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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition)
Autoren: Jan Oldenburg
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Mund ist zum Sprechen geöffnet – und so lebendig ist die Darstellung, dass man die tiefbewegenden Worte förmlich zu hören meint, die er im Gefühl des bedeutenden Sieges findet, den er hier errungen hat:
    »Verdammte Scheiße noch mal, endlich Land! Dieser ewige Schiffszwieback hängt mir so was von zum Hals raus! Wenn ich bloß an Zwieback denke, kommt mir schon das Kotzen! Hat einer von euch ne Ahnung, wo wir hier eigentlich sind?«
    Und wenige Jahrzehnte nach diesem denkwürdigen Augenblick war Tapica restlos für den internationalen Tourismus erschlossen.
    »Willkommen in Tapica, Senor«, sagte der Zollbeamte, ein Elf mit der typischen Physiognomie der hiesigen Ureinwohner. »Haben Sie etwas zu verzollen?«
    Brom blickte kurz zur Seite. »Nein«, sagte er.
    Er trug ein buntes Tropenhemd, das er während der dreitägigen Reise auf dem Luftschiff gekauft hatte.
    Der Zollbeamte beugte sich über den Tresen vor.
    »Würden Sie bitte Ihren Koffer öffnen?«
    »Was, den hier?« Brom hob seinen Koffer hoch, aus dem ein verdächtiges Klirren kam. »Da ist nur schmutzige Wäsche drin.«
    »Öffnen Sie ihn bitte trotzdem.«
    »Das ist mir ein bisschen peinlich. Die Sachen sind da schon seit Ewigkeiten drin, und naja, der Geruch, bei der Hitze, Sie wissen ja, wie das ist …«
    »Senor, hinter Ihnen warten noch etliche andere Reisende. Also öffnen Sie jetzt bitte Ihren Koffer.«
    »Na schön, aber ich habe Sie gewarnt.«
    Brom ließ die Verschlüsse aufschnappen und hob den Deckel des Koffers.
    Der Beamte griff mit unbewegter Miene hinein und holte eine Flasche mit dem Etikett Original Finsterklammer Zwitscherer daraus hervor.
    »Ach so, das ist nur meine Medizin«, erklärte Brom. »Me-di-zin. Für meine Leber. Zum Einreiben.« Er rieb sich den Bauch mit einer Hand und fragte Selphyne: »Was heißt Leber auf Tapicanisch? Le-ber. Medizin. Zum Einreiben. Ein-rei-ben.«
    »Ich verstehe Ihre Sprache sehr gut, Senor«, entgegnete der Zollbeamte. »Und Ihre Leber befindet sich auf der anderen Seite.«
    Er zählte die übrigen Flaschen in dem Koffer zusammen (»Zwei, Vier, Sechs, Acht, Zehn, Zwölf, Vierzehn, Fünfzehn«) und sah in einer Tabelle auf dem Tresen nach.
    »Das macht 88535 Pezos. Oder fünfundzwanzig Silberschillinge in Ihrer Währung.«
    »Ich geb Ihnen zwölf«, schlug Brom vor.
    »Senor, die Zollgebühren sind keine Verhandlungssache.«
    »Dreizehn«, sagte Brom. »Mein letztes Angebot.«
    Nachdem die Formalitäten erledigt waren und Brom zähneknirschend die Zollgebühren bezahlt hatte, verließen sie den Lufthafen und traten in die Sonne von Tapica hinaus.
    Auf dem Platz vor dem Flughafen herrschte ein unüberschaubares Gewimmel: Touristen schlenderten in schreiend bunten Urlaubshemden, magische Bildapparate vor dem Bauch, von Souvenirladen zu Souvenirladen, Kutschen fuhren im Schritttempo vorbei, grimmig dreinblickende Militärpatrouillen marschierten auf und ab, Ausschau haltend nach Putschisten und anderen aufrührerischen Elementen. (Die politischen Verhältnisse in Tapica gehörten nicht unbedingt zu den stabilsten).
    In der Mitte des Platzes erhob sich auf einem Podest die riesige Statue eines Mannes, der ein Fernrohr in der einen und ein Schwert in der anderen Hand hielt. Auf der metallenen Plakette auf dem Podest stand:
    Tapicanos, Entdecker, Befreier und erster Präsident von Tapica.
    »Mal sehen«, sagte Selphyne. »Unser Hotel liegt in der Straße des Fortschritts . Das soll ungefähr dreihundert Meter vom Lufthafen entfernt sein …«
    »Ich bin müde und ich hab Durst!«, quengelte Nenia.
    »Hier, trink was aus meiner Wasserflasche. Und wir sind ja gleich da.«
    »Wasser ist eklig! Ich will Blutbeerensaft!«
    »Wenn wir das Hotel gefunden haben, gehen wir was zum Trinken einkaufen.«
    »Ich will aber sofort was trinken! Sonst spieß ich dich mit glühenden Spießen auf!«
    »Und ich will unbedingt gleich an den Strand!«, sagte Brom.
    »Wir sind nicht hier, um Urlaub zu machen«, mahnte Falfnin, »sondern um Nenias Verwandten zu suchen.«
    »Och, der läuft uns schon nicht weg. Und wenn man schon mal den weiten Weg herfliegt …«
    »Ich will auch an den Strand!«, schlug sich Bolgur auf Broms Seite.
    »Und ich will was zu trinken«, beharrte Nenia. »Und an den Strand.«
    Natürlich gewann die Strandfraktion.
    Ein von Palmen gesäumter, blendend weißer Sandstrand, sacht umspült von den Wellen eines türkisfarbenen Ozeans: Es sah wirklich aus wie das typische Postkartenmotiv.
    Mit einem
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