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Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Titel: Totenzimmer: Thriller (German Edition)
Autoren: Susanne Staun
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verkraften. Immer am Rand des Schlafs, aber nie richtig dort. Gespannt, angespannt, aufgewühlt, ohne zu wissen, warum. Die Schlaflosigkeit füllte meinen Kopf mit Gedanken, die ich nicht haben wollte, machte mich mutlos und matt, so dass ich tags darauf einen schweren, todmüden Körper mit mir herumschleppen musste.
    Als wäre ich krank.
    Nur nicht heute Abend. Ich verschwand, alles wurde still, wohltuend, bis ich mit einem Mal weg war, alles schwarz wurde wie bei einer Narkose – neben dem Orgasmus die einzige Form des Kontrollverlusts, die ich wirklich liebte. Schwarze, undurchdringliche Nacht, keine Träume, einfach fort.
    Erst als das Telefon zu klingeln begann, kamen die Träume: Ein Telefon klingelte, weit weg, gefolgt von der merkwürdigen Wut darüber, dass niemand den Hörer abnahm. Erst dann wurde mir bewusst, dass es mein Telefon war und nur ich mich in dieser Wohnung befand. Ich und die Katze. Ich tastete in Richtung des Geräuschs, lokalisierte es schließlich auf dem Nachtschränkchen, gleich hinter der Nachtcreme, die samt Handy zu Boden ging. Irgendwie musste ich es aber geschafft haben, die grüne Taste zu drücken, denn von unten hörte ich eine Stimme:
    »Dr. Krause?«
    Wenn ich mich langsam ausstreckte, konnte ich es vielleicht erreichen, ohne aus dem Bett zu fallen, aber es dauerte seine Zeit, und ich fühlte mich alt und blind.
    »Dr. Krause, sind Sie da?«, sagte das Telefon, als ich es endlich in der Hand hielt. Ich war mir noch immer nicht ganz sicher, ob das kein Traum war.
    »Ja-a?« Ich fiel zurück ins Bett und richtete den Blick auf die Uhr auf dem Nachttischchen. Die roten Digitalzahlen durchbrachen das Dunkel: 02.55 Uhr.
    »Hier ist John P. von der Kriminaltechnik, ich habe einen verdächtigen Todesfall, den Sie sich anschauen sollten.«
    »Ja-a?« Ich war mir nicht sicher, ob ich wusste, wer John P. war, aber das war vielleicht ja nicht so wichtig.
    »Worum geht es?«, fragte ich, richtete mich auf und versuchte, die Reste des Schlafs abzuschütteln. Ein dumpf dröhnender Schmerz kroch aus meinem Hinterkopf hervor.
    »Am Gudmesee liegt eine jüngere Frau. Ich fürchte, es handelt sich um Mord. Könnten Sie kommen – jetzt sofort?«
    Langsam wurde ich wach und suchte nach dem Lichtschalter. Gudme, was war das denn noch mal? Kannte ich nicht mal einen Typ, der so hieß … mit Nachnamen …? Bjarne Gudme?
    »Geben Sie mir die Adresse«, sagte ich und versuchte vergebens, meine belegte Stimme wach klingen zu lassen.
    »Sie fahren auf die 305 und von da …«
    »Geben Sie mir einfach die Adresse, ich habe ein Navi.« Meine Stimme klang wirklich, als wäre ich ein uralter Esel. Ich räusperte mich. Jeder hatte ein Navi, jeder, nur der große, kantige Oyinbo nicht, der stammte noch aus dem letzten Jahrhundert und hatte sich und anderen deshalb auch immer so viel zu beweisen.
    »Nordre Søvej, 5885 Gudme, und Sie sollten …«
    »Moment …« Ich konnte ihn atmen hören.
    Ich öffnete die Nachttischschublade, fischte einen Block und einen Stift heraus und bat ihn, mir die Adresse noch einmal zu sagen. Als ich alles notiert und zur Sicherheit noch einmal wiederholt hatte und auflegen wollte, sagte er: »Am Ende der Straße müssen Sie nach unten gehen. Da ist so eine Absperrung mit ein paar Blumenkübeln …«
    Ich unterbrach ihn: »Ich finde das schon. Geben Sie mir Ihre Telefonnummer.«Ich wusste, dass ich vergessen haben würde, was er gesagt hatte, noch bevor ich die Wohnung verlassen hatte, denn einen Tatort zu finden, war wirklich nicht schwer, allein schon wegen der Autos, die immer dort standen: ein Ford Mondeo und ein blauer Kastenwagen.
    »Okay«, murmelte ich schließlich und legte auf, während er noch immer von Eile redete, weil die Leiche in einer so »unbequemen Stellung« liege. Mir kam das Wort »unbequem« in diesem Zusammenhang ziemlich falsch vor. Andererseits fühlte ich mich exakt wie eine Leiche in einer unbequemen Positur, als ich aufstand und herauszufinden versuchte, was ich zuerst tun sollte. Instinktiv ging ich ins Bad und klatschte mir kaltes Wasser ins Gesicht, jedoch ohne große Wirkung. Dann stieg ich in eine Jeans, die auf dem Wäschekorb lag, konnte mein T-Shirt aber nirgends finden. Noch einmal wusch ich mich mit kaltem Wasser und rubbelte mich anschließend so brutal wie nur möglich trocken, ohne dadurch aber wach zu werden. Dafür kam die Erinnerung. John P. war ein freundlicher Kriminaltechniker, mit dem ich schon einmal zusammengearbeitet hatte und
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