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Totenpech

Titel: Totenpech
Autoren: Tanja Pleva
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Hamburg-Barmbek. Er ist wegen zu schnellen
Fahrens des Öfteren bei den deutschen Behörden auffällig geworden. Vor etwa fünfzehn
Jahren Anzeige wegen Verdachts der Zuhälterei in Hamburg, wurde aber fallen
gelassen aus Mangel an Beweisen. Gemeldet bei seiner Mutter. Auf ihn sind zwei
Wagen angemeldet. Eine 500er-Mercedes-Limousine in Hamburg und ein
Alfa Competizione in Spanien, Mallorca, der um die hundertfünfzigtausend Euro
kostet. Hast du mit Basil Nassour sprechen können?«
    Â» O ja, und es war sehr aufschlussreich. Er selbst hat damit nichts zu tun. Und er
hat keinen Sohn. Aber eine Tochter. Sie heißt nicht Joe, sondern Joséphine Nassour.«
    Â»Ach …«
    Â»Leider hatte er kein Foto von ihr dabei, weil sie seit Jahren nicht
mehr miteinander reden. Irgendetwas war damals vorgefallen, worüber der alte
Mann nicht sprechen wollte. Er hat den Kontakt zu seiner Tochter abgebrochen
und weiß weder, was sie macht, noch, wo sie wohnt. Ich hatte allerdings das
Vergnügen, vor einiger Zeit eine Joséphine Renouillt kennenzulernen, die sich,
laut eigener Aussage, keine Gedanken darum machen muss, wie sie ihre Rente
zusammenbekommt.«
    Â»Na ja, bei dem Geschäft, das die beiden betreiben, kann man wohl
auch so einiges beiseiteschaffen. Da haben wir ja ein feines Pärchen
aufgespürt.«
    Basil Nassour hatte ihm zwar nicht gesagt, was damals vorgefallen
war, aber Sam konnte sich auch selbst einen Reim darauf machen. Nassour hatte
herausbekommen, dass seine Tochter eine Betrügerin und Mörderin war. Die drei
hellhäutigen Leichen im Sand. Wahrscheinlich sollten sie in die Grabkammer
geschafft werden, um dort entdeckt zu werden. Der Wind hatte Joséphine Nassour,
wie sie damals noch hieß, einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie war
buchstäblich aufgeflogen, und ihr Vater hatte daraufhin den Kontakt abgebrochen.
    Alles ergab einen Sinn. Sam rief bei Peter Brenner an und ließ die
Renouillts auf die internationale Fahndungsliste setzten. Zwei Minuten später
erhielt er einen Anruf von Rajid Mahodi, der ihm erzählte, dass man im Mena
House eine Leiche mit deutschem Pass gefunden hatte. Bei der Erwähnung des
Namens war Sam innerhalb von einer Minute im Fahrstuhl und stand nach einer
weiteren Minute wartend in der Lobby.
    Bei einem Unglück mit Todesfolge, Mord oder auch bei einem
natürlichen Tod eines deutschen Bürgers im Ausland wurden im Normalfall
deutsche Ermittler hinzugezogen. Die Leichen wurden obduziert, das Ergebnis
jedoch nicht an die deutschen Behörden weitergegeben. Für die Überführung wurde
in sämtliche Körperöffnungen Formalin gegeben, um den Verwesungsprozess zu
verlangsamen und eine weitere Obduktion in Deutschland zu ermöglichen.
    Der Leichengeruch im Keller des Krankenhauses war so intensiv, dass
es Sam schwerfiel, normal zu atmen. Auch Rajid, der neben ihm ging, hielt sich
die Hand über Nase und Mund und versuchte offenbar, an etwas anderes zu denken
als an die Verbindung Geruch und Mensch.
    Die schlechte Beleuchtung in der Leichenhalle, das spartanisch
eingerichtete Labor mit einem verrosteten Instrumententisch, die Blutspritzer
auf dem Boden und die Leichensäcke, die übereinander in zwei alten Wannen mit
Eiswürfeln lagen, weil angeblich das Kühlaggregat ausgefallen war, ließen Sam
für einen Augenblick blass im Gesicht werden. Er hatte generell kein Problem
mit dem Anblick von Leichen, Exkrementen oder stark verwesten Körperteilen,
aber er hatte plötzlich das Gefühl, dass hier die Keime des Todes wie
Meteoriten um ihn herumflogen.
    Rajid Mahodi gab dem Pathologen ein Zeichen, das dreckige Tuch auf
einem Edelstahltisch hochzuheben, damit sie einen Blick auf den Leichnam werfen
konnten.
    Aziz Daniel Renouillt starrte Sam aus weit geöffneten Augen an. Auf
seiner Wange und am Hals klebte Erbrochenes, aber es gab keine Anzeichen von
fremder Gewalteinwirkung, soweit Sam das auf den ersten Blick beurteilen
konnte.
    Der Pathologe deckte die Leiche wieder zu. Sam und Rajid verließen
den stinkenden Morgue und fuhren zu dem Hotel, wo man Renouillt gefunden hatte.
Während der Fahrt, die aus Kairo hinausführte, telefonierte Rajid mit einem Polizisten,
der um ein paar Ecken mit ihm verwandt war und auch an dem Fall von Renouillt
arbeitete. Unter anderen Umständen wäre Sam wahrscheinlich an keine
Informationen herangekommen, aber dank seines Begleiters war
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