Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trauerweiden

Trauerweiden

Titel: Trauerweiden
Autoren: Wildis Streng
Vom Netzwerk:
irgendwie wie ins Gesicht getackert wirkte.
    Lisa räusperte sich. Heiko kaute immer noch. Na toll. Blieb also wiedermal alles an ihr hängen.
    »Also, ähm, allerdings.«
    Elke Schuster lächelte und tat sonst nichts.
    »Frau Schuster, das ist vielleicht nicht so leicht für Sie, was wir Ihnen jetzt sagen werden.«
    Die rosafarbenen Mundwinkel zuckten, blieben aber ansonsten unverändert oben. »Ah ja?«
    »Ja. Also, wissen Sie, das fällt mir wirklich nicht leicht. Aber Ihr Mann … «
    »Ja?«
    »… also wir gehen davon aus, dass Ihr Mann ein Verhältnis mit Jessica Waldmüller hatte.« Heiko beobachtete die Reaktion der Frau. Ihr Gesicht war zu einer Grinsegrimasse erstarrt.
    »Unmöglich. Sie müssen sich täuschen«, behauptete die Schuster und wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
    »Leider nicht«, schaltete sich nun doch Heiko ein.
    »Es gibt einen Beweis.«
    »Sie MÜSSEN sich irren«, beharrte die Blondine.
    Lisa legte ihr eine Hand auf den Arm. »Frau Schuster, die beiden haben ein gemeinsames Kind erwartet.«
    Jetzt lachte die Frau wieder auf, laut, schrill und irgendwie irr. »Nein!«
    »Doch, leider ist es so«, sagte Heiko. »Und wir fragen uns jetzt natürlich, ob Sie etwas von dieser Affäre gewusst haben. Und vielleicht auch von der Schwangerschaft. Sie verstehen, dass Sie damit … ein Motiv hätten?«
    Elke Schuster verschränkte die Arme und wirkte mit einem Mal wie ein trotziges Kind. »Nein, das habe ich nicht gewusst. Weder, dass er eine Affäre hatte, noch, dass sie ein Kind erwartet hat. Und nach wie vor bin ich der festen Überzeugung, dass Sie sich irren müssen.«
    Sie nahm sich nun selbst einen ihrer Kekse vom Teller, aber erst, nachdem sie den Haufen sehr lange betrachtet und sorgfältig ausgewählt hatte.
    »Nun gut, Frau Schuster, jedenfalls macht Sie das zu einer unserer Hauptverdächtigen«, erläuterte Heiko.
    Die blonde Mähne flog, als die Frau den Kopf schüttelte. »Niemals hätte ich der lieben Jessi etwas antun können.«
    Lisa zog die Augenbrauen hoch. »Ja, das schon. Aber wir haben da noch dieses Haar.«
    »Wie? Ich dachte, an der Leiche sei nichts gefunden worden?«
    »Also, nichts stimmt auf keinen Fall«, meinte Heiko. »Wir wissen, womit genau das Opfer erstochen wurde. Nämlich mit einem Küchenmesser der Länge 10 Zentimeter. Besitzen Sie ein solches Küchenmesser, Frau Schuster?«
    Die Schuster nickte. »Ja. So wie tausende anderer Crailsheimer auch.«
    »Da haben Sie schon recht«, gab Heiko zu. »Aber nicht alle Crailsheimer haben lange, blonde Haare.« Er hielt das Tütchen mit dem Haar in die Höhe und beobachtete wieder die Reaktion der Verdächtigen. Es gab keine.
    »Dieses Haar haben wir an der Leiche gefunden«, insistierte er.
    »Ach, doch noch«, spöttelte Elke Schuster, und für einen kurzen Moment fürchtete Heiko, sie könnte den Schwindel durchschauen.
    »Ich habe ein Alibi, falls Sie das vergessen haben.«
    »Ich bitte Sie, wenn die Kinder geschlafen haben, können Sie jederzeit mal kurz weggefahren sein, ohne dass die Kleinen es bemerkt hätten. Eine halbe Stunde hätte gereicht«, gab Lisa zu bedenken.
    »Jedenfalls hätten wir gerne ein Haar von Ihnen, Frau Schuster«, fuhr Heiko fort.
    Die blauen Augen der Frau rollten nun unstet von einer Seite des Raumes zur andern, als suche sie einen Ausweg. Lisa befürchtete schon, die Verdächtige könnte zusammenklappen und beugte sich automatisch nach vorne. Elke Schuster hob die linke Hand. Dann atmete sie tief durch, mit einem Pfeifen stieß sie die Luft wieder aus.
    »Frau Schuster?«
    Die Frau schien aus einem tiefen Traum zu sich zu kommen. Sie griff sich fahrig in die Frisur und riss mit schneller Handbewegung ein Haar aus. »Es ist nicht recht, was Sie da tun«, zischte sie dann, während sie das Haar in Heikos fordernd ausgestreckte Hand fallen ließ. Der Kommissar verpackte das Haar mit akribischer Langsamkeit in ein weiteres Cellophantütchen. Gleichzeitig atmete er auf, weil die Verdächtige gar nicht auf die Idee gekommen war, dass sie dazu ohne richterlichen Beschluss eigentlich gar nicht verpflichtet war.
    »Wenn Sie unschuldig sind, haben Sie ja nichts zu befürchten«, hielt Lisa dagegen.
    Frau Schuster sah zum Fenster hinaus. »Oder haben Sie uns etwas zu sagen, Frau Schuster? Sie wissen, ein Geständnis macht sich gut in der Verhandlung.«
    Elke Schuster erhob sich, nahm mit bitterbösen Blicken den Keksteller vom Tisch und verschwand in der Küche. In diesem Moment fiel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher