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Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse
Autoren: Dietmar Lykk
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noch erfasst werden.
    »Frag Manuela Bönig, ob sie ihr Notebook freiwillig herausgibt«, sagte Lüthje energisch. »Nimm sie dir beide gleichzeitig vor, Manuela und Axel. Wenn du Hilfe brauchst, ruf mich. Lüllmann haben wir verhaftet.«
    Sie hatten zugegriffen, als er in einer Villa in Wenningstedt ein Ehepaar beraten und gleichzeitig mit Koks beliefert hatte. In Lüllmanns Wagen hatte man sechshundertfünfzig Gramm Kokain im Wert von ungefähr siebzigtausend Euro gefunden. Jette hatte in Lüllmanns Wagen vor dem Haus gewartet. Sie sagte, dass sie eine Recherche für ihre Zeitung mache. In ihrer Tasche fand man dreihundertdreißig Milligramm Kokain. Sie wurde vernommen, aber nicht verhaftet. Sie hatte einen festen Wohnsitz und keine Vorstrafen. Die beiden Laptops, die man in Lüllmanns Wagen gefunden hatte, waren ins LKA Kiel gebracht worden. Frerksen fand Kommunikationsspuren auf Bönigs Laptop, die von Schlömer stammten. Schlömer hatte also die Wahrheit gesagt.
    Spuren, die die Rolle Manuela Bönigs und Axel Molsens näher beleuchteten, wurden nicht gefunden. Lüllmann hatte in der ersten Vernehmung bestritten, irgendetwas mit dem Mord an Frank Bönig zu tun zu haben.
    Malbek erreichte den letzten Sylt Shuttle um zweiundzwanzig Uhr fünf in letzter Sekunde und war nach einer halben Stunde auf der Insel.
    Er parkte den Wagen zwei Straßen weiter, ging zwischen Strand und Häusern entlang, bis er zu den künstlich aufgehäuften Dünen auf der Rückseite des Molsen-Hauses ankam, legte sich auf den Bauch neben das Speicherdepot, schaltete sein Notebook ein und steckte die Ohrhörer ein, als sei es ihm schon zur Gewohnheit geworden.
    Im Laufe des Spätnachmittags hatte sich von Osten eine tiefgraue Wolkendecke langsam über das Land geschoben und den bereits aufgegangenen Vollmond verdeckt. Ein eiskalter Wind ließ das Seegras wie wachsende Feuernester knistern. Jetzt war es fast Mitternacht.
    Malbek sah durch die Deckung einiger Disteln und Seegrasbüsche über den Pool und die Terrasse zum Strandzimmer, dessen Fenster vom Terrassenboden bis zum Dachfirst und über die ganze Breite des Zimmers reichte. Die Vorhänge waren geöffnet, nur zwei Tischlampen auf den Beistelltischen der Sitzgarnitur beleuchteten den Raum mit wenigen Lichtinseln, die von Halbschatten getrennt wurden. Auf der hinteren Wand hing immer noch das Gemälde. Molsen hatte sich also durchgesetzt.
    Malbek war, als ob er in einem Theater säße und auf eine Bühne mit den Kulissen eines Zimmers sähe, während die Schauspieler nur aus dem Off Geräusche machten. Absurdes Theater. Malbek hörte über seine Ohrhörer, dass jemand im Flur war, ohne dass er sagen konnte, was dieser Jemand machte. Modernes Theater. Er musste an die Ausstellungseröffnung denken, auf der er wie viele andere Gäste Manuelas plötzliches Erscheinen zunächst für ein Happening oder eine Performance gehalten hatte.
    Schritte auf der Treppe. Es war dieses raschelnde Schaben, das die rauen Stufenfliesen unter den Schuhsohlen erzeugten.
    »Ich weiß, dass du da bist. Mach auf.«
    Es war Molsen. Endlich, der Dialog beginnt, dachte Malbek.
    »Willst du es noch einmal hören? Ich hatte interessante Gespräche. Das war alles. Jemand interessierte sich für die Containerkosten von Århus nach Rotterdam. Mit so einem Gesprächspartner konnte ich da nicht unbedingt rechnen. Und es ist immer gut, wenn man sich überall mal sehen lässt.«
    Türklopfen. »Manuela!« Molsens Stimme erhob sich.
    »Ich finde das albern! Albern! Kannst du das nicht begreifen? Ich bin bei Frau Lüthje auf dem Sofa eingeschlafen. Ist das so schwer zu verstehen? Als ich heute Morgen aufwachte, waren immer noch Gäste da und redeten. Nur noch Künstler und Schriftsteller. Die machen doch immer die Nacht durch, für die ist das nichts Besonderes. Dafür schlafen die dann einfach am nächsten Tag bis in die Puppen. Fertig. Manuela, ich wusste doch nicht einmal, dass da noch eine Party stattfindet, als ich sie nach dem Hängen nach Hause brachte!«
    Heute Morgen? Stritten die beiden sich etwa seit heute Morgen? Als der verliebte Axel Molsen von seiner Rita zurückkam?
    »Ich gehe jetzt wieder runter.«
    Stille.
    »Hast du mich verstanden, Manuela?«
    Molsen ging die Treppe runter. »Mein Gott noch mal, das ist ja nicht auszuhalten!«, sagte er dabei, wohl mehr zu sich selbst. Aber laut genug.
    Geräusche, wahrscheinlich aus der Küche, Wasserhahn, klapperndes Geschirr. Ein Korken machte plopp.
    Auftritt Molsen. Er
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