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Totes Meer

Titel: Totes Meer
Autoren: B Keene
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beziehungsweise der Rattenfänger – mit einem anderen Plan um die Ecke. So drehten sie es edenfalls hin. Anscheinend machte sich niemand die Mühe, den Medien zu sagen, dass Hameln der Name der Stadt war, nicht der des Rattenfängers. Aber das spielte keine Rolle. In ihrer Version war Hamelns Rache die Rache des Rattenfängers. Er nahm alle Kinder und brachte die Ratten zurück ins Dorf. Jetzt war das Märchen wahr geworden. Die Ratten kehrten tatsächlich zurück. Und die Hölle folgte ihnen auf dem Fuße. Wie in der Bibel oder dem Lied. Die Hölle.
    Bis Mitternacht verwandelten sich die Krankenhäuser von New York City in Schlachthöfe. Wie gesagt, die Infizierten starben und kehrten zurück. Und zwar hungrig. Zombies. Der Pressesprecher des Weißen Hauses ließ das Wort sogar während einer Pressekonferenz fallen. Bis dahin nannten die Medien die Angreifer noch Kannibalen. Doch nachdem die Regierung es bestätigt hatte, war Zombie das Schlüsselwort. Sie griffen die Lebenden an, ebenso wie die
Ratten es getan hatten. Sie bissen und kratzten und fraßen, stopften sich mit dem Fleisch der Lebenden voll. Die Opfer, die entkommen konnten, erkrankten wenige Stunden später an Hamelns Rache, ebenso wie ihre Angreifer. Dann starben sie und kehrten zurück. Und diejenigen, die in Stücke gerissen wurden, die (zum größten Teil) in den Bäuchen der Zombies endeten? Was von ihnen übrig blieb, kam ebenfalls zurück. Sie brauchten keine Arme, Beine oder inneren Organe. Solange noch eine Verbindung zum Gehirn bestand, etwas, womit die motorischen Funktionen und Impulse gesteuert werden konnten, kehrten die Überreste zurück. Nachdem CNN einen Beitrag über eine armlose Leiche gezeigt hatte, die durch die Straßen wanderte und ihre Gedärme wie einen Hund an der Leine hinter sich herzog, verließ die Nachrichtensprecherin ihr Pult. Man konnte hören, wie sie hinter der Kamera weinte und irgendein Produzent oder Techniker sie anflehte, wieder auf Sendung zu gehen. Was sie nie wieder tat.
    Das Chaos breitete sich durch die fünf Stadtbezirke aus. Bei Sonnenaufgang riegelte die Nationalgarde New York City ab und stellte alles unter Quarantäne. Sie blockierten die Brücken und Tunnel und ließen die Menschen einfach sterben. Ein paar Soldaten feuerten sogar auf Zivilisten, als diese versuchten zu fliehen. Schossen sie im Licht des frühen Morgens nieder. Die Medien versicherten uns, das geschehe zum Wohl des Landes. New York war nun kontaminiertes Gebiet. Niemand konnte rein oder raus.
Doch Hamelns Rache gelang die Flucht. Hamelns Rache sprach ein deutliches »Leckt mich« in Richtung der Barrikaden und bewaffneten Wachen und Quarantäneschilder. Die Seuche breitete sich aus wie ein Waldbrand in Kalifornien. In Newark, Delaware traten Fälle auf, dann in Trenton, New Jersey. Dann ging es weiter nach Philadelphia. Bis zum nächsten Abend war sie hier in Baltimore angekommen. Es wurde bundesweit das Kriegsrecht ausgerufen und die Armee mobilisiert. Das war, als sprühe man ein Schwein mit Parfüm ein. Die Truppen waren zwar gut darin, Zombies zu töten, aber sie konnten keine Seuche erschießen. Ein einziger Biss eines infizierten Mauls genügte. Und weniger. Ein Spritzer Blut aus einer Schusswunde. Mit Eiter aus einer offenen Wunde bekleckert zu werden, wenn ein Zombie angriff. Man musste es nur einatmen oder verschlucken, auf die Lippen oder in die Augen bekommen, und das war’s. Auf Wiedersehen. Man wurde krank. Man starb. Man kehrte zurück. Leute, die an einem Herzinfarkt, Krebs, Stichwunden oder einem Autounfall starben – die blieben tot. Aber jeder, der mit den Zombies in direkten Kontakt kam – jeder, der irgendwie infiziert wurde – schloss sich den Reihen der lebenden Toten an.
    Und diese Reihen wuchsen rasant. Erst die Ratten. Dann die Menschen. In der zweiten Woche sprang die Seuche auch auf Hunde und Katzen über. Und andere Tiere. Im Fernsehen berichteten sie, dass bei den Amish in Lancaster, Pennsylvania eine Kuh einen
Bauern angriff. Das klingt irgendwie lustig, bis man zu lange darüber nachdenkt. Dann rührt es einem das Hirn um. Zombie-Vieh... diesmal frisst der Hamburger dich – in den Hauptrollen Lou Diamond Phillips und Mr. T. Klingt wie ein sehr schlechter SF-Fernsehfilm.
    In den Hollywood Hills wurden eine Mutter und ihr Baby von einem Rudel toter Kojoten in Stücke gerissen. Grauenvoll. In Montana machte sich eine Herde Zombie-Ziegen über die Landarbeiter her. Auf einer Autobahn in Ohio wütete
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