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Traeume, zart wie Seide

Traeume, zart wie Seide

Titel: Traeume, zart wie Seide
Autoren: Jessica Bird
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blass wurde. „Oh, ich wusste nicht …“
    „Natürlich nicht“, erwiderte Cassandra freundlich. „Sie sind erst in die Küche gekommen, als Gray mich den anderen schon vorgestellt hatte.“
    Während Joy ihr Beileid bekundete, legte Gray Cassandra eine Hand auf die Schulter. Es war nicht zu übersehen, welche Art von Beziehung die beiden verband. Zwar wirkte Cassandra traurig, aber Joy hatte keinen Zweifel daran, dass Gray sie über ihren Verlust ganz wunderbar hinwegtröstete.
    So schnell wie möglich floh sie mit den Gläsern in die Küche. Dort stellte sie das Tablett neben den Geschirrspüler, der beinahe durchgelaufen war. Die in Profi-Qualität eingerichtete Küche war bereits wieder blitzblank. Als eingespieltes Team hatten Nate, Frankie und Tom auch die Aufräumarbeiten in Rekordzeit erledigt.
    „Wir wollen jetzt los, eingepackt ist schon alles“, verkündete Frankie.
    „Ich warte noch eben, bis der Geschirrspüler fertig ist, und stelle die restlichen Gläser rein.“
    „Soll ich dich dann abholen?“, bot Nate an.
    „Danke, nicht nötig. Es ist ja nicht viel Verkehr um diese Jahreszeit, da kann ich gut mit dem Fahrrad fahren.“ Und sie freute sich direkt auf die frische Luft.
    Frankie reichte ihr die Kleider, in denen sie gekommen war. „Libby hat in der Zwischenzeit deine Sachen gewaschen. Fahr aber vorsichtig, hörst du?“
    „Na klar.“
    Die drei verließen die Küche. In der Tür sah sich Tom noch einmal um. „Bis morgen“, sagte er mit schüchternem Lächeln.
    Halbherzig hob Joy die Hand. Wenn sie sich doch auch nur so auf dieses Date freuen könnte, wie er es offenbar tat!
    Abwesend löste sie die Haarklammer und fuhr sich mit den Fingern durch die langen Strähnen. Der Geschirrspüler begann mit der Trockenphase. Nur noch ein paar Minuten, dann konnte sie los.
    Sie stützte das Kinn auf die Hand und schaute aus dem Fenster. Was Gray jetzt wohl gerade machte? Lag er mit der Rothaarigen im Bett und streichelte ihren perfekten Körper?
    „Sie sehen müde aus.“
    Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie Grays Stimme hörte. Sie schüttelte den Kopf. „Ich warte nur noch, bis der Geschirrspüler fertig ist, dann gehe ich.“
    Er trat an eins der Fenster. „Sind Sie nicht mit dem Fahrrad hier?“
    „Doch.“
    Stirnrunzelnd drehte er sich um. „Aber um diese Zeit können Sie nicht mehr Fahrrad fahren!“
    „Doch, natürlich, kein Problem.“
    „Kommt nicht infrage.“
    „Wie bitte?“ Ungläubig starrte sie ihn an, während sie ihr Haar wieder mit der Klammer hochsteckte.
    Wie er so vor ihr stand, die dunklen Brauen zusammengezogen, die blauen Augen durchdringend auf sie gerichtet, wirkte er geradezu einschüchternd. „Ich bringe Sie nach Hause“, erklärte er.
    „Nein, danke.“ Joy stand auf, ging zum Geschirrspüler und fing an, ihn auszuräumen, obwohl er noch nicht ganz fertig war. Die Edelstahltöpfe und –pfannen waren noch kochend heiß, doch sie stellte sie trotzdem auf die Ablage, obwohl sie sich die Finger daran verbrannte.
    Nach einer Weile wagte sie es, sich wieder umzudrehen. Gray war gegangen.
    Ein Glück, dachte sie, und atmete tief durch. Er hat aufgegeben.
    Sie beeilte sich, die Gläser einzuräumen und den Geschirrspüler wieder einzuschalten, dann zog sie sich in der Toilette schnell um und legte die geliehenen Sachen über einen Küchenstuhl. Auf dem Weg nach draußen betätigte sie den Lichtschalter neben der Tür, kehrte aber nicht um, als nicht alle der großen Leuchtstoffröhren ausgingen. Sie wollte endlich weg von hier.
    Draußen lehnte Gray an der Hauswand – direkt neben ihrem Fahrrad. Die Arme hielt er vor der Brust verschränkt.
    Als er sie kommen hörte, hob er das Fahrrad mühelos hoch und sagte: „Gehen wir.“
    „Stellen Sie mein Rad wieder hin!“, forderte sie empört.
    „Holen Sie es sich doch.“
    Haha, sehr witzig. Der Mann war anderthalb Köpfe größer als sie. Wenn sie ihm nicht gerade einen Tritt in die Kniekehle gab – was sie unter den gegebenen Umständen für etwas extrem hielt –, hatte sie keine Chance, ihn aufzuhalten.
    „Ich kann Machos nicht leiden“, stieß sie hervor.
    „Es ist mir egal, ob Sie mich mögen.“
    Autsch. Die Antwort versetzte ihr einen Stich.
    Sie sah zu, wie er mit ihrem Fahrrad davonmarschierte, setzte sich aber doch in Bewegung, als sie merkte, dass er in Richtung See ging, nicht zur Garage.
    Wollte er das Rad etwa ins Wasser werfen?
    „Hey!“, schrie sie und lief ihm nach. „Was fällt Ihnen
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