sagte Lisa, »Also. Gehen wir doch einmal davon aus, dass die Elke Schuster von dem Baby wusste – woher auch immer. Und dass sie auch wusste, dass ihr Mann der Vater ist. Dann hätte sie doch ein eindeutiges Motiv.«
    Heiko nickte und griff zum Einzelverbindungsnachweis von Jessicas Handy, der vor ihm auf dem Tisch lag. Er studierte das Blatt ausgiebig und sagte dann: »Da. Jessica hat am Vortag des Mordes bei den Schusters angerufen. Vielleicht wollte sie den Kerl für sich haben und hat der Frau die ganze Sache gesteckt?«
    Lisa nickte. Könnte gut sein. »Das Problem ist nur, dass wir nichts beweisen können. Ein Geständnis wäre gut.«
    Der Kommissar schnaubte. »Ja, da hast du recht, liebe Lisa, das wäre immer gut.«
    »Oder wenn wir bei Elke ein solches Küchenmesser finden würden. Einen Messerblock, in dem die Tatwaffe fehlt.«
    »Reicht nicht. Und so doof ist die auch nicht.«
    »Du hast recht. Wir brauchen ein Geständnis.«
    »Und wie?«
    »Wir müssen ihr eine Falle stellen. Wenn sie es war, wird sie irgendwie reagieren und sich vielleicht verraten. Oder zusammenbrechen und gestehen, noch besser.«
     
    Den Rest des Nachmittages verbrachten sie damit, sich einen Hinterhalt für Elke Schuster auszudenken. Es endete damit, dass sie einer Kollegin aus dem Streifendienst ein langes, hellblondes Haar ausrissen und die Beute sorgsam in einem Cellophantütchen verstauten. In Heiko regte sich das schlechte Gewissen, weil sie nun keine Rücksicht mehr auf Mario Schusters Wunsch nach Diskretion nehmen konnten. Aber es musste sein.
     
    Alfred kämpfte wieder mit dem Stuhl, was man an den enorm lauten Nagegeräuschen erkennen konnte. Mit wütend schräg gereckten Ohren und durchgedrückten Vorderpfoten kratzte der Rammler jetzt zusätzlich auf dem armen Stuhl herum. Irgendwann wäre es so weit, und dann hätte der Hase gewonnen. Die Dackelhündin erhob sich schwanzwedelnd und schlurfte zu dem malträtierten Möbelstück. Der Hase hielt kurz inne, sah
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