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Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Titel: Träume wie Gold: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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hätte sie ihn am liebsten geschüttelt, wenn sie sich davon etwas hätte versprechen können. Stattdessen strich sie ihm über die Wange. »Du brauchst nur etwas Zeit.«
    Jeder Muskel in seinem Körper verkrampfte sich. Er musste seine ganze Beherrschung aufbringen, um der Berührung ihrer sanften Finger nicht auszuweichen. »Möglich, aber das ist meine Art, damit umzugehen.«
    »Indem du das Haus deiner Familie aufgibst?«
    »Familie?« Er lachte verbittert auf.
    »Wir waren nie eine Familie. Weder hier noch sonst irgendwo.«
    Ihr bisher weicher, mitleidsvoller Blick verhärtete sich. »Vorzugeben, dass die Vergangenheit nicht existiert, ist genauso verhängnisvoll, wie in ihr zu leben. Was tust du hier? Alles wegwerfen, was du dir erarbeitet, was du dir selbst aufgebaut hast? Möglich, dass ich mich nicht sonderlich begeistert über deine Berufswahl gezeigt habe, aber es war deine eigene Entscheidung, und du hast Erfolg gehabt. Mit deiner Beförderung zum Captain hast du, so meine ich, dem Namen Skimmerhorn mehr Ehre gemacht als all deine Vorfahren mit ihrem Geld und ihrem gesellschaftlichen Einfluss.«
    »Ich bin nicht Cop geworden, um für meinen verdammten Namen die Werbetrommel zu rühren!«
    »Nein«, entgegnete sie sanft. »Du hast es allein für dich getan, gegen den massiven Druck der Familie, wobei ich mich nicht ausnehmen will.« Sie trat einen Schritt zurück und schlenderte durch die Diele. Hier hatte sie einst gelebt, vor vielen Jahren, als junge Ehefrau. Als unglückliche Ehefrau. »Ich habe mit angesehen, wie du dein Leben umgekrempelt hast, und es hat mich beeindruckt. Weil ich wusste, dass du es nur für dich und niemanden sonst getan hast. Und ich habe mich oft gefragt, woher du die Kraft dazu genommen hast.«
    Sie wandte sich ihm wieder zu, musterte ihn eindringlich, den Sohn ihres Sohnes. Er hatte das unverschämt gute Aussehen der Skimmerhorns geerbt. Bronzefarbenes, vom Wind zerzaustes Haar umrahmte sein schmales, prägnant geschnittenes Gesicht, in dem sich jetzt die innere Anspannung spiegelte, die ihn plagte. Und wie alle Mütter und Großmütter machte sie sich Sorgen, weil er abgenommen hatte, obgleich seine kraftvollen Züge dadurch noch besser zur Geltung kamen. Groß und breitschultrig, strahlte er eine Stärke aus, die die männliche Schönheit seines leicht gebräunten Teints und des sensiblen Mundes unterstrich und ihr gleichzeitig trotzte. Die leuchtenden tiefblauen Augen hatte er von ihr. Diese blickten sie jetzt rastlos und herausfordernd an und weckten Erinnerungen an den kleinen, verstörten Jungen von damals.
    Aber er war kein kleiner Junge mehr, und sie fürchtete, dass sie nur wenig tun konnte, um dem jetzt erwachsenen Mann zu helfen.
    »Ich möchte nicht mit ansehen, wie du dein Leben noch einmal völlig auf den Kopf stellst, und das ohne triftigen Grund.« Kopfschüttelnd trat sie vor ihn hin, ehe er noch etwas erwidern konnte. »Zugegeben, ich hatte meine Bedenken, als du nach dem Tod deiner Eltern wieder allein in dieses Haus gezogen bist, aber auch das war deine eigene Entscheidung. Und für eine Weile schien es auch, als hättest du wieder die richtige getroffen. Aber ist das die richtige
Art, mit dieser Tragödie fertig zu werden, indem du dein Elternhaus verkaufst und deine Karriere wegwirfst?«
    Er zögerte einen Augenblick. »Ja.«
    »Du enttäuschst mich, Jedidiah.«
    Das saß. Diesen Satz hatte er nur ganz selten von ihr gehört, und er traf ihn härter als all die Beleidigungen, die sein Vater ihm an den Kopf geworfen hatte. »Lieber enttäusche ich dich, als die Verantwortung für das Leben eines einzigen Cops auf mich zu laden. Ich bin nicht in der Verfassung, Befehle zu geben und Entscheidungen zu treffen. Vielleicht werde ich das nie mehr sein. Und was das Haus anbelangt, das hätte schon vor Jahren verkauft werden sollen. Nach dem Unfall. Wenn Elaine einverstanden gewesen wäre, hätte ich das längst getan. Jetzt ist sie tot, und die Entscheidung liegt bei mir.«
    »Ja, das stimmt«, pflichtete sie ihm bei. »Aber du triffst die falsche.«
    Die unterdrückte Wut brachte sein Blut zum Sieden. Er hatte das Bedürfnis, gegen irgendetwas zu treten, seine Fäuste gegen einen anderen zu erheben. Es war ein Bedürfnis, das ihn nur allzu oft überkam. Und genau aus diesem Grund war er nicht länger Captain J. T. Skimmerhorn vom Philadelphia Police Department, sondern Zivilist.
    »Begreifst du denn nicht? Ich kann hier nicht mehr leben. Ich kann hier nicht
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