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Träum ich?: Roman (German Edition)

Träum ich?: Roman (German Edition)

Titel: Träum ich?: Roman (German Edition)
Autoren: Adena Halpern
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fange an zu weinen.
    Ich bin allein. Ich bin ganz allein auf der Welt und werde es immer bleiben. Für mich wird es niemals Liebe und Romantik geben – keine Spaziergänge am Strand, keine Flitterwochen, keine Geschenke zum Valentinstag oder sonst was, das mein Herz mit Glück erfüllen könnte. Ich bin eine neunundzwanzigjährige alte Jungfer. Demnächst schaffe ich mir ein paar Katzen an!
    Ich schnappe mir die Fernbedienung und schalte den Fernseher aus. Ich muss etwas tun, irgendetwas, um mich abzulenken.
    Ich sollte vielleicht zu Abend essen. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal gegessen habe, aber hungrig scheine ich nicht zu sein. Trotzdem gehe ich zum Kühlschrank, ziehe die Tür auf und starre auf die einsame Natronschachtel in der hintersten Ecke. Vielleicht sollte ich einkaufen gehen, aber wozu? Bevor ich Gogo kennenlernte, bin ich nur rasch in den Supermarkt gesprungen, um Waschmittel, Saft und etwas zum Abendessen zu kaufen. Ich habe nicht großartig Gemüse ausgesucht und den Vorrat an Eiern und Brot aufgestockt. Es ging nur schnell in die Tiefkühlabteilung, die Delikatessenabteilung oder an die Salatbar und dann zur Kasse. Vielleicht landeten auch noch ein paar kleine Packungen Süßigkeiten oder Knabbereien in meinem Wagen, wenn sie mir zufällig ins Blickfeld gerieten. Hey, das wäre doch eine Geschäftsidee: ein Supermarkt nur für Singles. Eier nur einzeln, Butter in Hundertgrammstreifen. Ich sehe schon die Werbung vor mir: Wollen Sie Kuchen backen, aber Zucker und Mehl nicht gleich kiloweise kaufen? Dann gehen Sie direkt in den SingleShop in Ihrer Nähe, wo es Zucker tassenweise gibt. Nie wieder abgelaufene Mehltüten voller Motten! Igitt! Im SingleShop gibt’s auch keine langen Schlangen, denn jede Kasse ist eine Expresskasse!
    Allerdings werden die Leute sich fragen, wieso man keine Tasse Schokostückchen oder einen einzelnen Chocolate Chip Cookie kaufen kann. Ich werde ihnen sagen, das hätte religiöse Gründe.
    »So ein Mist!«, sage ich und schließe die Kühlschranktür.
    Was soll’s, wenn es für mich keine Liebe gibt! Ich kann doch immer noch mein Leben leben! Und nichts kann mich davon abhalten, Spaß zu haben, oder?
    Jonah.
    Ich gerate ins Grübeln. Zugegeben, perfekt ist er nicht, nicht mal ansatzweise. Andererseits weiß ich, dass ich mich niemals in ihn verlieben werde, dass ich nie Kinder mit ihm haben will oder mich fragen werde, ob er glücklich mit mir ist. Ich werde niemals eifersüchtig sein, wenn er sich für andere Frauen interessiert, und ganz sicher werde ich mich nicht aufregen, wenn ich ihn wirklich auf frischer Tat ertappe. Wir werden nach meinen Regeln leben – nur nach meinen! Wenn ich ihn nicht sehen will, sehen wir uns nicht. Wenn ich nicht reden will, reden wir nicht. Es kann mir egal sein, ob er einen schlechten Tag hatte oder Trübsinn bläst. Ich werde weder ein neues Kleid kaufen noch zur Kosmetikerin oder zum Friseur gehen, nur um ihm zu gefallen. Wenn jemand ihm geschäftlich schaden oder seine Karriere ruinieren will: sein Pech! Wir werden nur Frauenfilme sehen und in Restaurants meiner Wahl gehen. Wir werden weder seine Eltern besuchen noch zusammen in Urlaub fahren, wenn ich es nicht will! Sollten Verwandte oder Freunde von auswärts kommen, spiele ich weder den Fremdenführer, noch gehe ich mit ihnen essen. Ich kaufe auch keine Geschenke für irgendwelche Nichten und Neffen. Was das betrifft, es wird auch keine Geschenke für ihn geben, genauso wenig wie kleine Liebesbriefe, um ihm den Tag zu versüßen. Doch vor allem: Sex wird (wenn überhaupt) nur im Dunkeln und allein zu meinem Vergnügen stattfinden, und wenn der Mohr seine Schuldigkeit getan hat, dann kann er gehen.
    Fakt ist: Wenn ich schon verflucht bin, lass ich mir noch lange nicht mein Leben versauen. Ich werde nicht wie Selma und Dolly den Männern nachweinen, die ich nie haben kann. Ich werde genau das tun, was sie mir beigebracht haben: Ich such mir einen Idioten und sorge dafür, dass er sich genauso mies fühlt wie ich.
    Schnurstracks gehe ich zum Telefon und rufe Jonah an.
    »Hey«, sage ich forsch, als er sich meldet.
    »Hi«, sagt er sanft und wirkt völlig überrascht.
    »Zwanzig Uhr, Le Bec Fin. Und vergiss dieses Mal deine Kreditkarte nicht, weil ich die Rechnung nicht übernehmen werde.«
    »Aber da kriegt man doch keinen Tisch«, jammert er.
    »Dein Problem«, sage ich boshaft.
    »Wann soll ich dich abholen?«, fragt er.
    »In einer Stunde. Wenn du nur eine Minute zu spät
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