Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenschleuse

Totenschleuse

Titel: Totenschleuse
Autoren: Dietmar Lykk
Vom Netzwerk:
Verbindungen hatte. Die zwei abgehenden waren seine Freundin und das Taxi. Markus hatte vor dem Anruf beim Taxiunternehmen auf einer SIM-Karte angerufen, die auf einen Karl Witzl, wohnhaft Hannover, Davenstedter Straße 48, registriert war. Von dort war er vierzehn Minuten später zurückgerufen worden. Es gab unzählige Johann Witzls, aber soweit es Vehrs bisher überblicken konnte, hatte keiner je in Hannover gewohnt.
    Möglicherweise war der Täter ein Profi. Aber warum hatte ein professioneller Killer den Auftrag, den Auszubildenden im zweiten Lehrjahr der Schiffsmechanik, Markus Peters, zu töten?
    »Wir haben anhand unserer Fotos versucht, die Reifen- und Fußspuren zu analysieren. Nichts zu machen. Es hat am Mittag kräftige Schauer gegeben. Die waren auch im Wetterbericht für ganz Schleswig-Holstein vorhergesagt worden. Nachts gab es über dem Kanal noch dicken Nebel. Vielleicht hat der Täter das in seinen Plan mit einbezogen. Jedenfalls war nur noch Matsch zu sehen. Vielleicht hat der Täter sicherheitshalber auch noch einen Eimer Wasser über die Reifen- und Fußspuren gekippt. Ich glaube, dass der Täter Markus Peters mit seinem Wagen irgendwo aufgesammelt und ihn am Leichenfundort ermordet hat. Peters hat zwar einen Führerschein, aber kein Auto. Und keine Autovermietung hat ihm an dem Abend einen Wagen vermietet.«
    Malbek setzte sich an seinen Schreibtisch und sah sich die Aufnahmen der Webcam an.
    »Das ruckelt etwas, weil unsere Software veraltet ist«, sagte Vehrs. »Aber man kann Markus Peters gut erkennen. Hier links oben ist die Uhrzeit.«
    Die Fenster des Seemannsheims waren erleuchtet, die Dämmerung brach langsam herein, die Aufnahme der Webcam UCA 1 zeigte Markus Peters mit dem Rücken zur Kamera, etwa fünf Meter vom Eingang des Seemannsheims. Er sah in Richtung Westen, den Kanal entlang, dort, wo man Rendsburg vermutete, dort, wo ein Fischer ihn zwei Tage später am Kanalufer ermordet fand.
    Die Sequenz, als das Taxi kam, sahen sie sich zweimal an. Markus Peters trat aus der Tür des Seemannsheims, sah um sich, verstaute den Seesack im Kofferraum, sah wieder um sich, bevor er einstieg.
    »Er hat Angst«, sagte Harder.

6.
     
    Als Jette Malbek abends seine Lieblingsspeise servierte, gebackene Hähnchenkeulen vom Silbermöwenhahn, einer alten Hühnerrasse, die sie von einem Hofladen bezog, wusste Malbek, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie strahlte ihn an, er lächelte genussvoll kauend zurück.
    Nach dem Essen, sie hatten immer noch kein einziges Wort gewechselt, führte sie ihn in den Flur, schob einen Vorhang unter der Treppe beiseite und enthüllte die Wahrheit. Sie hatte es oft genug angedroht, er hatte es aufgeschoben und verdrängt. Vor ihm standen mehrere Eimer Wandfarbe, Lackfarbe, eine unüberschaubare Auswahl von Malerpinseln, Farbroller und Abdeckfolie. Sie zogen sich Einwegoveralls an, die Malbek an die Spurensicherung erinnerten.
    »Renovieren ist gut fürs Haus und die Seele«, sagte Jette und zog die Nase hoch. Sie begannen mit der Diele. Die Wände waren, wie es sich für eine restaurierte Bauernkate gehörte, mit Lehm verputzt. Jette hatte den braunen Naturton satt und wollte es weiß. Alpenweiß.
    Malbek ergab sich in sein Schicksal. Eine Stunde höchstens, dann wollte er nach Hause gehen, zu seinem Wohnmobil auf dem Nachbargrundstück. Er begann den Dielenboden abzudecken, die Türrahmen abzukleben, während Jette unzufrieden an ihrem formlosen Maleroutfit herumzupfte.
    »Findest du, dass ich schäbig bin?«, fragte Malbek.
    »Manchmal schon. Wie heißt sie?«
    »Wie kommst du darauf, dass es eine Frau gesagt hat?«
    »Weil Frauen diesen Ausdruck gebrauchen, wenn sie von Männern reden.«
    »Flott formuliert für das Feuilleton, aber inhaltlich leer. Und ich versichere dir, dass du ganz entzückend in dem Aspikkleid aussiehst«, sagte er gedehnt, ohne sich zu ihr umzusehen.
    »Wie heißt sie, und was hast du mit ihr angestellt?«
    »Ich habe einer frischgebackenen Kommissarin eine dienstliche Anweisung gegeben.«
    »Warum hast du mir diese frischgebackene Kommissarin verschwiegen?«
    »Frau Kommissarin Hoyer unterstellt mir, ich hätte gewusst, dass es schiefgeht. Schlimmer noch, ich hätte mir gewünscht, dass es schiefgeht.«
    »Wie alt ist sie?«
    Warum hatte er nur davon angefangen? Jettes Eifersuchtsanfälle ermüdeten ihn. Jedes Mal versuchte er daran zu glauben, dass es Jettes Art war, ihm ihre Liebe zu zeigen. Er tunkte den Roller in den Farbeimer und sah
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher