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Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Titel: Totenzimmer: Thriller (German Edition)
Autoren: Susanne Staun
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Ruhe.« Ich schloss erschöpft die Augen.
    »Ich glaube, wir haben auch keine Fragen mehr«, sagte Riedel. »Fürs Erste.«
    Fürs Erste bedeutete, dass sie jetzt auf die Resultate der kriminaltechnischen Untersuchung warteten.
    Sie verabschiedeten sich und schlossen leise die Tür hinter sich. Ich zitterte am ganzen Körper. Ich hätte niemals lügen dürfen, aber hatte ich eine andere Wahl gehabt? Verdächtigten sie mich, Larry Tang Mortensen ermordet zu haben, oder nicht? Ich blieb mit geschlossenenAugen liegen, während die Gedanken in meinem Kopf Achterbahn fuhren, schlief aber bald vor echter Erschöpfung ein.
     
    Die folgenden Tage verbrachte ich mit paranoiden Rekonstruktionsversuchen. Was hatte ich gesagt, was hatten sie gesagt? Wie hatten ihre Gesichter ausgesehen? Und hatte meine Aussage Sinn ergeben, oder hatten sie mir angemerkt, dass ich log? Auf jeden Fall würden sie Schwierigkeiten haben, mir ein Motiv nachzuweisen. Nur Nkem wusste, dass ich eines hatte. Und was mein Alibi anging, reichte es da nicht, dass ich mit Flunitrazepam vollgepumpt war? Meine Erklärungen zu Tasche und Messer? Wieder und wieder ging ich alles durch, bis ich mich zu guter Letzt nicht mehr daran erinnern konnte, was ich wirklich gesagt hatte. Ich hoffte nur, keinen der beiden Polizisten jemals wiederzusehen, und war abwechselnd steif vor Angst und vollkommen resigniert. Den Rest der Zeit schlief ich. Ich stellte mir vor, wie sie mit unfreundlichen Gesichtern wieder aufmarschieren würden, um die Geschichte noch einmal zu hören, bis ich endlich einen Fehler machte. Oder dass ein Techniker einen Fußabdruck von mir in Larry Tang Mortensens Wohnung finden würde, oder irgendetwas anderes, das ich mir gar nicht vorstellen konnte. Es gab immer etwas, an das man nicht gedacht hatte. Immer. Ich sah mich selbst, wie ich in Handschellen aus dem Krankenhaus zu einem Polizeiauto geführt wurde, und fragte mich manchmal sogar, wie es wohl in einem deutschen Frauengefängnis aussah. Merkwürdigerweise erschreckte mich der Gedanke an das Gefängnis nicht sonderlich, vielleicht, weil ich mich dort normaler fühlen würde als der Durchschnitt.
    Aber sie kamen nicht, keiner von ihnen kam. Bis zum Tag meiner Entlassung.
     
    Eine Krankenschwester war gerade dabei, mir in meine Kleider zu helfen, ich hatte noch ein paar saubere Sachen in meiner Reisetasche.Die Kleider aus meiner Nacht im Wald hatte die Polizei bekommen und an die Kriminaltechnik weitergegeben. Als ich endlich eine Jeans und ein frisches T-Shirt trug und mir gerade ein Paar weiße Tennissocken anziehen wollte, klopfte es an der Tür, und Borrmann trat ein. Mein Herz beschleunigte von Null auf Hundert in weniger als einer Sekunde und hüpfte wie wild in meinem Brustkasten herum.
    »Sie wollen heute nach Hause?«, fragte er fast fröhlich und blieb dicht hinter der Tür stehen. Langsam beruhigte ich mich wieder. Ich sah ihn an und zögerte mit meiner Antwort, denn ich wartete darauf, dass die Wirklichkeit meine Angstfantasien einholte und er sagen würde:
Das hätten Sie wohl gern, aber ich verhafte Sie jetzt wegen des Mordes an …
oder
Wären Sie bitte so freundlich, mir zu folgen
? Deshalb zögerte ich lange und sah ihm in die Augen, während ich mich über meine Socke beugte.
    »Ja und nein, ich glaube nicht, dass ich schon in der Lage bin, die ganze Strecke auf einmal zu fahren, ich würde also sagen, dass ich heute meinen Heimweg antrete.« Ich zog die rechte Socke hoch und strich sie glatt. Dann hielt ich die Luft an, ich hatte keine Ahnung, ob ich wirklich so cool klang wie geplant. »Wenn Sie denn mit mir fertig sind?«
    »Ihre Geschichte an sich ist zwar schlüssig, aber ganz ehrlich …« Er schüttelte den Kopf. »Wir haben ein Messer in einer kleinen Metalldose in Dr. Schönings Auto gefunden und konnten daran sowohl Larry Tang Mortensens als auch Dr. Schönings DNA nachweisen. Ihre hingegen nicht.« Ich erinnerte mich an Maximilians lange Haare, die über dem Messer hingen. War es das? Oder etwas anderes?
    Borrmann sah mich an und zwinkerte mir plötzlich schelmisch zu. »Wissen Sie was? Eines Tages, wenn das alles vorbei ist, in ein paar Jahren vielleicht, hoffe ich, dass Sie mal mit mir was trinken gehen und mir dann erzählen, was wirklich passiert ist.« Er lächelte. »Kommen Sie gut nach Hause.«
    Ich saß mit offenem Mund da und starrte ihm nach, als er die Tür hinter sich schloss. Die Krankenschwester tippte mir auf die Schulter und fragte, ob ich Hilfe
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