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Traeum weiter, Mann

Traeum weiter, Mann

Titel: Traeum weiter, Mann
Autoren: Nebe
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aber das will er Frau Schmidt jetzt nicht erklären.
    Immer noch nichts zu sehen von Steff. Heiner nimmt seine Crumpler-Tasche mit dem Computer und seinen kleinen Koffer und macht sich auf den Weg.
    Traurig schleppt er sich den Weg hinauf zur Hauptstraße, als er auf einmal Schritte hinter sich hört.
    »Heiner, warte!«
    Steff! Aufgeregt läuft sie zu ihm.
    »He, sag bloß, du wolltest abreisen, ohne dich zu verabschieden?«
    Heiner zuckt nur verlegen mit den Schultern.
    »Und du musst wirklich los?«
    Heiner nickt.
    Steff sieht ihn nachdenklich an. »Wann hast du denn den Termin mit deinem Agenten?«
    Heiner zögert. »Erst heute Abend.« Das ist nur halb gelogen. Es gibt keinen Agenten. Aber heute Morgen hat er Sabine angerufen. Sie war sehr überrascht, dass er jetzt doch nach Hause kommen will. Aber schade, sie werden sich wohl erst heute Abend sehen, weil sie mit den Kindern einen Ausflug zum Heide-Park in Soltau macht.
    »Aber so lange brauchst du doch gar nicht nach Hamburg?«
    Heiner lächelt verlegen. Was soll er sagen? Dass Schöning ihm verboten hat, länger zu bleiben?
    Steff sieht ihn freundlich an und scheint über etwas nachzudenken. »Was hast du hier eigentlich außer dem Hotel gesehen?«
    »Nicht viel, den Strand ein bisschen, die Steilküste ... Aber ich bin ja auch zum Arbeiten hergekommen.«
    Steff lächelt. »So geht das nicht, du kannst nicht zurück  in die Stadt, ohne dass du ein bisschen was erlebt hast.«
    »Habe ich doch.«
    »Quatsch«, sagt Steff und hakt sich zu seiner Überraschung bei ihm ein. »Komm mal mit. Wir machen einen kleinen Ausflug.«
    »Aber mein Bus?«
    »Vergiss den Bus. Ich bringe dich nachher zum Bahnhof.«
    »Aber wo willst du denn hin?«
    Steff lächelt frech, während sie ihn wieder zurück zum Parkplatz führt. »Überraschung.«
    Heiner sieht sie unsicher an. Eigentlich mag er keine Überraschungen, davon hat er hier schon genug gehabt. Aber Steffs Lächeln lässt seinen Widerstand so schnell vergehen wie Wasser im Sand.
    Hoffentlich sieht Schöning ihn jetzt nicht.
    Ein paar Minuten später fahren sie zusammen in dem Škoda von Steffs Mutter durch die sanften Hügel der Holsteinischen Schweiz, immer dicht am Meer entlang. Steff trägt ihren blauen Anorak, darunter einen dicken schwarzen Rollkragenpullover und eine braune Feincordhose. Ihr Gesicht wirkt sehr blass, die blonden Haare strähnig.
    Heiner kann nicht glauben, was gerade mit ihm passiert. Er und Steff, alleine in einem Auto, unterwegs zu einem unbekannten Ziel. Die Bäume, die Wolken, die Felder, alles fliegt stumm an ihm vorbei wie in einem Traum. Vergangenheit und Zukunft sind eins. Sabine und die Kinder sind ganz weit weg. Schöning und sein arrogantes Lächeln auch. Wer weiß, was morgen ist – jetzt zählt nur, dass er mit Steff zusammen ist. Und der Himmel weiß, was der Tag noch bringen wird.
    Steff sagt wenig und konzentriert sich stattdessen auf die Straße. Auch Heiner ist nicht nach Reden. Er schaut hinaus in den Herbst, der ihm wie ein Frühling erscheint, und genießt die Fahrt.
    Schon nach einer Viertelstunde verlassen sie die Hauptstraße. Steff fährt einen kleinen asphaltierten Weg hinunter Richtung Meer.
    »Machen wir ein Strandpicknick?«
    Steff schüttelt lächelnd den Kopf. »Sei nicht so ungeduldig.«
    Schließlich parkt sie den Wagen hinter einem Knick mitten auf einem Feld.
    Dann führt sie ihn – an der Hand! – über einen kleinen, ausgetretenen Pfad hinunter zu einem rutschigen Bootssteg, der um diese Jahreszeit vollkommen leer ist. Etwas entfernt ankert eine weiße Segelyacht, für die das Wasser hier direkt am Ufer wohl zu flach ist.
    Kein Mensch ist zu sehen. Steffs Ziel ist ein kleines Boot, ganz am Ende des Stegs. Die Sonne blendet. Heiner hält die Hand über die Augen, um etwas zu erkennen.
    Er sieht einen Mann, der mit dem Rücken zu ihm eine Proviantkiste in das Boot verstaut. Er trägt eine orangefarbene Schwimmweste über der Wetterjacke.
    »Ahoi, Kapitän!«, ruft Steff gutgelaunt. »Ich habe hier noch einen Leichtmatrosen für unseren Ausflug.«
    Der Mann dreht sich überrascht um. Er sieht Heiner und sein Lächeln gefriert sofort.
    Schöning fehlen die Worte, genau wie Heiner. Beide starren sich mit großen, entsetzten Augen an.
    »Heiner muss erst heute Abend wieder in Hamburg sein«, erklärt Steff fröhlich. »Ich dachte, wir nehmen ihn vorher noch mal mit auf dein Segelschiff. Damit er sieht, dass man hier am Meer auch Spaß haben kann und nicht nur
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