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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt
Autoren: Jayne Ann Krentz
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schönen Frühlingstag holte Harry seine Frau und beider neugeborenen Sohn nach Hause auf den Abberwick-Familiensitz. Er bettete sie auf das ausgeblichene viktorianische Sofa im vorderen Salon, während er sich vorbereitete, den erwarteten Besucheransturm einzuschränken. Diese Aufgabe würde nicht leicht sein. Eine lange Reihe von Trevelyans, Strattons und Abberwicks hatte die Absicht geäußert, der jungen Mutter und dem Baby einen Besuch abzustatten. In der Halle häuften sich die Geschenke.
    Neben dem Sofa stehend, sah Harry auf seinen Sohn hinunter. Ein Gefühl der Ehrfurcht und ein wundersames Staunen durchflossen ihn. Die Empfindung übertraf alles, was er jemals für die Gesetze von Newton und Einstein empfunden hatte. »Unglaublich«, flüsterte er. »Er ist absolut unglaublich.«
    »Genau das denke ich auch.« Molly lächelte Harry müde, aber mit tiefer Zufriedenheit an. »Was hältst du von dem Namen Sean Jasper Trevelyan?«
    »Ein bißchen umständlich, aber wen kümmert das … Er wird schon damit fertig werden.« Harry berührte vorsichtig Seans kleine Finger. »Ein Wunder.«
    »Wenn du dieses Wunder bestaunst, dann warte nur auf das nächste«, sagte Molly.
    »Das nächste?«
    »Es folgt auch noch ein kleines Mädchen, weißt du«, kündigte Molly glücklich an. »In ungefähr zwei Jahren.«
    »Hast du schon Pläne?« fragte Harry hingebungsvoll.
    »Ich habe sie gesehen, erinnerst du dich? An dem Tag, als sie und der kleine Sean mich in der Werkstatt gerettet haben. Wir werden sie Samantha Brittany nach unseren Müttern nennen.«
    Harry lächelte. »Alles, was du willst, meine Liebe. Ich besitze ganz sicher nicht die Kraft, mit dir zu streiten. Ich weiß, daß der Arzt darauf bestand, dich und Sean heute zu entlassen, aber ich brauche noch immer Erholung. Es wird eine Weile dauern, bis ich so etwas noch einmal durchstehen kann.«
    »Du warst wunderbar«, versicherte Molly ihm.
    »Ich war ein einziges Nervenbündel.«
    »Gar nicht wahr. Du bist nicht von meiner Seite gewichen.« Mit der Fingerspitze berührte Molly die winzige Nase ihres Sohnes. »Oder aus meinem Kopf«, fügte sie weich hinzu.
    Harry tat so, als hätte er nichts gehört. Doch der Teil in ihm, der früher bei derartigen Kommentaren und Andeutungen mit Schmerz reagiert hatte, geriet nicht mehr in Aufruhr. In der Halle wurden Schritte laut. Harry sah zur Tür. »Ich habe Ginny gesagt, sie soll die Besucherzahl heute auf ein Minimum beschränken.«
    »Hallo.« Tessa streckte den Kopf durch den Türrahmen. Direkt hinter ihr stand Heloise Stickley. »Wir sind gekommen, um dem neuen Familienmitglied unsere Aufwartung zu machen.«
    »Kommt rein«, sagte Molly. »Hallo, Heloise.«
    »Hallo, Miß Abberwick. Ich meine, Mrs. Trevelyan.«
    Heloise lächelte scheu. Sie hielt einen großen Kasten zwischen beiden Händen. »Süßes Kind.«
    »Allerdings.« Molly sah auf den Kasten. »Wie nett von Ihnen, ein Geschenk mitzubringen, Heloise.«
    Heloise wurde rot. »Nun, ja. Es handelt sich nicht wirklich um ein Geschenk. Mein Prototyp ist fertig. Ich dachte, Sie wollten ihn vielleicht sehen.«
    Harry stöhnte. »Nicht heute. Vielen Dank.«
    »Aber er funktioniert«, sagte Heloise. Die Begeisterung besiegte ihre Scheu. »Zumindest theoretisch. Bis jetzt hatte ich noch keine Gelegenheit, ihn auszuprobieren. Zuerst muß ich ein geeignetes Testobjekt finden. Jemand, der die richtigen Gehirnwellen absondert.«
    Harry trat einen Schritt zurück. Er machte ein böses Gesicht. »Sehen Sie mich nicht so an.«
    »Wie?« Heloise warf ihm einen belustigten Blick zu. »Ich hatte nicht die Absicht, Sie zu testen, Dr. Trevelyan. Was ich brauche, ist jemand mit zweifelsfrei festgestellten übersinnlichen Fähigkeiten.«
    »Genau.« Harry lächelte gelangweilt. »Und damit bin ich aus dem Rennen.«
    Molly warf ihm einen amüsierten Blick zu. Dann sah sie zu Tessa. »Wie geht es der erfolgreichen Beraterin in der Kaffeebranche?«
    »Im Juni eröffnen wir eine neue Gordon-Brooke-Espresso-Bar in Bellevue«, antwortete Tessa stolz. »Diesmal wird alles richtig laufen. Ich erwarte ein Bombengeschäft. Und ich bekomme Prozente vom Gewinn.«
    »Ich glaube, ich muß mich langsam nach einer neuen Angestellten umsehen«, sagte Molly. »Eine Vorahnung sagt mir, daß ich dich in Zukunft nicht mehr sehr häufig sehen werde.«
    »Meine Wurzeln werde ich nie vergessen«, versicherte Tessa ihr. »Aber ich überlege, ob ich mir den Augenbrauenring entfernen lassen soll. Was meinst
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