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Traeume im Mondschein

Traeume im Mondschein

Titel: Traeume im Mondschein
Autoren: Sandra Marton
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Lag in diesen einfachen Worten eine verborgene Provokation? Nein, keine Provokation, sagte sich Paige, während sie sich langsam zu drehen begannen. In seinen Worten lag mehr. Er wusste, was sie wollte. Auch, wenn sie es sich selbst noch nicht eingestanden hatte.
    Ach, sollte er doch denken, was er wollte! Ein Tanz mit ihm war alles, was sie ihm zugestand. Danach würde sie wieder an die Seite ihres Verlobten zurückkehren. In ein bis zwei Wochen würde sie Alan alles über diese Begegnung erzählen, und sie würden gemeinsam darüber lachen. Genauso wie über die Junggesellenfeier, die Alans Trauzeugen in einem Club organisiert hatten, der für seine leicht bekleideten Mädchen berüchtigt war.
    Dieser Tanz mit dem Fremden war eine letzte Kostprobe der Freiheit. Alan würde herzlich lachen.
    Ach, wem machte sie etwas vor? Sie würde Alan nie davon erzählen. Alan nicht und auch sonst niemandem.
    Der Mann zog sie noch näher an sich. „Haben deine Augen wirklich die Farbe von Frühlingsveilchen?“
    Wie eine samtweiche Berührung streichelte seine sanfte, verführerisch leise Stimme ihre Haut. In der Stille der Nacht hörte Paige beinahe, wie sich ihr eigenes Herz überschlug.
    „Wer bist du?“, fragte sie ihn atemlos.
    Leise lachte er. „Du weißt, wer ich bin, Julia. Ich bin der Mann, der dich schon den ganzen Abend lang lieben will.“
    Dieses Geständnis überraschte sie so sehr, dass sie strauchelte. Er stützte sie und presste sie eng an sich.
    „Nicht“, flüsterte sie. Trotzdem konnte sie sich nicht davon abhalten, sich an seinen Körper zu schmiegen. Unter ihren Händen fühlte sie sein Herz stark und wild in seiner Brust klopfen.
    „Julia …“
    Plötzlich fiel hinter ihnen eine Tür ins Schloss. Gelächter ertönte, dann waren Schritte auf dem Kiesweg zu hören. Paige wurde schlagartig in die Realität zurückgeworfen. Sie ballte die Hände zu Fäusten und rückte von dem Fremden ab.
    „Lass mich los“, flüsterte sie verzweifelt. „Bitte …“
    Doch er lächelte nur und fasste sie bei der Hand. „Komm mit mir.“
    „Bist du verrückt? Mein Verlobter …“
    „Dein Verlobter ist mir völlig egal. Und dir auch“, konterte er. „Wenn er dir etwas bedeuten würde, wärst du nicht hier bei mir.“
    Seine Worte jagten Paige einen Schauer über den Rücken. „Du weißt nicht, wovon du redest. Er bedeutet mir alles.“
    „Dann hast du ja nichts zu befürchten, wenn du mit mir kommst.“ Er verschränkte seine Finger mit den ihren. „Außerdem könnte man falsche Schlussfolgerungen ziehen, wenn man uns hier findet.“
    Sie wollte ihm sagen, dass Alan das verstehen würde, aber sie war sich selbst nicht sicher. Die Schritte und das Lachen kamen immer näher.
    Der Mann spürte ihr Zögern und drückte ihre Hand. „Wir tanzen unseren Tanz zu Ende“, versprach er und zog Paige hinter sich her. „Dort unten am Strand. Und danach bringe ich dich zu deinem Romeo zurück, wenn es das ist, was du willst.“
    Es war verrückt, ihm den engen Kiesweg entlang zu folgen, der die Klippe hinunterführte. Es grenzte an Wahnsinn, die Sandaletten abzustreifen und sich am Strand in seine zum Tanz gehobenen Arme zu begeben. Aber es fühlte sich einfach wundervoll an, sich von ihm umarmen zu lassen und sich mit ihm im Rhythmus der Musik zu wiegen. Die Zeit schien stillzustehen. Paige schloss die Augen und legte ihren Kopf an seine Schulter. Als seine Lippen ihr Haar streiften, fühlte es sich so richtig an, dass sie keine Einwände erhob.
    „Julia“, flüsterte er.
    Langsam hob sie den Kopf. Die Hand des Fremden strich sanft über ihren Rücken, hinauf zu ihrem Nacken. Seine Finger spielten mit ihrem Haar.
    „Julia“, wiederholte er in dem Augenblick, da der Mond hinter den dunklen Wolken hervorkam und sein Gesicht in ein sanftes Licht tauchte. Er hatte eine gerade Nase, einen Mund, den ein harter Zug umspielte, und volle, sinnliche Lippen. Seine Augen funkelten unter der Maske, die er noch immer trug. Blau, dachte sie mit wild klopfendem Herzen. Er hat blaue Augen. Oder grüne?
    Als könnte er ihre Gedanken lesen, streifte er das schwarze Etwas von seinem Gesicht. Ihr Atem beschleunigte sich, als er die Maske achtlos zu Boden warf und sie dabei unverwandt anblickte. Dichte Wimpern umrahmten seine Augen, die die durchdringende Farbe eines Aquamarins hatten. Die Farbe des Sommermeeres.
    „Jetzt du“, forderte er sie murmelnd auf.
    Paige erschauerte, als er im nächsten Moment nach ihrer silbernen Maske
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