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Träum ich?: Roman (German Edition)

Träum ich?: Roman (German Edition)

Titel: Träum ich?: Roman (German Edition)
Autoren: Adena Halpern
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zu meiner persönlichen Quelle der Stille. Manche Leute machen Yoga, andere lassen sich massieren. Ich starre Gogo an. Gogo schläft wie ein Toter: flach auf dem Rücken, nur ein Kissen unter dem Kopf und die Decke hochgezogen bis zum Kinn. Wenn er schläft, sieht er aus wie ein Kind und nicht mehr wie der starke, selbstbewusste Mann, der er tagsüber ist. Er sieht aus, als bräuchte er jetzt nur noch seinen Teddybär. Es rührt mich, wie er die Arme über der Decke ausstreckt (obwohl er sie, wenn es wirklich kalt wird, manchmal auch unter die Decke nimmt). Die ganze Nacht über rührt Gogo sich nicht. Wann immer ich in schlaflosen Nächten zu ihm hinüberschaue, liegt er in unveränderter Position neben mir. Nicht das Geringste hat sich geändert. Dann fühle ich mich immer besser, weil ich weiß: Er liegt an meiner Seite und ist im Einklang mit sich und der Welt.
    Aber manchmal kann ich einfach nicht anders. Dann bin ich so voller Liebe zu ihm, dass ich es ihm sagen muss – selbst wenn es vier Uhr morgens ist. Dann wecke ich ihn, genau wie jetzt.
    »Gogo?«, flüstere ich.
    »Ja«, flüstert er prompt zurück, als wäre er die ganze Zeit wach gewesen. Dabei weiß ich, dass er geschlafen hat. Für jemanden, der so ruhig schläft, hat Gogo einen leichten Schlaf.
    Die meisten Menschen wären sauer, wenn man sie einmal die Woche (okay, dreimal) ohne jeden Grund wecken würde. All meine Exfreunde hätten so was gesagt wie: »Herrgott noch mal, warum hast du mich geweckt? Morgen früh habe ich ein … (wichtige Tätigkeit wie Meeting, Projekt etc. einsetzen)!« Aber Gogo ist nie sauer.
    »Ich liebe dich so sehr«, sage ich zu ihm.
    Da dreht er sich zu mir und nimmt mich fest in die Arme, während ich mich an ihn schmiege. Nur dann wechselt er nachts die Position.
    »Ich liebe dich auch, Lily«, flüstert er.
    Als ich so in seinen Armen liege und in die Dunkelheit starre, wird mir klar: Dies ist der Ort, nach dem ich mich immer gesehnt habe. Größere Geborgenheit als in Gogos Armen habe ich nie verspürt.
    Das würden Mom und Gram einfach verstehen müssen.
    Dies ist keine ihrer Ehen. Dies hier ist etwas ganz anderes. Dies ist wahre Liebe – für alle Zeiten.
    »Gogo«, flüstere ich.
    »Ja?«, fragt er gähnend.
    »Willst du mich heiraten?«
    Gogo setzt sich auf und blickt zu mir herunter. Er streicht mir die Haare aus dem Gesicht.
    »Lily«, flüstert er.
    »Ja?«
    »Nichts auf der Welt wünsche ich mir mehr.«
    Da küsse ich seinen Mund, den einzigen, den ich für den Rest meines Lebens küssen möchte.

Zwei
    » W arum haben wir sie nicht gezwungen, lesbisch zu werden?«, schreit meine Mutter hysterisch.
    »Diese Frau damals war wie geschaffen für dich!«, heult meine Großmutter und putzt sich geräuschvoll die Nase. »Aber dieser reaktionäre Staat würde gleichgeschlechtliche Ehen niemals zulassen!«
    »Es tut mir leid, dass ich nicht lesbisch bin. Ich hab’s ehrlich versucht, nur für euch«, sage ich flehentlich. »Aber ich interessiere mich einfach nicht für Frauen.«
    »Was haben wir bloß falsch gemacht?« Selma tupft sich die Augen. »Habe ich nicht drei Jobs gleichzeitig angenommen, um dir Yale zu finanzieren, damit du ein Workaholic wirst und nicht mehr an Männer denkst? Aber ich wusste es: Du hättest einen Job im Finanzwesen annehmen sollen. Da muss man Tag und Nacht schuften.«
    »Marketing ist genauso aufreibend, vor allem bei der momentanen Wirtschaftslage. Ich arbeite siebzehn Stunden am Tag!«
    »Und wer hat sich um dich gekümmert, während deine Mom ihren drei Jobs nachging?«, springt Dolly ein. »Es lag bestimmt an den Seifenopern, die du sehen durftest, wenn du krank warst und nicht zur Schule gehen konntest. Daher hast du dein romantisches Weltbild.«
    »Ihr habt nichts falsch gemacht. Ihr wart die besten Eltern, die man sich nur wünschen kann. Wenn ihr Gogo bloß kennenlernen würdet, würdet ihr mich verstehen. Könnt ihr nicht mal für eine Sekunde euer eigenes Pech in der Liebe vergessen und Gogo eine Chance geben?«
    »Was ist das überhaupt für ein Name – Gogo?«, fragt Dolly abschätzig. Dann sagt sie kopfschüttelnd: »Und dieser Ring!« Sie schnappt sich meine Hand und beäugt den Edelstein. »Sieh nur, wie hinreißend er ist! Die Farbe, der Schliff, die Reinheit, die Karatzahl! Ich wette, dieser Idiot hat ihn auch noch bar bezahlt! So einen Ring kauft nur ein Mann, der was zu verbergen hat! Vertrau mir, Lily, du musst ihn so schnell wie möglich loswerden!«
    Ich explodiere
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