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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition)
Autoren: Irvine Welsh
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krimineller Handlungen aufgebraucht hatte, um seinen Anteil zu bezahlen. Allerdings war Second Prize so sehr damit beschäftigt, sich selbst zu zerstören, daß er kaum merkte, wenn ihm jemand die Hand reichte. Statt drei Riesen hätte man ihm genauso gut eine Flasche Insektenvertilgungsmittel zu trinken geben können. Das wäre eine schnellere und letztlich schmerzlosere Art, ihn zu töten. Manche würden behaupten, daß das Second Prizes eigener Wille sei, aber hatte denn nicht die Krankheit seine Fähigkeit zerstört, noch vernünftige Entscheidungen zu treffen? Renton grinst bei dieser Ironie, er, ein Junkie, der gerade seine besten Kumpel beklaut hat, und nun spricht er sich frei. Aber war er denn ein Junkie? Gut, er hatte gerade wieder angefangen, aber die Abstände dazwischen waren immer größer geworden. Allerdings konnte er die Frage im Augenblick noch nicht beantworten. Das konnte nur die Zeit.
    Rentons wirkliches Schuldgefühl konzentriert sich auf Spud. Er mochte Spud. Spud hatte noch nie jemandem was getan, mit Ausnahme vielleicht der seelischen Belastung, die seine Neigung auslöste, Menschen vom Inhalt ihrer Hosentaschen, Portemonnaies und Wohnungen zu befreien. Aber die Leute hingen sowieso viel zu sehr an den Dingen. Sie steckten zuviele Gefühle in sie hinein. Spud konnte doch nicht für den Materialismus und den Warenfetischismus der Gesellschaft verantwortlich gemacht werden. Für ihn war nie was richtig gelaufen. Die Welt hatte auf ihn geschissen, und nun hatte sich sein Kumpel dieser Welt angeschlossen. Wenn es einen gab, bei dem Renton etwas wiedergutmachen wollte, dann Spud.
    Blieb noch Begbie. Für den Arsch konnte Renton kein Mitleid aufbringen. Ein Psychoheini, der angespitzte Stricknadeln nahm, wenn er irgendein armes Schwein fertigmachen wollte. Da sei das Risiko, die Rippen zu treffen, geringer als beim Messer, prahlte er. Renton erinnerte sich noch an das eine Mal, wo Begbie im Vine Roy Sneddon ein Glas übergezogen hatte, wegen nichts. Der Typ hatte eine nervige Stimme und Begbie einen Kater. Es war häßlich, krank und sinnlos. Noch häßlicher als die Tat selbst war die Art, wie sie alle, er eingeschlossen, mitgemacht hatten und sogar Phantasiegeschichten erfanden, um die Tat zu rechtfertigen. Das war nur eine andere Art, Begbies Status als einen, mit dem man sich besser nicht einließ, zu zementieren, also indirekt auch ihren Status, weil sie mit ihm zusammen waren. Nun erkannte er die moralische Feigheit, die dahinter steckte. So betrachtet, war sein Verbrechen, Begbie zu beklauen, geradezu eine edle Tat.
    Ironischerweise lag der Schlüssel der ganzen Geschichte bei Begbie. Seine Kumpel zu beklauen war das schlimmste Verbrechen, das es für Begbie gab, und er würde die größtmögliche Bestrafung fordern. Renton hatte Begbie benutzt, hatte ihn benutzt, um alle Brücken hinter sich ein für allemal abzubrechen. Begbie war der Grund, warum er niemals mehr zurückkehren konnte. Renton hatte getan, was er immer tun wollte. Nun konnte er nie wieder zurück nach Leith, Edinburgh, Schottland, nie wieder. Dort konnte er nie ein anderer sein, als der, der er war. Jetzt, nachdem er sich für immer von ihnen befreit hatte, konnte er sein, was er wollte. Er würde es allein schaffen oder allein untergehen. Dieser Gedanke erschreckte und begeisterte ihn zugleich, während er über ein Leben in Amsterdam nachdachte.

Wie alles begann … SKAGBOYS

    ISBN 978-3-453-26887-6
    Auf den folgenden Seiten finden Sie eine Leseprobe
aus Irvine Welshs großem Roman Skagboys ,
der die Vorgeschichte zu Trainspotting erzählt und
uns ein Wiedersehen mit Renton, Sick Boy, Spud, Begbie
und der Gang beschert.

Way of the Dragon
    An diesem Nachmittag haben wir uns so richtig in die Hose geballert, der Rent Boy und ich. Die Situation: Wir hängen in unserer Bude ab. Ich lümmele auf zwei schwarzen, mit Kordstoff bezogenen Sitzsäcken, Renton liegt auf der Couch und hat alle viere von sich gestreckt. Wir quatschen darüber, wie toll das Skag bei Rentons Dealerkumpel war, rauchen n bisschen Maria und schauen die finale Kampfszene zwischen Bruce Lee und Chuck Norris in The Way of the Dragon . Ich hab immer noch das Skagtütchen in meiner Hosentasche, das wir von Swanney gekauft haben, und brenne darauf, es mir reinzuziehen. Rents will aber lieber noch ein bisschen warten, und da wir beschlossen haben, es gemeinsam zu nehmen, warten wir eben noch ein bisschen. Ich bin drauf und dran, das Thema wieder zur Sprache zu
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