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Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition)
Autoren: Jan Oldenburg
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kreischende Gäste herumrennen und sich gegenseitig bei dem Versuch behindern, nach draußen zu gelangen – die typische Art und Weise, wie so genannte »intelligente« Lebensformen auf Katastrophenszenarios reagieren, bei denen niemand sterben müsste, wenn nicht alle darauf bestünden, der Erste zu sein, der gerettet wird.
    Diese neue Entwicklung ist einerseits schlecht für Falfnin, der jetzt gerade den Fahrstuhl im Erdgeschoss verlässt, hat andererseits aber auch ihr Positives, da er wegen der ganzen Leute zwar schlechter vorankommt, dabei jedoch für seine Verfolger in der Menge schwerer auszumachen ist.
    Noch immer scharwenzelt die Herzogin von Knechtlingen zähnefletschend um seine Beine herum, während er sich seinen Weg durch den Tumult in der Hotellobby bahnt.
    »Falfnin!«, schallt Broms Stimme vom Haupteingang herüber. »Bist du hier irgendwo? Hast du die Gans, die goldene Eier legt? «
    »Ich bin hier drüben!«, erwidert der Meisterdieb. »Und ja, ich hab den Köter bei mir!«
    Er hört, wie Brom auf der anderen Seite missbilligend schnaubt, weil er sich nicht an die Chiffrierungsvorgaben gehalten hat.
    »Okay«, ruft der Zwergenkrieger. »Bleib, wo du bist! Wir kommen rüber zu dir!«
    Hotelgäste keuchen empört, als Bolgur sie wie ein Schneepflug beiseite schiebt und so einen Pfad durch die Lobby schafft.
    »Bleib hinter uns!«, meint Brom, als sie den Meisterdieb erreicht haben, und dann geht es in umgekehrter Richtung zum Ausgang.
    Es ist auch höchste Zeit, denn die Bodyguards haben sich von ihrem illusionären Blutbad erholt und stampfen eben die Treppe herunter.
    Draußen angekommen, verkeilt Bolgur die Hoteltür mit seiner Ersatzkeule, und sie springen in die schwarze Kutsche, die schon auf sie wartet.
    »Los, Thanatos«, ruft Brom und schließt hinter sich den Verschlag. »Gib Hackengas!«
    Der Totenbeschwörer – er sitzt auf dem Kutschbock, trägt einen schwarzen Frack und einen Zylinder Marke stilbewusster Bestattungsunternehmer – schwingt die Peitsche, und die vier knochigen Gäule mit den rot glühenden Augen setzen sich in Bewegung.
    So jagt die Kutsche durch die Straßen der großen Stadt Sternheim, rauscht an den verdutzten Wächtern beim Haupttor vorbei und fliegt über die Landstraße dahin.
    Bauern halten bei der Feldarbeit inne, um dem unheimlichen Gefährt hinterherzusehen und lauschen den streitenden Stimmen, in die sich aufgeregtes Hundegebell mischt.
    »Was hab ich euch gesagt? Das war doch ein Sonntagspaziergang. Leichter, als einem Zuckerwichtel seine Zuckerstangen zu klauen!«
    »Es war ja schließlich auch mein Plan.«
    »Es war unser Plan, okay? Bevor das hier wieder zu einer Beuteverteilungsdebatte ausartet.«
    »Naja, ich denke schon, dass derjenige, der die meiste aktive Arbeit geleistet hat, dafür auch einen entsprechend größeren Anteil bekommen sollte.«
    »Damit meinst du wohl dich, oder?«
    »Wen denn sonst? Immerhin habe ich …«
    »Au! Jetzt hat mir dieser verdammte Pudel in die Hand gebissen. Wie kommt der überhaupt in die Kutsche?«
    »Scheint ein Kumpel von dem Mops zu sein.«
    »Eher eine Kumpelin, wenn ihr mich fragt …«
    »He, der Köter kommt zu sich.«
    »Gut, dann können wir gleich mit dem Verhör anfangen. Also, leg mal los, Sportsfreund. Wir wollen sämtliche Kontonummern, die Kombinationen deiner Safes, die Besitzurkunden für …«
    »Es ist ein Hund, Brom. Der versteht kein Zwergisch.«
    »Ach was, der versteht mich bestens! Der tut bloß so, als ob, aber ich werd schon dafür sorgen, dass er den Mund aufmacht!«
    Wütendes Knurren.
    »Au, verflucht! Mein Daumen! Ausgerechnet an meiner Axthand!«
    »Du hast ihn aber auch provoziert.«
    »Was sieht unser Plan denn eigentlich noch mal genau vor – ab dem Zeitpunkt, an dem wir den Hund in unserer Gewalt haben?«
    Schweigen, nach einer Weile sagt jemand:
    »Tja, da hat wohl jemand bei der Ausarbeitung des Plans geschlampt.«
    »Ich dachte, der Plan wäre von dir?«
    »Nur der erste Teil. Für Phase Zwei war Selphyne zuständig.«
    »Wie bitte? Ich hab von Anfang an gesagt, dass ich diese ganze Aktion für vollkommen bescheuert halte.«
    »Im Nachhinein kann man sich immer rausreden …«
    »Wir können dem Hund erstmal ein Ohr abschneiden und Lösegeld fordern. Wenn sie nicht zahlen, kommt das nächste Ohr dran, und so weiter.«
    »Nenia! Das ist eine ganz schlimme Idee!«
    »Ich weiß nicht … ich finde, die hat was für sich …«
    »Was geht denn jetzt ab mit den beiden
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