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Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Titel: Träume wie Gold: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Firma zu gründen, verfügte über genügend Köpfchen, um sich in den Schattenseiten des Gewerbes zu bewegen und zu gewinnen, und über genügend Kontakte, um sich einen verlässlichen Warennachschub zu sichern.
    Inzwischen war er ein wohlhabender Mann geworden, der italienische Maßanzüge, Französinnen und Schweizer Franken bevorzugte. Und nach jahrzehntelangen Transaktionen konnte er sich das leisten, was er am meisten schätzte: das Alte, das Unbezahlbare.
    »Sie sind fertig, Mr. Finley.« Die Kosmetikerin legte Finleys Hand sanft auf der makellos weißen Unterlage seines Schreibtisches ab. Sie wusste, dass er ihre Arbeit sorgfältig nachprüfen würde, während sie ihre Scheren, Feilen und Lotionen einpackte. Einmal hatte er sie zehn Minuten lang angebrüllt, weil sie ein winziges Stück Nagelhaut an seinem Daumen übersehen hatte. Doch als sie jetzt zu ihm aufzublicken wagte, betrachtete er lächelnd seine polierten Nägel.
    »Exzellente Arbeit.« Zufrieden rieb er seine Fingerspitzen aneinander. Dann zog er eine goldene Geldklammer aus der Gesäßtasche und zupfte einen Fünfziger heraus. Und mit einem seiner seltenen, entwaffnenden Lächeln legte er noch hundert Dollar drauf. »Frohe Weihnachten, meine Liebe.«
    »Oh, ich danke Ihnen. Vielen, vielen Dank, Mr. Finley. Ich wünsche Ihnen ebenfalls ein frohes Fest.«
    Immer noch lächelnd, entließ er sie mit einem Wink seiner polierten Fingerspitzen. Seine sporadischen Anfälle von Großzügigkeit waren für ihn so bezeichnend wie sein beständiger Geiz. Er fand an beidem Gefallen. Ehe die Tür noch hinter ihr ins Schloss gefallen war, hatte er sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und die Hände über seiner seidenen Weste gefaltet. Und er ließ den Blick über das Panorama von Los Angeles wandern.
    Weihnachten, dachte er. Was für eine wunderbare Zeit. Eine freundliche Gefälligkeit des Herrn an die Menschen. Glockengeläute und bunte Lichter. Freilich, es war auch die Zeit verzweifelter Einsamkeit, der Hoffnungslosigkeit, die Zeit der Selbstmorde. Doch solch kleine menschlichen Tragödien vermochten ihn kaum noch zu berühren. Sein Geld hatte ihn inzwischen über so heikle Bedürfnisse wie den Wunsch nach Freunden und Familie hinausgehoben. Freunde konnte er sich kaufen. Er hatte bewusst eine der reichsten Städte der Welt als Wohnsitz gewählt, wo man alles kaufen, verkaufen, besitzen konnte. Eine Stadt, in der Jugend, Reichtum und Macht mehr als alles andere zählten. Und in diesen schönsten Tagen des Jahres besaß er
Reichtum, besaß Macht. Und was die Jugend anbelangte, so ließ sich diese äußerlich ebenfalls mit Geld kaufen.
    Finley ließ seine hellgrünen Augen über die Gebäude und die in der Sonne glitzernden Fenster schweifen und stellte ein wenig überrascht fest, dass er glücklich war.
    Auf das Klopfen an seiner Bürotür hin drehte er sich um, ehe er »Herein« rief.
    »Sir.« Abel Winesap, ein kleiner, schmalschultriger Mann mit dem gewichtigen Titel ›Geschäftsführender Stellvertreter des Präsidenten‹ räusperte sich. »Mr. Finley.«
    »Kennen Sie die wahre Bedeutung von Weihnachten, Abel?« Finleys Stimme war so weich wie heißer Whisky auf Sahne.
    »Äh …« Winesap fingerte verlegen am Knoten seiner Krawatte. »Sir?«
    »Kaufen. Ein wunderbares Wort, Abel. Und die wahre Bedeutung dieser großartigen Festtage, finden Sie nicht?«
    »Doch, Sir.« Winesap spürte, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief. Der Grund für sein Kommen war heikel genug. Und Finleys gute Laune machte seine Mission nur noch schwieriger und gefährlicher. »Ich fürchte, wir haben ein Problem, Mr. Finley.«
    »Oh!« Finley lächelte noch, doch sein Blick erstarrte zu Eis. »Und das wäre?«
    Winesap schluckte heftig gegen seine Angst an. Er wusste, dass Finleys unterkühlter Zorn tödlicher sein konnte als der ungezügelte Wutausbruch jedes anderen Menschen. Es war Winesap gewesen, der dazu ausgewählt worden war, der Entlassung eines Mitarbeiters beizuwohnen. Dieser hatte Geld unterschlagen. Und er erinnerte sich nur zu gut, mit welch eiskalter Gelassenheit Finley dem Mann mit einem edelsteinbesetzten Dolch aus dem 16. Jahrhundert die Kehle aufgeschlitzt hatte.
    Betrug, so befand Finley, erforderte umgehende Bestrafung, die sollte aber mit angemessenem Zeremoniell ausgeführt werden.
    Ferner erinnerte sich Winesap mit Verdruss, dass er die Leiche anschließend beseitigen musste.
    Sichtlich nervös fuhr er fort: »Es geht um die Lieferung aus New York.
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