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Traeum weiter, Mann

Traeum weiter, Mann

Titel: Traeum weiter, Mann
Autoren: Nebe
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Ihre Augen sind nicht mehr kühl, sondern ganz offen und weich. Sie hat keine Scheu, sich so privat zu zeigen, das spricht für ihre Stärke. Man darf nicht vergessen, sie ist die Kellnerin, er der Gast, sie treffen sich hier im Geschäftsbereich.
    »Prost.«
    »Ich bin übrigens Gerald.«
    »Stefanie. Aber die meisten nennen mich Steff.«
    »Wirklich Steff? Nicht Steffie?«
    »Nur wer will, dass ich ihn töte, nennt mich Steffie!«
    Sie sucht Augenkontakt.
    »Und wie findest du es hier bei uns?«
    Er versucht, locker zu bleiben.
    »Wenn man sich daran gewöhnt hat, mit Vertretern für Putzeimer zu essen, gut.«
    Steff lehnt sich zurück und verzieht fragend ihr Gesicht: »Vertreter für Putzeimer?«
    Gerald lächelt nervös, das war ein reichlich blöder Witz, er hätte die Klappe halten sollen.
    »Ach, das ist nur ..., so nenne ich den Typen, der vorhin hier gesessen hat.«
    Steff nickt verstehend.
    »Ah, Herr Deuters. – Du bist Makler, nicht?«
    »Wenn du eine Ferienimmobilie suchst ...«, bietet er kokett an  – und bereut es im nächsten Moment. Es ist ein Automatismus bei ihm geworden, nach der Berufsnennung gleich eine Immobilie anzubieten. Eigentlich kotzt es ihn selber an, zudem ist es gefährlich: Die Vorherbestimmung, die ihn an diesen Tisch gebracht hat, ist ein Angebot, das man nur einmal im Leben bekommt. Man kann es auch versauen, sehr leicht sogar, er kennt Steff ja gar nicht. Ein Fehler, eine falsche Vokabel, irgendetwas gut finden, was sie unmöglich findet, schon ist es vorbei – es gibt Tausende Möglichkeiten, an denen er scheitern kann.
    »Da lebst du von deiner Menschenkenntnis, oder?«
    »Ja!«
    »Und wie würdest du mich einschätzen?«
    Wenn er diese Frage ernsthaft beantwortet, kann es nur schiefgehen. Ihm wird noch einmal klar, dass er gar nichts von Steff weiß. Plötzlich kommt er sich selber lächerlich vor, wahrscheinlich hat das Ganze gar nichts mit Vorhersehung zu tun, sondern er ist einfach ein Fall für einen Therapeuten. Man kann sich nicht ernsthaft in eine Frau verlieben, die man gerade fünf Minuten gesehen hat, so haltlos sind nicht einmal Teenies!
    »Bei dir ist es einfach«, behauptet er.
    »So?«
    Gerald grinst.
    »Alleinerziehende Mutter, vier Kinder ... Du bekamst von deinem letzten Mann eine Abfindung in Höhe von drei Millionen Euro. Hier machst du gerade eine Selbstfindungsphase, indem du die Kellnerin spielst. In Wirklichkeit stehst du kurz davor, eine der wenigen Frauen im Vorstand von Porsche zu werden.«
    Steff lacht schallend, das gefällt ihm sehr.
    »Ich bin beeindruckt.«
    »Gelernt ist gelernt.«
    Gerald ist froh, dass er mit seinen Sprüchen noch einmal die Kurve bekommen hat. Was wäre wohl passiert, wenn er Steff aus dem Nichts heraus seine Liebe gestanden hätte? Das Schlimme ist nämlich: Er war kurz davor, das zu tun – peinlich!
    Steff klärt ihn auf: »Der Vertreter für Putzeimer ist übrigens in Wirklichkeit Schriftsteller.«
    Das überrascht ihn mehr, als es sollte.
    »Nein!«
    Auf seinen Instinkt hat er sich tatsächlich etwas eingebildet.
    »Doch.«
    »Meinen wir denselben ...?«
    Steff hebt bedauernd die Schultern. »Ja.«
    Gerald schüttelt den Kopf. »Hätte ich nie gedacht.«
    Steff spürt, wie sehr er über sich selbst enttäuscht ist.
    »Wenigstens bei mir lagst du ja richtig«, tröstet sie ihn mit lachenden Augen.
    »Schriftsteller ...«, wiederholt Gerald ungläubig, er hat noch nie einen Schriftsteller persönlich kennengelernt. Er möchte noch weiter mit Steff reden, am liebsten die ganze Nacht. Aber nicht über diesen Schriftsteller.
    »Na, Pyjama-Party?«, kommt eine Männerstimme aus dem dunklen Raum neben der Rezeption. Wenn man vom Teufel spricht ... Etwas linkisch wieselt Schriftsteller Deuters heran. Er trägt einen roten Seidenpyjama, einen teuren Hausmantel und elegante Lederschlappen.
    »Herr Deuters, hallo! Holen Sie sich ein Glas und trinken Sie einen mit«, schlägt Steff vor. »Ich gebe einen aus.«
    Der Mann schlurft zum Tresen und holt sich ein Glas. Steff entschuldigt sich kurz und huscht in Richtung Toiletten.
    Gerald ist es gar nicht recht, dass dieser Typ sich zu ihnen setzt, aber er kann es nicht ändern.
    »Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt«, sagt er und reicht ihm die Hand. »Schöning ist mein Name.«
    Der Mann nickt nur und weicht seinem Blick aus.
    »Steff behauptet, Sie sind Schriftsteller?«
    »Ja.«
    »Das stimmt also?«
    Er kommt gar nicht darüber hinweg.
    »Ja.«
    »Was haben Sie denn
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