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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt
Autoren: Jayne Ann Krentz
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Wenn die Junggesellenparty so lange gedauert hatte, mußte sie ein beachtlicher Erfolg gewesen sein. Sie gähnte und ging durch die Halle, um ihren zukünftigen Ehemann zu begrüßen. Wieder war das kratzende Geräusch zu hören. Harry hatte offensichtlich Schwierigkeiten, seine eigene Tür zu öffnen. »Ich hoffe, du bist nicht sturzbetrunken, Harry«, sagte sie, während sie aufmachte. »Ein bißchen männliche Verbrüderung ist in Ordnung, aber wenn die Strattons und Trevelyans dich abgefüllt haben, werde ich ihnen das sehr übelnehmen …«
    Sie brach entsetzt ab, als sie erkannte, wer vor der Tür stand.
    »Ich versichere Ihnen, daß ich nicht betrunken bin, meine Liebe«, sagte Cutter Latteridge. Mit seinem charmantesten Lächeln wies er auf eine Pistole in seiner Hand. Der Lauf hatte eine seltsame Form. »Und ich werde nicht lange bleiben. Es gibt nur zwei Dinge, die ich zu erledigen habe, bevor ich mit einem neuen Projekt beginne.«
    »Cutter.« Vor Verblüffung konnte Molly sich nicht bewegen. »Wie sind Sie hereingekommen?«
    »Mein Name ist übrigens Clarence, aber Sie können mich auch weiterhin Cutter nennen.« Er bewegte die Waffe. »Und um Ihre Frage zu beantworten: durch die Garage. Die Sicherheitsvorkehrungen dort sind immer so lasch, nicht wahr?«
    Molly machte einen Schritt zurück, während Cutter in die Halle trat und die Tür hinter sich schloß.
    »Es hieß, Sie wären verschwunden«, flüsterte Molly. »Es wäre nicht Ihr Stil, noch einmal zurückzukehren, wenn ein Schwindel aufgeflogen ist.«
    »Normalerweise stimmt das.« Cutter seufzte bedauernd. »Diese körperlichen Tätigkeiten liegen mir nicht. Einfach zu schmutzig. Ich ziehe es vor, meinen Lebensunterhalt mit dem Verstand zu verdienen. Aber in diesem Fall muß ich eine Ausnahme machen.«
    »Sie meinen noch eine Ausnahme? Sie haben Wharton Kendall getötet.«
    »Er wurde unzuverlässig«, erklärte Cutter. »Es stand einfach zuviel Geld auf dem Spiel. Er war der Meinung, daß er mehr verdiene, als ich für seine Dienste vorgesehen hatte. Erstaunlich, wie gierig manche Leute werden können.«
    »Nun werden Sie nie Zugang zum Vermögen der Abberwick-Stiftung bekommen«, sagte Molly verzweifelt. »Warum sind Sie das Risiko eingegangen, nach Seattle zurückzukehren?«
    »Weil Trevelyan nicht aufgeben wird.« Cutters Gesicht überzog sich mit plötzlichem Zorn. »Er ist ein gottverdammter Bluthund. Sein Privatdetektiv wühlt in meiner Vergangenheit herum, sucht nach Beweisen und typischen Tatmustern. Früher oder später wird er mich haben. Das kann ich nicht zulassen.«
    Molly wußte nicht, daß Harry den Fall noch immer von Fergus Rice verfolgen ließ, aber die Nachricht überraschte sie nicht. »Sie können Harry nicht aufhalten.«
    »Ich muß«, sagte Cutter. »Wenn ich ihn nicht loswerde, finde ich für den Rest meines Lebens keinen Frieden.«
    Molly packte die Angst. »Was haben Sie vor?«
    »Ich werde mir Sie und Harry als hübsches, ordentliches Paket vom Hals schaffen.«
    »Damit kommen Sie nie davon. Jedem wird klar sein, wer uns ermordet hat.«
    »Das glaube ich nicht.« Cutter lächelte kalt. »Dieses Projekt habe ich ziemlich lange geplant, und ich habe den richtigen Augenblick abgewartet.«
    »Wovon sprechen Sie?«
    »Es wird so aussehen, als hätte Harry Trevelyan, der für seine Geistesstörung bekannt ist, eine Kurzschlußhandlung begangen. Er kehrte betrunken und deprimiert nach seiner Junggesellenparty nach Hause zurück. Dort erschoß er seine Verlobte, nachdem er irrtümlich annahm, daß sie die Affäre mit einem alten Freund, Gordon Brooke, wieder aufgenommen hätte. Anschließend richtete er die Waffe gegen sich selbst. Klingt wie eine alltägliche Geschichte, oder?«
    »Sie sind verrückt, wenn Sie glauben, daß dieser Plan aufgeht.«
    »Er wird aufgehen, meine Liebe. In Details bin ich sehr gut.« Cutter sah auf seine Armbanduhr. »Wir können uns ebensogut hinsetzen. Bis Trevelyan kommt, gibt es schließlich nichts weiter zu tun. Und nach meiner Erfahrung können Junggesellenpartys ziemlich lange dauern.«
    Molly wußte, daß sie keine Chance hatte zu schreien. Cutter stand zu nah, und seine Pistole war schußbereit. Er könnte sie bewußtlos schlagen oder erschießen, bevor sie einen Laut herausbrächte.
    Sie erinnerte sich an den Tag, als Cutter sie in der Werkstatt ihres Vaters in die Enge getrieben hatte. Wenige Minuten, nachdem er das Haus verlassen hatte, war Harry am Schauplatz erschienen. Auch wenn er es
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