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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt
Autoren: Jayne Ann Krentz
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Aufprall ließ ihn einen Schritt zurückwanken. In seinen Augen ersetzte ein neuer, verständnisloser Ausdruck den Zorn. Er ließ die Pistole fallen und umklammerte den Messergriff.
    »Aber ich habe … alles so sorgfältig geplant«, sagte er heiser, während er auf die Knie sank. »Es konnte nichts … schiefgehen.«
    Mit dem Gesicht zuerst fiel Cutter auf die Fliesen. Er bewegte sich nicht mehr.
    Harry zog Molly an sich. Sie vergrub das Gesicht an seiner Schulter. Als sie sprach, strömten Tränen über ihre Wangen.
    »Du hast uns gerettet. Du hast uns beiden heute nacht das Leben gerettet.«
    Diesmal war es nicht zu spät gewesen.
     
    »Du wußtest es, nicht wahr? Schon bevor du durch die Tür kamst, wußtest du, daß er da war.«
    Harry verstärkte seine Umarmung, während er mit Molly in das matte Licht der Morgendämmerung sah, das draußen hinter den Fenstern die Dunkelheit vertrieb. Die Polizei war vor einiger Zeit gegangen. Latteridges Leiche und das Blut in der Diele waren verschwunden. Weder Molly noch Harry hatten zu Bett gehen wollen.
    »Ich wußte …« Harry zögerte. Unsicher suchte er nach den richtigen Worten. »Ich fühlte, daß etwas nicht in Ordnung war.«
    »Du hast noch mehr gefühlt. Du wußtest, daß Latteridge hier war.«
    »Angesichts der Tatsache, daß er die einzige wirkliche Gefahr darstellte, mit der wir in letzter Zeit zu tun hatten, war das eine logische Schlußfolgerung.«
    »Komm mir nicht wieder mit diesem Unsinn.« Molly drehte sich in seiner Umarmung. Ihre smaragdgrünen Augen glänzten in einem wissenden Ausdruck. »Du wußtest, daß er hier war, weil ich dich gewarnt habe.«
    »Hast du das?«
    »Ja. Und du hast mich gehört, Harry. In deinen Gedanken.«
    Harry neigte den Kopf und glitt mit dem Mund über ihre Lippen. »Sagen wir einfach, daß ich wieder eine meiner Einsichten hatte.«
    »Es war weitaus mehr.« Molly schlang die Arme um seinen Nacken und küßte ihn innig. Schließlich beugte sie den Kopf in den Nacken und lächelte. »Eines Tages bringe ich dich dazu, es einzugestehen.«
    »Du bist in Sicherheit.« Harry schob sie sanft auf das Sofa zurück und legte sich auf sie. »Das ist alles, was zählt, Molly. Und ich danke Gott dafür.«
    Sie berührte seinen Mund mit einer Fingerspitze. »Und du bist auch in Sicherheit.« Sie sah ihn mit glühendem Blick an.
    Ohne Vorwarnung explodierte in Harry die alles verschlingende Leidenschaft. Der vernünftige Teil seines Gehirns wußte, daß es eine Nachwirkung auf die Gefahr und die Tatsache war, daß er Molly beinahe verloren hätte. Doch die Vernunft wurde durch das machtvolle Verlangen beiseite gedrängt, das ihn ergriff. »Molly«, flüsterte er. »Molly. «
    »Ja.« Sie zog sein Gesicht zu sich und küßte ihn.
    Mit elementarer Kraft, die sie nicht mehr anhalten konnten, wurden beide von wildem Begehren durchflossen. Harry nestelte an Mollys Kleidung und befreite sich gleichzeitig von seiner. Noch halb bekleidet vereinigten sie sich in einem Sturm der Leidenschaft. In diesem Augenblick zählte nur noch Verlangen. Harry stellte nichts mehr in Frage. Er akzeptierte, was geschah, und gab sich ganz hin.
    Er mußte die grenzenlose Wärme, das Leben und die Energie in Molly spüren, brauchte diese unglaubliche Empfindung, in sie zu sinken und sie im tiefsten Inneren zu berühren, während sie ihm in seiner Tiefe begegnete. Und Molly öffnete sich für ihn. Auf der Suche nach verborgenen Mysterien, die auf keine andere Weise erfahren werden konnten, drang Harry in sie ein. Die Sehnsucht nach den Geheimnissen ihrer Seele ergriff ihn, und es drängte ihn, ihr die seinen zu zeigen. Mutig betrat er die Glasbrücke mit dem Wissen, daß Molly auf der anderen Seite des Abgrunds auf ihn wartete. Solange sie da war, würde er nicht fallen.
    Harry war in der wirbelnden Dunkelheit nicht länger allein.
     
    Später lag er ausgestreckt in Mollys Armen und ließ sich bis in die Tiefen seiner Seele von ihrer Wärme durchdringen.
    Ich liebe dich, dachte er.
    Molly umfaßte sein Gesicht mit beiden Händen. »Ich liebe dich, Harry.«
    In diesem Augenblick wurde Harry bewußt, daß er die Worte niemals laut ausgesprochen hatte. Nicht ein einziges Mal. Unglaublich. Ein Leben ohne Molly konnte er sich nicht mehr vorstellen. Die Zeit war gekommen, ihr zu sagen, was in seinem Herzen brannte. »Ich liebe dich, Molly.«
    Sie lächelte. Lachen und Liebe standen in ihren hellen Augen. »Ich habe dich schon beim erstenmal verstanden.«

23
    An einem
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