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Traeume im Mondschein

Traeume im Mondschein

Titel: Traeume im Mondschein
Autoren: Sandra Marton
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ihn anblicken musste. An seinem Finger glänzte ein alter, mit einem Rubin besetzter Ring. Der blutrote Stein fing das helle Mondlicht ein und verwandelte es in ein strahlendes Feuer.
    Paige spürte seinen warmen Atem an ihrem Gesicht. Seine Züge mochten im Dunkel verborgen sein, doch für sie waren sie sehr klar. Sie hatte das Gefühl, diesen Mann schon ewig zu kennen. Langsam neigte er den Kopf, und sie schloss die Augen, um seinen Kuss abzuwarten …
    Da hörte sie plötzlich ein Geräusch in der Dunkelheit. Was es war, wusste sie nicht. Aber es war genug, um sie schlagartig zur Vernunft zu bringen.
    „Ich muss zurück“, drängte sie und löste sich eilig aus seiner Umarmung. „Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe. Mir ist schleierhaft, was dort drinnen mit mir los war …“
    Ihre forschen Worte erstarben, als er einen Schritt auf sie zu kam. „Du weißt, was passiert ist.“
    In seiner Stimme lag ein Unterton, der sie zwar erregte, ihr aber auch Angst machte. Sie wusste, dass er nicht auf ihren plötzlichen Schwindel anspielte. Aber darüber wollte sie nicht reden. Nicht jetzt. Und sicherlich nicht mit ihm.
    „Sie haben recht“, gab sie zu. „Mir war übel. Im Ballsaal war es so warm und stickig …“
    Als er seine Hände auf ihre Schultern legte und sie festhielt, schnappte Paige erschrocken nach Luft.
    „Lüg mich nicht an, Julia.“
    „Ich lüge nicht.“
    „Ich habe dich den ganzen Abend lang beobachtet.“
    Ihre Haut prickelte unter seiner Berührung. „Was meinen Sie?“
    Leise lachte er auf. „Du willst spielen? Du weißt, dass ich dich beobachtet habe.“
    Vor Verlegenheit schoss ihr das Blut in die Wangen. Gott sei Dank ist es dunkel, dachte sie.
    „Das stimmt nicht“, widersprach sie. „Ich …“
    Er umklammerte sie noch ein wenig fester. „Und du hast mich auch beobachtet“, stellte er ungerührt fest und zog Paige an sich.
    „Das habe ich nicht. Ich bemerkte Sie erst, als Sie mir Ihre Hilfe anboten.“
    „Wen hast du gesucht, als du in den Ballsaal gekommen bist, Julia?“ Im Dunkeln blitzten seine Zähne auf. „Deinen Verlobten?“
    „Ja, meinen Verlobten “, bestätigte sie. Sie betonte das Wort, als könne es sie vor dem Kommenden retten. „Und wahrscheinlich sucht er mich auch. Er …“
    „Er hätte eigentlich den ganzen Abend an deiner Seite sein müssen.“ Langsam begann er, ihre Schultern zu streicheln. „Ich hätte es getan, wenn du mir gehören würdest.“
    „Ich gehöre niemandem“, fuhr sie auf. „Er hat auf mich gewartet. Ich habe ihn nur nicht sofort entdeckt.“
    Das schien den Fremden zu amüsieren. „Aber mich hast du entdeckt.“ Er setzte seine Erkundungsreise fort und streichelte über ihre Wangen. „Doch dann bist du plötzlich in der Menge verschwunden, und ich verlor dich aus den Augen. Hat dein Romeo dich da gefunden?“
    Paiges Lippen fühlten sich trocken an. Sie befeuchtete sie mit ihrer Zungenspitze.
    „Ja. Und jetzt muss ich wirklich zu ihm zurück.“
    „Als ich dich das nächste Mal sah, hast du mit einem älteren Mann getanzt.“ Er nahm ihre Hände und legte sie an seine Brust. „Aber das war nicht dein Romeo.“
    „Nein.“
    Er nickte. „Vermutlich dein Vater. Oder ein Lieblingsonkel.“
    „Mein Vater. Ich habe gemerkt, dass du uns beobachtet hast.“ Das Eingeständnis war heraus, bevor sie sich zurückhalten konnte. Ihre Hoffnung, dass er es überhört hätte, löste sich in Luft auf, als er triumphierend auflachte.
    „Aber sagtest du nicht, dass du mich überhaupt nicht registriert hast, Julia?“
    „So heiße ich nicht“, erwiderte sie verzweifelt. „Das ist reine Fantasie …“
    Er legte die Arme um ihre Taille. „Diese Nacht ist voller Fantasie“, flüsterte er. „In so einer Nacht ist alles möglich. Sogar, dass du hierbleibst und mit mir tanzt.“
    Langsame, verträumte Musik drang aus dem Ballsaal heraus. Paige ließ ihre Hände auf der breiten Brust des Mannes liegen, als er sich zum Rhythmus zu bewegen begann.
    „Bitte nicht …“ Steif stand sie in seinen Armen und kämpfte gegen das Verlangen an, sich an ihn zu lehnen. Die Gedanken wirbelten durcheinander. Was hatte er gesagt? Dies sei eine Nacht der Fantasie. Richtig, es war nur eine harmlose Fantasie. Der Stoff, aus dem Träume gemacht wurden. Ihr Herz raste wild. „Also gut“, flüsterte sie schließlich. „Aber nur einen Tanz.“
    „Einen Tanz“, pflichtete er ihr bei. „Und dann tun wir, was immer du willst.“
    Wir tun, was immer du willst …
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