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Träum ich?: Roman (German Edition)

Träum ich?: Roman (German Edition)

Titel: Träum ich?: Roman (German Edition)
Autoren: Adena Halpern
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Großzügigkeit. (Jonah gehört zu denen, die Kellner anschreien und nur zwei Prozent Trinkgeld geben.) Auch nicht sein Aussehen. (Er kauft seine Anzüge nur in Sondergrößen.) Und erst recht nicht sein Musikgeschmack. (Er hört John Mayer, in voller Lautstärke.) Aber Mom und Gram waren verrückt nach ihm, und ich hatte, was ich wollte: einen Mann.
    Ehrlich gesagt war ich einsam. Einsam und verzweifelt. Mein Datingprofil im Internet hätte die Inschrift auf der Freiheitsstatue aufgreifen können: Gebt mir eure Müden, eure Armen … Ich hatte es wirklich satt, immer allein zu sein. Natürlich hatten sich auch etliche nette, gut aussehende Typen mit mir treffen wollen, aber Dollys und Selmas Worte hatten mich immer davon abgehalten: »Die Guten haben was zu verbergen. Die Üblen aber könnten sich als Volltreffer erweisen.« Das wurde mir eingebläut, solange ich denken kann. Und ganz gleich, wie klug man ist: Wenn man etwas nur oft genug hört, fängt man irgendwann an, es zu glauben.
    »Hör zu, Babe«, sagte Jonah und biss so herzhaft in sein Thunfischsandwich, dass ihm ein Stück an der linken Wange kleben blieb. »Ich will nicht um den heißen Brei herumreden. Es liegt nicht an mir, es liegt an dir.«
    »Aber es lief doch gar nicht so schlecht«, schluchzte ich. »Und hast du nicht letzte Woche, als du es noch mal mit mir versuchen wolltest, gesagt, du wolltest etwas Langfristiges?«
    »Kommt immer drauf an, was man unter langfristig versteht«, gluckste er.
    »Was hab ich denn falsch gemacht?«, wimmerte ich.
    »Du arbeitest zu viel«, sagte er und piekste mir mit seinem Wurstfinger in die Schulter.
    »Ich bin erfolgreich. Ich bin die jüngste Abteilungsleiterin im Marketing, die Sacki und Sacki je hatte.«
    »Und das ist ein Riesenproblem«, erwiderte er. »Erst bringst du all das Geld nach Hause, aber was passiert nach dem Jawort? Ehe ich mich’s versehe, wirst du den Job kündigen und nur noch zu Hause sitzen und mit deinen Freundinnen frühstücken. Wo bleib dann ich?«
    »Du verdienst doch auch gut.«
    »Allerdings, aber man gewöhnt sich so leicht an zwei Gehälter.«
    »Dann gebe ich eben nicht meinen Job auf.«
    »Und dann?«, fährt er fort. »Du wirfst ein paar Kinder und wirst fett, und ich sitz da mit einem Haufen schreiender Blagen und einer Frau, die man nicht mehr in der Öffentlichkeit zeigen kann? Nein, tut mir leid, Lily.« Er stand auf. »Du bist ein nettes Ding und so weiter, aber so stell ich mir mein Leben nicht vor. Mach’s gut.« Mit diesen Worten verließ er das Restaurant.
    Ich ließ den Kopf hängen. Ich war aufgewühlt und innerlich zerrissen. Eigentlich wollte ich gar keinen Typen, der keinerlei erkennbare Qualitäten hatte, aber Selma und Dolly bestanden eben darauf. Und sie wussten doch, was das Beste für mich war, oder? Das jedenfalls hatte ich immer gedacht. Sie müssen das verstehen. Natürlich verdiente Jonah mich eigentlich nicht. Aber Selma und Dolly hatten immer gesagt, ich wisse einfach nicht, wer der Richtige für mich sei.
    »Entschuldigen Sie«, sagte da jemand, als ich mein Gesicht in einer Serviette vergrub. »Ich wollte nicht lauschen, aber hat dieser Mann gerade mit Ihnen Schluss gemacht?«
    »Ja«, schluchzte ich.
    »Und Sie weinen, weil …?«, fragte er.
    »Weil ich die Männer satt habe«, sagte ich. »Dieser Mann war das Beste, was ich zu bieten hatte. Was soll ich jetzt bloß meiner Mutter sagen?«
    »Dass Sie etwas Besseres als diesen Typen verdient haben.«
    Zum ersten Mal seit er mich angesprochen hatte, warf ich ihm einen Blick zu. Und sah noch einmal genauer hin.
    Er war – mit einem Wort – umwerfend.
    Wenn Hugh Jackman und George Clooney ein Kind miteinander bekämen, dann würde es als Erwachsener genauso aussehen wie dieser Mann. Schon allein wie sein dichtes dunkles Haar fiel! Später musste ich immer lachen, weil ihm wildfremde ältere Frauen auf der Straße einfach durchs Haar strichen und er es auch noch zuließ! Dann die Augen. Gogos Augen sind wirklich wie Seen aus blau glitzerndem Wasser. Und seine Nase und sein Kinn sind makellos.
    Kurz gesagt: Er war perfekt. Dolly und Selma würden ihn hassen.
    »Ich mische mich normalerweise nicht in die Probleme anderer Leute ein, aber im Ernst: Der Typ war doch das Allerletzte«, fuhr er fort.
    »Ich weiß, aber Sie verstehen das nicht.«
    »Was denn?«, fragte er und blickte hinaus zu Jonah, der sich in seinen fluoreszierend gelben Hummer setzte und die ausgestreckte Hand des Parkwächters mit
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