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Trapez

Trapez

Titel: Trapez
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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nicht mal du einen Unterschied feststellen, Kleiner.«
    »Du verstehst es nicht«, sagte Mario mit ruhiger Verzweiflung. »Dies ist das einzige, was nicht vorgetäuscht werden kann – nein, darf. Hast du das Drehbuch gelesen?
    Angelo, das ist hier kein H aufen Stunts, wir haben es hier mit einem Leben zu tun, und dies war der entscheidende Augenblick in diesem Leben, das, was bestimmt hatte, was er war! Siehst du das denn nicht? Bis jetzt war alles, was wir aufgenommen haben, absolut authentisch, und jetzt hat es ein Eigenleben . Es ist Kunst, keine Täuschung – siehst du denn den Unterschied nicht? Hast du die Aufnahmen nicht gesehen? Spürst du nicht, was für ein Geist dahintersteckt? Dies sollte Parrishs eigener Fall sein, der große Stunt, genauso, wie es wirklich passiert ist, alles in einer einzigen Einstellung, so, wie es wirklich war, mit der Kamera direkt dabei, keine getürkten Aufnahmen und Schnitte – Angelo, siehst du das denn nicht? Es ist Kunst, keine Täuschung – es wäre nicht richtig!«
    Tränen liefen über Marios Gesicht, aber Angelo war wie versteinert. »Du bist schon immer der Kunstexperte der Familie gewesen. Ich habe nie verstanden, worüber du immer geredet hast. Es ist keine Kunst, sich vor der Kamera umzubringen. Alles, was ich weiß , ist, dass ich ein Stuntman und Gewerkschafter bin, und dass es meine Aufgabe ist, die Arbeiter auf diesem Platz zu schützen, und dazu gehörst du auch. Bleib du beim Fliegen. Dafür wirst du bezahlt.« In seinem Gesicht stand offene Verachtung, als er Marios Tränen sah, und Tommy schien es so, als ob auch Verlegenheit dabei war. »Matt, um Gottes willen, nimm dich zusammen!«
    Marios Stimme klang leise und gefährlich: »Ich lasse mir von dir nichts mehr befehlen. Mein ganzes Leben lang war das so, aber jetzt nicht. Ich werde dies tun und du wirst mich nicht daran hindern.«
    »Oh, doch, das werde ich«, sagte Angelo. Er nahm Marios Schultern fest in seine Hände und zog ihn von der Strickleiter herunter. Er sagte: »Das, was du glaubst tun zu können, ist unmöglich. Das war’s, Punkt, Schlu ss , mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Es wird getürkt oder wir machen es überhaupt nicht.«
    »Ich nehme es nicht hin, dass etwas unmöglich ist«, sagte Mario. Seine leise Stimme zitterte. »Ich weiß , dass du glauben willst, ich könnte es nicht, aber das werde ich nicht zulassen, dass du mir immer noch sagst, was…«
    Sogar Tommy, der ihnen am nächsten war, sah nicht, was dann passierte, und hörte nicht, was Angelo sagte, aber es gab einen kurzen, heftigen Kampf, als Mario versuchte, sich von ihm loszureißen . Die Strickleiter wackelte. Mario versetzte ihm einen schweren Schlag, Angelo trat zurück und Blut trat aus seiner geschwollenen Lippe hervor. Er schüttelte seinen Kopf, sah Mario an und sagte mit bitterer Verachtung: »Das habe ich nicht von dir erwartet.«
    Mason war bis zur Grenze des Erträglichen gereizt und rief: »Gestorben! ‘ne Viertelstunde Pause für alle!«, als er Marios bleiches, zitterndes Gesicht und Angelos blutenden Mund sah.
    Stella sagte ruhig: »Ich hol’ dir Kaffee, Matt«, und ging zum Automaten im Foyer.
    Angelo ging wutschnaubend weg. Tommy lief ihm hinterher, nachdem er einen Moment lang bewegungslos dagestanden hatte. Er holte ihn in dem dunklen Flur vor dem Büro ein, das Jim Fortunati zugeteilt worden war. Er ergriff Angelos Arm und drehte den Größeren herum.
    »Wage es jetzt bloß nicht, ihn so stehenzulassen, du Mistkerl! Was denkst du dir eigentlich? Willst du, dass er sich umbringt?«
    Angelo löste sich aus Tommys Griff, als ob er durch ihn beschmutzt worden wäre. Er sagte durch seine Zähne hindurch: »Nimm deine Hände weg, du verdammter, kleiner…« Er verschluckte die folgenden Worte. »Ich versuche zu verhindern, dass er sich das Genick bricht, bei seinem ganzen Gerede über Kunst. Ich sollte dir den Hals umdrehen!«
    Tommy lag eine kindische Antwort auf den Lippen: Versuch‘s doch. Aber das hätte die eigentliche Konfrontation zwischen Mario und Angelo nicht verhindert.
    Das müssen sie unter sich ausmachen. Damit habe ich nichts zu tun. Das habe ich noch nie verstanden.
    »Mir den Hals umdrehen? Bitte, bitte, aber erst, wenn ich mit dir fertig bin. Und hör jetzt besser zu, hör gut zu, Angelo! Ich bin nicht katholisch, aber ich habe genug von Tessas Bibelunterricht mitbekommen, dass ich weiß , was eine Unterlassungssünde ist, und wenn du mir jetzt nicht zuhörst, wird dich dein verdammter
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