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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition)
Autoren: Jan Oldenburg
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anders gemeint.«
    »Selphyne!«
    »Heißen Sie nicht Selphyne?«
    »Nein«, das haben Sie falsch verstanden. Ich heiße … Ensylphe. Klingt so ähnlich. Ich werd deswegen oft verwechselt.«
    Brom und Bolgur kamen wassertriefend angelaufen.
    »Kuck mal, was Bolgur beim Schnorcheln gefangen hat!«, sagte Brom aufgeregt.
    Selphyne seufzte.
    »Könnt ihr mir nicht mal fünf Minuten lang meine Ruhe lassen?«
    »Hier, ist das nicht ein komisches Ding?«, fragte Brom und zeigte auf die tintenfischähnliche Kreatur, die Bolgur in den Händen hielt. »Bestimmt haben wir eine unbekannte Art entdeckt!«
    »Wir sind echte Naturforscher!«, sagte Bolgur stolz.
    Plötzlich öffnete sich ein einzelnes Auge an dem Meereswesen.
    Eine große Pupille schweifte suchend umher, die Kreatur blähte sich auf und stieß durchdringende Pfeiftöne aus, dann sprang sie Rodrigo mit einem überraschenden Satz ins Gesicht und klammerte sich mit ihren Tentakeln an seinem Kopf fest.
    »Mmhh! MHMMM !«, machte der Gnom und versuchte sich von dem Wesen zu befreien.
    Am Wasser wurden Schreie laut, Badegäste hasteten panisch an Land.
    Die Meeresoberfläche hatte zu brodeln begonnen, daraus hervor wuchs ein gewaltiges, schleimiges Etwas, das ziemlich genau so aussah wie die Riesenausgabe der Kreatur, die Bolgur angeschleppt hatte.
    Eine Ogertouristin in einem roten Badeanzug, die nicht schnell genug aus dem Wasser gekommen war, wurde von einem Tentakel gepackt und verschwand kreischend in dem aufgerissenen Maul des Monstrums.
    Tiefe trompetende Laute von sich gebend, waberte das gigantische Geschöpf den Strand hinauf, schleuderte entsetzte Urlauber mit seinen Fangarmen durch die Luft oder verleibte sie sich in einem Stück ein.
    »Warum!«, rief Selphyne zornig. »Warum muss immer alles so enden!«
    »Das ist nicht unsere Schuld«, sagte Brom. »Wir konnten ja nicht wissen, dass dieses Ding eine große böse Mama hat, die Badegäste frisst, wenn sie sauer ist.«
    Rodrigo, der empfindsame belesene Gnom, taumelte orientierungslos über den Strand und rang mit dem Tintenfischwesen auf seinem Gesicht.
    »Endlich!«, rief er, als es ihm gelungen war, sich von den Fangarmen loszureißen.
    Er holte aus, um die Kreatur fortzuschleudern.
    Ein Schatten fiel von hinten auf ihn.
    Er drehte sich um und erstarrte.
    »O nein …«
    Plötzlich erhob sich ein seltsamer monotoner Singsang.
    »Akrazuk nug Balgrosuuz nechmar Sarnamodur.«
    Die Worte klangen hart und besänftigend zugleich, als würde man mit einem stählernen Ritualdolch gestreichelt.
    Das Meeresungeheuer, eben noch im Begriff, Rodrigo mit seinen Krakenarmen in zwei Hälften zu zerreißen, hielt inne und schien zu lauschen.
    Nenia ging langsam auf es zu, dabei sang sie:
    »Schaknam Hechmorul nug Kurzuklak.«
    Ein Beben lief durch das monströse Geschöpf, es ließ Rodrigo in den Sand plumpsen und antwortete mit einem tiefen Brummen auf Nenias Beschwörungslied.
    »Zikraklamrul Boszakratosch«, sang die Nachtelfe und tätschelte einen baumdicken Tentakel.
    Das Wesen brummte vor sich hin, was so ähnlich klang wie ein Kater, der hinter den Ohren gekrault wird.
    »Alles ist gut!«, rief Nenia den Badegästen zu. »Ich habe ihn besänftigt. Sie können ruhig näher kommen!«
    Zögernd kehrten die Strandgäste zurück.
    »Das ist ein Quolnark, ein Meeresdämon«, erklärte Nenia, die plötzlich verdächtig nett und wohlerzogen wirkte. »Er war böse, weil ihm sein Kind weggenommen wurde. Aber jetzt ist er ganz friedlich.«
    »So ein tapferes kleines Mädchen!«, rief ein älterer Gnom in Badehose. »Sie hat uns allen das Leben gerettet!«
    »Das hast du ganz großartig gemacht, Kleines!«, sagte eine Zwergin und klatschte in die Hände. »Ganz großartig!«
    Die Strandgäste, die nun einen engen Kreis um Nenia und den Quolnark bildeten, spendeten lebhaften Beifall.
    Einige schossen magische Lichtbilder.
    »Das ist meine Freundin!«, bemerkte der kleine Trolljunge stolz.
    »Man muss nur die richtigen Worte und die richtige Melodie kennen«, sagte Nenia. »Dann ist er ganz lieb.«
    Sie wandte sich dem Quolnark zu und sang: »Hammuzab Belzarkam.«
    Der Meeresdämon wabbelte und schmatzte wohlig.
    »Und was hast du jetzt zu ihm gesagt?«, fragte die Zwergin neugierig.
    Nenia drehte sich um, und jetzt zeigte sich wieder das bekannte boshaft-vergnügte Funkeln in ihren Augen.
    » Lass dir ’s schmecken «, sagte sie.
    Und dann brach die Hölle los.
    Nach dem Debakel am Strand hatte Selphyne bestimmt, dass sie
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