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Traeume im Mondschein

Traeume im Mondschein

Titel: Traeume im Mondschein
Autoren: Sandra Marton
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selbstverständlich seine Verwandten kennenlernen. In drei Tagen war der Spuk vorbei. Nur noch drei Tage …
    Auf der Damentoilette herrschte dichtes Gedränge. Paige atmete schnell tief ein und stellte sich hinter ein Haremsmädchen und eine Piratin.
    „… mir einen Heiratsantrag gemacht“, sprudelte es aus dem Haremsmädchen heraus. Sie streckte ihre linke Hand vor. „Schau mal, ist der nicht schön?“
    Alle Umstehenden blickten auf den Ring an ihrer Hand und lächelten. Der Diamant an ihrem Finger war kleiner als der von Paige, und doch strahlten ihre Augen um ein Vielfaches mehr. Ob das Herz des Mädchens wild klopfte, wenn ihr Verlobter sie ansah? Raubte es ihr den Atem, wenn sein Blick mit ihrem verschmolz und sie seine Liebe darin las? Paige fühlte bei Alan nichts dergleichen. Noch nie hatte sie so etwas empfunden, nicht einmal während ihrer lange zurückliegenden Affäre. Erst als der Unbekannte sie vor wenigen Minuten unter seiner schwarzen Maske anblickte, hatte sie eine Ahnung von dem Gefühl bekommen, an das sie eigentlich nicht glaubte.
    Das Haremsmädchen verstummte, als Paige sich energisch räusperte.
    „Verzeihung“, sagte sie und drängte sich zwischen den wartenden Frauen hindurch Richtung Ausgang. Sie ignorierte die hochgezogenen Augenbrauen und die neugierigen Gesichter.
    Endlich wieder draußen, lehnte sie sich erschöpft gegen die Tür. Sie dachte an Alan und spürte, wie ihr eine leise Verzweiflung die Kehle zuschnürte.
    Die Musik kam ihr dröhnend vor, die Menge noch dichter als zuvor. In der Nähe rauchte ein schwergewichtiger Mann eine Zigarre, deren Rauch Paige ganz zu umhüllen schien. Einen Moment lang dachte sie daran, auf die Straße zu laufen. Sie könnte ein Taxi anhalten und nach Hause fahren …
    Aber vor dem Hunt Club gab es nicht einmal eine Straße. Nur einen Parkplatz auf einer Klippe an Connecticuts Küste. Außerdem konnte sie nicht einfach so verschwinden. Alan und ihre Eltern würden besorgt nach ihr suchen. Und was sollte sie ihnen sagen? Dass ihr zum Weinen zumute war, weil ein Haremsmädchen so glücklich über seine Verlobung gesprochen hatte? Oder dass ein wildfremder Mann Gefühle in ihr weckte, die sie bei Alan nicht spürte? Dass sie das so sehr erschütterte, dass sie davonlaufen musste?
    Der Saal begann sich zu drehen. „Oh nein“, flüsterte sie, als ihr mit einem Mal schwarz vor Augen wurde. Im nächsten Moment spürte sie, wie sich ein Arm um ihre Taille legte. Ein ledriger Duft stieg ihr in die Nase, sie bemerkte einen rauen Stoff an ihrer Wange und darunter eine muskulöse, männliche Brust.
    „Das wird schon wieder“, hörte sie eine dunkle Stimme sagen. „Lehnen Sie sich einfach an mich.“
    „Es geht mir gut“, brachte sie zittrig hervor.
    Dennoch stützte sie sich dankbar gegen ihren Retter. Er hielt sie fest in seinen Armen, eine Hand hatte er auf die sanfte Kurve ihrer Hüfte gelegt.
    „Sie fallen mir noch in Ohnmacht, wenn Sie keine frische Luft bekommen“, stellte der Mann fest. „Atmen Sie tief durch.“
    Paige folgte den Anweisungen. Sie war noch nie ohnmächtig geworden, aber jetzt fühlte sie so etwas wie Panik in sich aufsteigen. Bereitwillig ließ sie sich durch die Menge in Richtung Terrasse führen.
    Eine kalte Windböe wehte ihr ins Gesicht und verschaffte ihr augenblicklich einen klaren Kopf. Was tat sie hier eigentlich? Sie würde dem Mann für die Hilfe danken und ihn dann bitten, ihren Verlobten zu suchen.
    Und doch würde sie nichts dergleichen tun. Sie wusste, dass der Mann neben ihr der Fremde war, der sie den ganzen Abend beobachtet hatte. Ihr heftig klopfendes Herz bestätigte nur, was sich ohnehin nicht leugnen ließ.
    Ja, sie hatte diesen Augenblick herbeigesehnt. Sie hatte gehofft, dass er kommen möge. Jetzt war er da, und sie war sicher, dass ihr Leben sich von Grund auf ändern würde.

2. KAPITEL
    Paige fröstelte. Die gläsernen Türen schlossen sich leise, sodass die Musik aus dem Ballsaal nur noch schwach zu ihnen herausdrang. Der Schein des Vollmondes erhellte die Terrasse, doch als Paige jetzt ihren Blick hob, um in das Gesicht des Fremden zu sehen, schoben sich eilig ein paar Wolken vor die sanfte Lichtquelle.
    Alle Instinkte rieten ihr, sich aus der Umarmung dieses Mannes zu befreien und in den hell erleuchteten, sicheren Tanzsaal zurückzukehren. Das ist Wahnsinn, dachte sie. Ich muss ihm sagen, dass ich nun gehen werde.
    Aber der Fremde kam ihr zuvor. „Atmen Sie tief ein.“
    Paige schüttelte
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