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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition)
Autoren: Jan Oldenburg
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Ihnen über die Optimierbarkeit Ihrer Personenquälmethoden zu sprechen. Dürfte ich mir kurz Ihren Folterkeller ansehen?‹«
    »Und der Boss«, japste Nr. 2, »und der Boss sagt – und dabei hat er dieses fiese Lächeln, wie wenn man plötzlich in ein vergiftetes Eiswasserbecken mit Schlangenaalen fällt: ›Aber gerne doch‹.«
    »›Aber gerne doch‹!«, wiederholte Nr. 3 atemlos und wischte sich die Lachtränen von den Wangen.
    »Ich schätze, das war das letzte Mal, dass die Firma Stechli & Kreysch einen Vertreter vorbeigeschickt hat, um mit dem Boss über die Optimierbarkeit seiner Personenquälmethoden zu reden.«
    »Ja, das war ganz lustig«, gestand Nr. 1 zu und fing an, die Karten auszuteilen. »Aber ansonsten passiert nie was. Ein Cousin von mir hat sich für die Armee des Dämonenfürsten H’kra’kbosch anwerben lassen, und er meint …«
    »Schht!« Nr. 2 hob die Hand. »Hört ihr das auch?«
    Sie verstummten und lauschten angestrengt.
    Draußen unterhielten sich zwei Stimmen.
    Nur gedämpft durch das eisenbeschlagene Tor zu vernehmen, entspann sich folgender Dialog.
    »… weil man eine Strategie, die einmal funktioniert hat, nicht abändert, okay, Bolgur? Das ist eine der ersten Regeln der Kriegskunst.«
    »Wenn du meinst, Brom … aber der Doktor hat gesagt …«
    »Ärzte! Bevor man sich an deren Ratschläge hält, kann man sich lieber gleich begraben lassen. Mir hat mal einer erklärt, ich soll mit dem Trinken aufhören, das wär schlecht für die Leber. Na und, hab ich gesagt, besorg ich mir eben eine neue. An Lebern herrscht ja nun wirklich kein Mangel. Aber dir kann überhaupt nichts passieren, schließlich trägst du einen Helm. Oder trägst du etwa keinen Helm?«
    »Doch, schon.«
    »Siehst du: alles bestens. Ich zähle an. Bereit?«
    »Ja.«
    »Eins. Zwei. Drei.«
    Stille.
    Die drei Nachtelfenwächter sahen sich stirnrunzelnd an.
    »Drei.«
    Stille.
    »Entschuldige, ich fang noch mal von vorn an. Ich hatte kurz vergessen, wie das Oger-Einmaleins geht. Bereit?«
    »Ja.«
    »Eins. Zwei. Gelb.«
    Ein mächtiger Schlag donnerte gegen das Tor. Holz zersplitterte, und der Kopf eines Ogers erschien in dem Loch.
    »Brom?«, fragte der Oger, ohne Notiz von den Wächtern zu nehmen, die wie erstarrt an ihrem Kartentisch saßen.
    »Ja?«, antwortete die andere Stimme von draußen.
    »Ich glaub, ich stecke fest. Außerdem hab ich Kopfschmerzen.«
    »Warte, ich probier dich rauszuziehen.«
    Das Gesicht des Ogers nahm einen gequälten Ausdruck an.
    »Au. Aua. Das funktioniert so nicht.«
    »Na schön, ich versuch was anderes.«
    Kräftige Schläge erschütterten die Tür.
    »Was machst du da, Brom?«, fragte der Oger besorgt.
    »Ich hab dich gleich raus. Halt einfach still und wart ab.«
    Eine Axtklinge durchstieß das Holz in bedenklicher Nähe von Bolgurs linkem Ohr.
    »Äh, Brom …«
    »Vertrau mir, ich weiß, was ich tue.«
    Drei weitere Axthiebe, dann sagte die Stimme vor der Tür:
    »So. Jetzt zieh noch mal.«
    Schweißperlen bildeten sich auf Bolgurs Stirn, er lief dunkelgrün an und ächzte vor Anstrengung. Schließlich gab das Holz berstend nach, sein Kopf verschwand und hinterließ ein großes Loch in der Tür, die nun sachte aufschwang.
    »Siehst du«, bemerkte Brom, »was hab ich dir gesagt: Niemals eine funktionierende Strategie ändern.«
    »Aber warum hast du nicht gleich die Axt genommen?«, fragte Bolgur. Er trug einen eher unbequemen Kragen aus Türholz um den Hals.
    » Niemals eine funktionierende Strategie ändern «, wiederholte Brom, jedes Wort betonend.
    Dann registrierte er die drei Nachtelfen, die aufgesprungen waren und sie mit offenem Mund anstarrten.
    »Oh, hallo. Ihr hättet nicht zufällig eine Säge für meinen Freund hier?«
    »Alarm!«, schrien die Wächter und zogen ihre gezackten Nachtelfensäbel. »Eindringlinge!«
    »Na schön«, knurrte Brom. »Ihr wollt es auf die harte Tour. Aber zuvor lasst mich noch anmerken, dass man mich Brom »Die Axt« Stahlbart nennt. Und wie ihr euch denken könnt, trage ich diesen Namen nicht wegen meiner hübschen blauen Augen.«
    Als die anderen beiden dazustießen, war das kurze aber blutige Gefecht bereits vorüber.
    »Wieder mal typisch«, kaute Brom an einer Knoblauchwurst, die er aus seinem Proviantbeutel hervorgeholt hatte. »Ihr kommt genau im richtigen Moment: Wir haben die ganze Arbeit bereits erledigt.«
    »Puh«, schauderte Selphyne, nachdem sie einen Blick auf die Überreste der glücklosen Nachtelfen-Wachen
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