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Träum ich?: Roman (German Edition)

Träum ich?: Roman (German Edition)

Titel: Träum ich?: Roman (German Edition)
Autoren: Adena Halpern
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vor wie der mieseste Mensch auf Erden. Was ist bloß los mit mir? Ein Sandwich ist mir lieber als ein Heiratsantrag.
    Warum höre ich überhaupt auf meine Mutter und meine Großmutter? Warum habe ich solche Angst vor ihnen? Bloß weil sie nur Pech in der Liebe hatten, muss ich noch lange nicht das Gleiche erleben. Genau das habe ich ihnen auch schon gesagt.
    »Warum glaubt ihr, dass mir das Gleiche passieren wird wie euch?«, protestierte ich, als ich die Koffer fertig gepackt hatte.
    »Wir wissen es einfach!«, erwiderte meine Großmutter achselzuckend. »Die Burns-Frauen sind nicht für die Ehe bestimmt«, erklärte sie. »Hör auf uns. Wir wollen nur nicht, dass dir wehgetan wird.«
    »Vertrau uns«, fügte meine Mutter hinzu. »Es ist nur zu deinem Besten.«
    Ich trete zu Gogo an die Theke und lege ihm meine Hand auf den Rücken. »Es hat sich doch nichts geändert. Ich liebe dich genau wie vorher. Ich ziehe doch nicht aus, wenn wir wieder zu Hause sind.«
    »Aber heiraten willst du mich nicht«, sagt er abweisend und nimmt die Sandwiches von dem Mann hinter der Theke entgegen.
    »Ich … ich kann einfach nicht«, erwidere ich, als er mir das Sandwich gibt. »Ich kann es nicht erklären. Gehen wir doch wieder hinaus. Du hast gesagt, du wolltest mir zeigen, wo Notre Dame steht.«
    »Ich will nicht mehr da raus«, entgegnet er.
    Es zerreißt mir das Herz, ihn so niedergeschlagen zu sehen. Ich habe alles kaputt gemacht.
    »Jetzt sind wir doch schon mal hier«, sage ich sanft. »Warum sehen wir uns nicht einfach alles an, was du mir zeigen wolltest, und gehen dann erst? Wer weiß, wann wir wieder hierherkommen?«
    Das war vielleicht nicht so passend.
    »Ich meine, natürlich kommen wir noch mal hierher. Zusammen. Aber wer weiß, wann?«
    Gogo lässt sich erweichen und hält mir die Tür auf. Wir treten hinaus auf die Aussichtsterrasse. Während wir auf die prächtige Stadt zu unseren Füßen blicken, sagt keiner von uns ein Wort. Die Wahrheit ist, dass ich gar nichts sehe. In meinem Kopf herrscht ein solches Durcheinander, dass mir schwindlig ist. Daher kann ich mich nicht auf die Aussicht konzentrieren, und ich weiß, dass es Gogo genauso geht.
    »Also: Willst du?«, höre ich eine männliche Stimme, als Gogo und ich uns umdrehen. »Natürlich kennen wir uns erst drei Monate, aber wenn es Liebe ist, weiß man es eben. Willst du also?«
    »Das weißt du doch!« Eine junge Frau blickt mit Tränen in den Augen den Mann an, der vor ihr kniet.
    »Sollen wir runterfahren?«, frage ich Gogo.
    »Ja«, sagt er nickend. »Lass uns spazieren gehen oder so.«
    Kurz darauf sitzen wir auf einer Bank auf dem Champ de Mars und wickeln unsere Sandwiches aus der Zellophanfolie. Im Park wimmelt es von Touristen, die Fotos vom Eiffelturm schießen. Zwei kleine, süße französische Blondschöpfe spielen mit einem Zwergpudel. Ein älteres Pärchen sitzt mit einem Picknickkorb auf einer Decke und gibt sich abwechselnd Küsse und Baguettestückchen. Alle fügen sich perfekt in die idyllische Szenerie dieses Parks. Nur wir zwei nicht.
    »Es tut mir leid«, sage ich noch einmal zu Gogo. »Ehrlich.«
    »Hey«, erwidert er und legt den Arm um mich. »Ist schon gut.«
    »Hab ich jetzt die ganze Reise kaputt gemacht?«, frage ich.
    »Tja, schöner geworden ist sie jedenfalls nicht«, lacht er. »Möchtest du denn immer noch Paris sehen?«
    »Ich mach’s wieder gut, versprochen.« Obwohl ich wirklich nicht weiß, wie.
    »Ich bin ziemlich durcheinander. Kein Wunder, das wäre jeder«, sagt er. »Aber vielleicht hast du recht und es ist einfach zu früh für einen Antrag. Vielleicht habe ich es überstürzt. Es ist alles nur so gut gelaufen. Ich bin verrückt nach dir, Lil, und war noch nie so verliebt. Also dachte ich: Wenn es so gut ist, dann hält es auch ein Leben lang.«
    Darauf kann ich nichts erwidern. Er hat recht. Also beiße ich einfach in mein Sandwich und sitze kauend und schweigend mit ihm da. Ich kann es ja selbst kaum glauben. Seit unserer ersten Begegnung war alles wie eine Fügung des Schick sals. Ich wusste, ich hatte meinen Seelenverwandten getroffen.
    Schon unser Kennenlernen war filmreif.
    Jonah hatte gerade zum fünften Mal mit mir Schluss gemacht. Dazu hatte er sich mit mir zum Lunch im Continental Midtown verabredet. In Moms und Grams Augen war Jonah ein Traummann: ein kleiner, fetter, kahler Vollidiot. Eigentlich gab es nur einen einzigen Grund, warum ich mich immer wieder auf ihn einließ. Es war nicht seine
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