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Traeum weiter, Mann

Traeum weiter, Mann

Titel: Traeum weiter, Mann
Autoren: Nebe
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vornehmen Villen und absurd grünen Golfplätzen, sie freut sich über die Menschen auf den Straßen, die zwanglos und entspannt mit gammeligen Turnschuhen und Badelatschen unterwegs sind. Dann sieht sie endlich wieder das strahlend blaue Wasser des Ozeans, kann von der Brücke herab bis auf die Korallen auf dem Grund sehen. Sie hat an der Ostsee fast die ganze Zeit an Australien gedacht, wenn sie ehrlich ist. Jetzt liegt O. mit seiner Steilküste und dem Möwenwind Lichtjahre entfernt auf einem anderen Planeten!
    Es war kalt und öde dort.
    Das konnten auch die beiden Kerle, die in der Pension ihrer Mutter um sie herumtänzelten, nicht herausreißen. Wenn Deuters wirklich Schriftsteller gewesen wäre, hätte sie das ganz interessant gefunden, sie hatte noch nie einen echten Autor kennengelernt. Steff kann nicht nachvollziehen, warum er sich derartig lächerlich machen musste. Dass er seine Frau verschwiegen hat, geschenkt, aber die ganze Künstlernummer, tat die wirklich not? Hatte er sonst gar nichts zu bieten?
    Schöning war da ein ganz anderes Kaliber. Ein Macher, der nicht lange fragt, sondern einfach anpackt: Es gibt zu wenig Hausboote in Deutschland? Dann suche ich einen Kanal, kaufe in Dänemark zwölf schwimmende Häuser und verkaufe sie für ein Drittel mehr weiter. Das hat ihr imponiert. Schöning ist für Australien wie gemacht, solche Männer kommen hier weit. Und dabei besitzt er auch eine poesievolle Seite, sein »Abschied« von Rilke hatte etwas zutiefst Rührendes.
    Trotzdem, auch er war ein Vollidiot.
    Wie konnte er nur glauben, dass sie ernsthaft etwas von ihm wollte? Sie hat ein bisschen mit ihm geflirtet, ja gut. Aber hat sie ständig so getan, als ob sie für alle Zeiten zusammengehören wie Romeo und Julia? Bestimmt nicht! Und wenn sie ihm mal die Meinung gesagt hat, zum Beispiel über diese ekligen Fotos auf seinem Handy, hat er einfach nicht zugehört. Dabei fand sie die wirklich eklig! Und nach dem Whirlpool ist bei Schöning wohl endgültig eine Sicherung durchgeknallt. Zugegeben, sie hätte es in dem Moment wohl mit ihm gemacht. Aber schon einen Moment später war sie heilfroh, dass es nicht dazu gekommen war.
    Aber das hat Schöning nicht gemerkt, natürlich nicht. Dieser Blödmann war so sehr von sich überzeugt, dass er dachte, er muss nur mal kurz winken, und schon ist sie ihm verfallen! Das schwülstige Gequatsche auf dem Schiff  – was hat er sich bloß dabei gedacht? Dass sie alles stehen und liegen lässt und auf seine halbverbrannte Burg zieht? Ganz zum Schluss hätte er wohl den Eingang zugemauert, damit sie nicht mehr herauskam – gruselig!
    Und trotzdem hat sie sich im Möwenwind verliebt.
    Ohne es zu ahnen, haben Deuters und Schöning ihr klar  gemacht, dass sie nicht auf der Suche war, sondern längst am Ziel. Je länger die beiden um sie herumtanzten,  desto mächtiger und klarer schoss ihr Gefühl zu Jake wieder hoch: Er ist und bleibt absolut der Richtige für sie!
    Der chinesische Taxifahrer hält vor einer kleinen Bar mit spektakulärem Blick hinüber über die funkelnde Bucht mit ihren sanft im Wasser wippenden Segelschiffen bis hinüber zu den grünen Bäumen des Sydney Harbour National Park. Steff steigt aus, nimmt ihren Koffer und zieht ihn den kleinen Weg hoch zum Charlie’s , das auf einer kleinen Anhöhe liegt.
    Sie bekommt richtig weiche Knie vor Vorfreude. Okay, Jake und sie hatten vorher so ihre Differenzen gehabt, aber welches Paar hat das nicht? Damals hatte sie ihn verlassen und war enttäuscht zurück nach Deutschland geflohen. Aber es hat sich nichts geändert.
    Auf halber Strecke hört sie lautes Lachen, offensichtlich feiert dort eine größere Gruppe. Und endlich sieht und hört sie Jake! Einmal, als sie mit Gerald am Strand saß, hätte sie ihn fast Jake genannt. Weil sie immer an Jake gedacht hatte: Die Ostsee war Jake, Kopenhagen war Jake und auch die Steilküste.
    Er steht in einer fröhlichen Gruppe, die fast ausschließlich aus Frauen besteht, und quatscht sie zu. Alle sind ihm restlos verfallen, sie kann es ja verstehen, Jake sieht einfach unglaublich aus: die süßen schwarzen Locken, die klaren, freundlichen Züge, das offene Lachen – und das Sexy-Sixpack. Wie viele Australier legt er wenig Wert auf formelle Etikette, sein weißes Hemd ist bis zum Bauchnabel aufgeknöpft, so dass jeder seinen muskulösen Körper bewundern kann. Steff bleibt kurz noch auf Abstand, um ihn auf sich wirken zu lassen. Kaum zu glauben, dass dieser
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