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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition)
Autoren: Irvine Welsh
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zigsten Mal hat er versucht aufzuhören. Der Blödmann hat dafür nen guten Job und ne klasse Wohnung sausen lassen. Ich glaub, wenn das hier vorbei ist, gehn wir getrennt Wege.
    – Aber trotzdem gut, daß er im Hotel is. Einer muß ja auf die verdammte Kohle aufpassen. Second Prize oder Spud trau ich nich übern Weg.
    – Stimmt, sagt Sick Boy und fragt sich, wie er Begbie loswerden und sich auf die Suche nach weiblicher Gesellschaft machen kann. Er fragt sich, wen er anrufen soll oder ob er sich um die Rucksacktouristin kümmern wird. Was auch immer, er würde sich bald auf die Socken machen.
    Renton, der im Hotel geblieben ist, ist schlecht, aber nicht so schlecht, wie er ihnen weisgemacht hat. Er schaut zum hinteren Garten hinaus und sieht Andreas mit seiner Freundin Sarah herumtollen.
    Er wirft einen Blick auf die Adidas-Tasche voller Bargeld; das erste Mal, daß Begbie sie aus den Augen gelassen hat. Er breitet den Inhalt auf dem Bett aus. Soviel Geld hat Renton noch nie gesehen. Ohne lange nachzudenken, leert er Begbies Head-Tasche aus und stopft den Inhalt in die leere Adidas-Tasche. Dann stopft er das Geld in die Head-Tasche und legt seine eigenen Sachen oben drauf.
    Er wirft einen kurzen Blick zum Fenster hinaus. Andreas hat seine Hand in Sarahs lila Bikinihose stecken, und sie lacht und kreischt: – Nich, Andreas… nich… Renton greift sich die Head-Tasche, dreht sich um und schleicht aus dem Zimmer, die Treppe hinunter und den Flur entlang. Er wirft einen kurzen Blick zurück, bevor er hinaustritt. Wenn jetzt Begbie kommt, ist er erledigt. Kaum taucht dieser Gedanke in seinem Kopf auf, bricht er fast vor Angst zusammen. Aber auf dem Bürgersteig ist niemand. Renton geht über die Straße.
    Er hört Rufe und erstarrt. Eine Gruppe junger Typen in Celtics-Trikots, sternhagelvoll, offenkundig auf dem Weg zum Pogues-Konzert am Abend, stolpern auf ihn zu. Er geht angespannt an ihnen vorbei, aber sie beachten ihn gar nicht; zu seiner Erleichterung sieht er den 253er Bus kommen. Er springt auf, und fort gehts von Finsbury Park.
    Als er in Hackney aussteigt, um einen Bus zur Liverpool Street zu nehmen, fliegt er schon auf Autopilot. Trotzdem fühlt er sich wegen der Tasche voller Geld verfolgt und gehemmt. Jeder Passant wirkt auf ihn wie ein potentieller Räuber oder Taschendieb. Jedesmal wenn er eine schwarze Lederjacke sieht, die der Begbies ähnelt, gefriert ihm das Blut in den Adern. Als er im Bus zur Liverpool Street sitzt, denkt er sogar daran kehrtzumachen, aber er steckt die Hand in die Tasche und fühlt die Geldscheinbündel. Am Ziel angekommen, betritt er eine Filiale der Abbey National Bank und zahlt 9000 Pfund in bar auf sein Konto ein, auf dem gerade noch 27,32 Pfund sind. Der Kassierer zuckt nicht mit der Wimper. Schließlich ist er in der City.
    Mit nur noch 7000 Pfund bei sich, fühlt sich Renton gleich wohler, er geht zum Bahnhof Liverpool Street und kauft sich eine Rückfahrkarte nach Amsterdam, obwohl er nur in eine Richtung fahren will. Er sieht, wie Essex sich von Beton und Backstein in üppiges Grün verwandelt, während sie nach Harwich rumpeln. Am Parkeston Quay hat er eine Stunde Aufenthalt, bevor die Fähre nach Hoek van Holland ausläuft. Kein Problem. Junkies sind geübt im Warten. Vor ein paar Jahren hat er als Steward auf dieser Fähre gearbeitet. Er hofft, daß ihn keiner aus jenen Tagen erkennt.
    Auf dem Schiff läßt sein Verfolgungswahn langsam nach, dafür wird Renton von ersten Schuldgefühlen heimgesucht. Er denkt an Sick Boy und an all die Dinge, die sie zusammen durchgemacht haben. Sie haben gute Zeiten miteinander geteilt und auch schlechte Zeiten, aber sie haben sie geteilt. Sick Boy würde sich an dem Geld schadlos halten; er ist der geborene Ausbeuter. Aber dieser Verrat. Renton konnte sich Sick Boys Gesichtsausdruck, mehr verletzt als wütend, schon vorstellen. Aber sie hatten sich seit Jahren schon auseinanderentwickelt. Ihr gegenseitiger Antagonismus, früher ein Witz, eine Show für die anderen, war durch diese Ritualisierung langsam schlichte Wirklichkeit geworden. Es war besser so, fand Renton. Irgendwie würde Sick Boy ihn schon verstehen, seine Tat vielleicht insgeheim sogar bewundern. Seine Wut würde sich gegen sich selbst richten, nicht als erster auf die Idee gekommen zu sein.
    Es kostete nicht allzu viel Mühe, sich einzureden, daß er Second Prize einen Dienst erwiesen hatte. Er bedauerte es, daß Second Prize seine Abfindung aus dem Fonds für Opfer
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