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Totsein ist Talentsache (German Edition)

Totsein ist Talentsache (German Edition)

Titel: Totsein ist Talentsache (German Edition)
Autoren: Alkestis Sabbas
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selbst nichts mehr haben und dann – das kann
ich Ihnen versprechen – stehen sie bei uns auf der Matte und schnorren.“ - „Da
würden sie aber schön schauen, die Herren Kommissäre und Parlamentarier in
Brüssel und Umgebung. Es hat schon einen Grund, warum wir dem Verein damals
nicht beigetreten sind. Uns ist dieses Elend erspart geblieben. Es wär ja auch
ewig schad um unseren schönen Schilling. Abgesehen davon …“ Johann unterbricht
sich und sieht zu Friedrich hinüber. „Nein, das hätte gar nicht funktioniert.
Unser Österreich in der EU - einfach lächerlich!“
    Mit einem Lächeln wendet er sich von
Schanne ab, setzt sich hinter seinen Schreibtisch und macht sich wieder an sein
Tagwerk. Hin und wieder wechselt er bedeutsame Blicke mit Friedrich. Dass immer
noch ein Gast anwesend ist, scheint er vergessen zu haben.
    Schanne versucht, das Beste aus der
Situation zu machen und zieht – ganz Reporter der alten Schule – ein kleines,
in Leder gebundenes Notizbuch und eine Füllfeder aus der Seitentasche seines
speckigen Ledersakkos.
    22. 4./Büro F. G.
    + Schreibtisch F.G.: in Fenster Spiegelung der Bildschirme - Zahlenkolonnen,
Aktiencharts; F.G. arbeitet scheinbar kaum mit Tastatur; bewegt sich minimal;
keine hörbare Kommunikation zw. F.G. und J.S.;
    + F.G. wie hypnotisiert bei Arbeit; reagiert nicht mal auf Telefon
o.ä.
    + nur J.S. Telefon; Zu-/Absagen in Namen von F.G.; mündl.
Transaktionen und Geschäfte nur durch J.S. ???
    + J.S. + F.G. wie Bauchredner und Puppe;
    + J.S. nervös, weil ich da - schaut dauernd her -> will was
verbergen? (Oder doch einer von der anderen Fakultät …?)
    _________
    Raum:
    + Einrichtung teuer, entweder von Ehefrau oder J.S. ausgewählt,
wirkt weibisch (lila, beige, graubraunes Holz);
    + Außenjalousien nur halb offen
    + dicke Teppiche; zu viele;
    + viele Pflanzen, eindeutig auf J.S.´s Mist gewachsen;
    + Räucherstäbchen (?), sehr intensiv (Kopfweh!)
    + Parfum von J.S. -> s.o.;
    + keine privaten Bilder oder andere persönliche Gegenstände
    + Ausnahme: auf J.S.´s Tisch steht Bild von F.G. (wusste es doch!);
    + Klassische Musik (Mozart?); Radio? Boxen?
    + saukalt, Scheiß-Klimaanlage
    Erschöpfend mit Eindrücken über die mehr
oder weniger ästhetischen Fakten versorgt, nimmt Schanne einen Schluck vom
mittlerweile kalt gewordenen Kaffee. Dann bricht er ein großes Stück vom Kuchen
ab. Gierig stopft er es in seinen Mund und fegt ein paar Krümel von seinem
dicken Bauch auf den Boden. Dann macht er sich daran, seine Beobachtungen dem
Kern der Sache zuzuwenden. Er reckt seinen Hals, um einen Blick auf Friedrich
erhaschen, doch der versteckt sich weiter hinter seinen Bildschirmen. Schanne
steht auf, um besser sehen zu können. Augenblicklich verweist Schmid ihn höflich,
aber bestimmt in seine brokatbezogenen Grenzen. Nun ist es Schanne, der wie ein
schlecht gelauntes Raubtier schaut. Er lässt sich zurück aufs Sofa fallen,
atmet tief durch und vertieft sich wieder ins Schreiben.
    + Arschloch.Arschloch.ARSCHLOCH.
    + Recherche über J.S.: Vergangenheit, Schwachstellen finden;
niedermachen.
    + Arschloch.
    Schanne ist auch nur ein Mensch. Ein ziemlich aufbrausender, wenn
man ihn ärgert. Nur langsam besinnt er sich wieder auf seine Profession und den
Grund seiner Anwesenheit und setzt Beobachtungen sowie Notizen fort. Schon bald
nehmen ihn seine Erkenntnisse so gefangen, dass er wie manisch Seite um Seite
seines Blockes vollkritzelt.
    „Herr Schanne, Ihre Zeit ist um. Danke für Ihren Besuch. Ich hoffe,
Sie konnten einige interessante Eindrücke für Ihre Leser sammeln. Hier ist die
Pressemappe. Man begleite Sie noch hinunter.“ Wie aus einer Trance erwachend
blickt der Journalist auf und sieht gerade noch, dass Friedrich Gross durch
eine unscheinbare Seitentür das Büro verlässt. Mit gerunzelter Stirn macht er
eine letzte Notiz und steht betont langsam auf: „Was ist denn los? Es war
abgemacht, dass ich den ganzen Tag habe! Da sind noch ein paar Fragen offen.
Unsere Leser sind neugierig. Und sie erwarten mehr von mir als die übliche Einheitspampe
…“ Schmid unterbricht ihn: „Die Gattin von Dr. Gross ist in der Halle. Und es
gibt Angelegenheiten, die nicht warten können. Das verstehen Sie sicher.“ Ungeduldig
legt er dem Reporter die Hand auf den Rücken und komplimentiert ihn zur Tür:
„Sie können gerne noch den Tresorraum und die Schließfächer besichtigen! Dieser
Herr wird Sie begleiten. Vielen Dank für Ihren Besuch.“ Überrumpelt vom
abrupten
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