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Traeum weiter, Mann

Traeum weiter, Mann

Titel: Traeum weiter, Mann
Autoren: Nebe
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Kellnerin alleine mit diesem Widerling lassen. Immerhin, Heiner hat jetzt erfahren, wie ihr Name ist: Steff. Ein schöner Name.
    Schon komisch, vorhin im Wintergarten hat der Kerl noch spöttisch gegrinst, als Heiner der Kellnerin beeindruckt hinterhersah. Jetzt starrt er sie selbst mit glänzenden Augen an.
    Misstrauisch beobachtet Heiner, wie der Makler und Steff über den Immobilienmarkt in O. plaudern.
    Ihm entgeht nicht, wie Schöning versucht, sie mit ein paar Anekdoten für sich einzunehmen. Vertreter-Humor. Heiner kann sich genau darin erinnern, wann er das letzte Mal solche dummen Sprüche gehört hat: beim Autohändler, als ihn der vorlaute Verkäufer unbedingt überzeugen wollte, seinen Golf zu verkaufen und sich stattdessen einen mindestens doppelt so teuren E-Klasse-Mercedes zu holen.
    Irritiert muss er feststellen, dass Steff der abgedroschene Humor zu gefallen scheint. Immer wieder schenkt sie dem Kerl ihr offenes, freundliches Lächeln.
    Was für ein Verhältnis haben die beiden eigentlich? Wieso duzen sie sich? Kennen sie sich besser? Sind sie gute Freunde? Oder duzen sich hier draußen auf dem Land sowieso alle? Er könnte natürlich fragen, aber Heiner ist nicht so gut in Smalltalk. Unsicher beschränkt er sich darauf, dem Gespräch der beiden stumm zu folgen.
    Woher weiß Steff eigentlich, dass er Schriftsteller ist? Hat sie doch die Überschrift in seinem Laptop gelesen? Er lächelt leise. Offensichtlich hat er mehr Eindruck auf sie gemacht, als er dachte.
    »Wie sieht es bei Ihnen aus, Herr Deuters, könnten Sie sich auch vorstellen, hier an der Ostsee ein Haus zu kaufen?«, zieht Steff ihn plötzlich mit einem neugierigen Lächeln mit ins Gespräch.
    Nicht nur sie, auch dieser Koteletten-Makler sieht ihn erwartungsvoll an. Gerald heißt er  – das hat Heiner jetzt erfahren. Kein schöner Name, findet er.
    »Ein Haus? Hier in O.?«, stammelt er.
    »Sagen Sie bloß, es gefällt Ihnen hier nicht?«
    »Ich habe ja noch nichts gesehen.«
    »Geben Sie’s zu: Als erfolgreicher Schriftsteller haben Sie doch sowieso bestimmt schon irgendwo eine Zweitwohnung?«, meldet sich Schöning.
    Heiner sieht ihn überrascht an. Will der Kerl ihn verarschen? Oder ist da wirklich so etwas wie Respekt oder sogar Bewunderung in seiner Stimme?
    »Das weiß man doch«, behauptet der Makler, »Schriftsteller haben alle ein Apartment in Frankreich. Da sitzen sie dann ein paar Monate rum und zack – schon haben sie ein neues Buch.«
    Lächelnd sucht er die Bestätigung für seine launige Behauptung in Steffs Blick. Aber die sieht in diesem Moment nur zu ihm.
    Er räuspert sich. »Kein Autor, der was von sich hält, hat noch eine Wohnung in Frankreich. Außer er hat Lust, sich mit Lehrern und Frührentnern um Campingstellplätze und verfallene Hütten herumzuschlagen.«
    »Ach, wo findet man dann die Autoren?« Schöning wirkt beeindruckt.
    »Im Moment ist die amerikanische Ostküste angesagt. Oder noch besser Kanada. Aber nur der französischsprachige Teil.«
    Die beiden sehen ihn mit großen Augen an. Heiner nestelt am Kragen seines Hausmantels.
    »Aber für mich wäre das nichts. Um zu arbeiten, brauche ich nur ein bisschen Ruhe. Dafür muss ich nicht extra soweit wegfahren«, sagt er und sieht dabei nur Steff an.
    Diese Augen. Diese Anmut, mit der sie sich die Haarsträhne aus dem Gesicht streicht. Diese Frau ist ein Traum. Und Heiner kann es nicht fassen: Sie scheint sich tatsächlich für ihn zu interessieren.
    »Ist das wirklich so?«, erkundigt sie sich.
    Heiner sieht sie leicht verwirrt an.
    »Schreiben Sie so ihre Romane? Ein bisschen Ruhe und schon geht alles von alleine?«
    Heiner zwingt sich zu einem jovialen Grinsen. »Im Prinzip schon.«
    »Und was ist mit der Kreativität?«
    »Was meinen Sie?«
    Steff streicht sich wieder ihr störrisches Haar aus dem Gesicht. Dabei sieht sie Heiner weiter direkt in die Augen. Er spürt, wie ihm ein wohliger Schauer über den Nacken streicht.
    »Na ja«, antwortet Steff, »ich dachte immer, ein Autor braucht ein bisschen Chaos, damit er neue Ideen hat.«
    Heiner schaut wieder von Steff zu Schöning. Dass er ausgerechnet vor diesem Kerl über seine Arbeit reden soll, mag er gar nicht. Wie finster der ihn anstarrt!
    Oder ist er nur eingeschnappt, weil er erkennen muss, dass er bei Steff gerade überhaupt nicht angesagt ist?
    Heiner entscheidet sich, ein Zeichen seiner Professionalität zu geben. »Im Gegenteil«, sagt er und hebt dramatisch den Finger, »Das Wichtigste
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