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Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Titel: Träume wie Gold: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Die Warensendung, die Sie erwarten.«
    »Hat es Verzögerungen gegeben?«
    »Nein – das heißt, in gewisser Weise doch. Die Lieferung traf heute termingerecht ein, aber der Inhalt …« Er befeuchtete seine schmalen Lippen. »Das Paket enthält nicht das, was Sie bestellt haben, Sir.«
    Finley stützte seine manikürten Hände so fest auf die Schreibtischkante, dass die Knöchel hervortraten. »Würden Sie das bitte genauer erklären.«
    »Die Ware, Sir. Die Lieferung stimmt nicht mit der Bestellung überein. Offenbar hat irgendwo eine Verwechslung stattgefunden.« Winesaps Stimme nahm einen weinerlichen Klang an. »Ich dachte, es ist am besten, Ihnen gleich Bescheid zu geben.«
    »Wo sind die Sachen?«, Finleys Stimme hatte seine joviale Wärme verloren, sie klang jetzt eiskalt.
    »In der Warenannahme, Sir. Ich dachte …«
    »Bringen Sie das Paket rauf. Sofort!«
    »Jawohl, Sir. Sofort.« Dankbar, entlassen zu werden, verließ Winesap beinahe fluchtartig das Büro.
    Finley hatte eine Stange Geld für die Waren bezahlt und noch eine stattliche Summe drauflegen müssen, um sie tarnen und außer Landes schmuggeln zu lassen. Jedes einzelne Stück war gestohlen, getarnt und von den unterschiedlichsten Orten der Welt in seine New Yorker Fabrik transportiert worden. Allein die Bestechungsgelder beliefen sich auf eine sechsstellige Zahl.
    Um sich zu beruhigen, schenkte sich Finley ein großes Glas Guavensaft ein.
    Wenn bei der Transaktion etwas schief gelaufen war, dachte er, nun schon ein wenig ruhiger, dann musste es eben berichtigt werden. Wer immer einen Fehler gemacht hatte, würde dafür bezahlen.
    Bedächtig stellte er das Glas ab und betrachtete sich in dem ovalen George-III.-Spiegel über der Bar. Er fuhr sich mit der Hand durch seine dicke schwarze Haarmähne und bewunderte den Glanz und den Schimmer der vereinzelten
silbergrauen Strähnen. Sein letztes Face-lifting hatte die Tränensäcke unter seinen Augen verschwinden lassen, wie auch das beginnende Doppelkinn, es hatte die Falten geglättet, die sich tief um seine Mundpartie eingegraben hatten. Er wirkte keinen Tag älter als vierzig, stellte Finley befriedigt fest, nachdem er das Gesicht einige Male hin und hergedreht hatte, um sein Profil zu studieren. Welcher Idiot hatte gesagt, dass man Glück nicht mit Geld kaufen könne?
    Das erneute Klopfen an der Tür vertrieb seine gute Laune. »Herein!«, bellte er und wartete, bis einer seiner Jungs aus der Annahme die Kiste hereingerollt hatte. »Stell sie hier ab!« Er deutete mit dem Finger in die Mitte des Raumes. »Und verschwinde! Abel, Sie bleiben. Die Tür«, setzte er hinzu, worauf Winesap auf dem Absatz herumwirbelte, um sie eiligst hinter dem jungen Burschen zu schließen.
    Auf Finleys beharrliches Schweigen hin ging Winesap, aus dessen Gesicht alle Farbe gewichen war, langsam auf die Kiste zu. »Ich habe sie geöffnet, wie Sie es angeordnet haben, Mr. Finley. Und als ich die Ware prüfte, merkte ich, dass da ein Irrtum vorliegen muss.« Beherzt griff er in die mit Papierwolle gefüllte Kiste. Seine Finger zitterten, als er eine Porzellanteekanne zum Vorschein brachte, die ein Veilchenmuster zierte.
    Schweigend nahm ihm Finley die Teekanne ab und drehte sie um. Sie stammte aus England. Ein hübsches Stück, gut seine zweihundert Dollar wert. Aber ein Massenprodukt. Auf der ganzen Welt wurden Tausende solcher Teekannen verkauft, für ihn also vollkommen uninteressant. Er schmetterte sie gegen die Kante seines Schreibtischs, dass die Scherben durch das halbe Büro flogen.
    »Was sonst noch?«
    Ängstlich steckte Winesap seine Hand ein weiteres Mal in die Kiste, um eine bunte Glasvase herauszuziehen.
    Italienisch, stellte Finley nach rascher Prüfung fest. Handarbeit. Wert: hundert, höchstens hundertfünfzig Dollar. Die Vase flog knapp an Winesaps Kopf vorbei und zerschellte an der Wand.
    »Dann … dann sind da noch Teetassen.« Winesaps Blick huschte zwischen der Kiste und dem versteinerten Gesicht seines Chefs hin und her. »Und etwas Silber … zwei Platten und eine Gebäckschale. Und z-zwei Sektkelche, auf die Hochzeitsglocken eingraviert sind.«
    »Wo ist meine Ware?«, verlangte Finley mit scharfer Stimme zu wissen, wobei er jedes einzelne Wort betonte.
    »Sir, ich weiß nicht … es ist so, ich glaube, da muss …«, seine Stimme wurde zu einem leisen Wispern, »ein Irrtum passiert sein.«
    »Ein Irrtum.« Finleys Augen leuchteten wie Jade, als er die Fäuste in die Hüften stemmte.
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