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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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zurück, und wir verloren einander aus den Augen.«
    »Lily ist Lutetias Tochter«, vermutete ich.
    Ein Nicken.
    »Lutetia hat dir nie gesagt, dass sie schwanger war?«
    »Sie hatte irgendwie Angst, dass ich sie zwingen würde, in Kanada zu bleiben.«
    »Hat sie geheiratet?«
    »In den Abacos. Die Ehe ging in die Brüche, als Lily zwölf war. Lutetia kam dann mit ihr nach Halifax zurück.«
    Birdie kam herein und rieb sich an meinem Bein. Ich kraulte ihm abwesend den Kopf.
    »Warum hat sie es dir gerade jetzt gesagt?«
    »Lily hatte angefangen, sie nach ihrem biologischen Vater auszufragen. Außerdem war sie auf eine ähnliche Schiene wie Danielle geraten. Als ich dort auftauchte …« Ryan breitete die Hände aus.
    »Du hast sie also in Montreal nicht erwartet?«
    »Als ich die Tür aufmachte, stand sie da. Die kleine Idiotin war getrampt.«
    Birdie stieß mich noch einmal an. Ich streichelte ihn und empfand, was? Erleichterung, dass die College-Göre keine Liebschaft war? Enttäuschung, dass Ryan sich mir nicht anvertraut hatte?
    »Warum hast du mir nichts gesagt?«
    »Zwischen uns lief es in letzter Zeit nicht besonders, Tempe.«
    Das Ryan-Grinsen. »Wahrscheinlich lag’s an mir. Ich hatte ziemlich viel Stress in letzter Zeit. Lily. Die Drogenoperation.«
    Ryan klopfte sich auf die Hemdtasche, erinnerte sich dann, dass ich Rauchen in meiner Wohnung verboten hatte, und ließ die Hände in den Schoß sinken.
    »Vor allem aber wollte ich nichts sagen, bevor ich mir ganz sicher war.«
    »Du hast einen Vaterschaftsnachweis verlangt?«
    Ryan nickte.
    »Wie hat Lily darauf reagiert?«
    »Sie drehte völlig durch, hat sich total aufgeführt.«
    Der Rückfall ins Rauchen. Die sorgenvolle Miene. Ryan hatte in letzter Zeit noch mehr Stress gehabt als ich.
    »Letzte Woche habe ich die DNS-Ergebnisse bekommen.«
    Ich wartete.
    »Lily ist meine Tochter.«
    »Das ist wunderbar, Ryan.«
    »Ja. Aber die Kleine ist eine geladene Pistole, und ich habe vom Vatersein keine Ahnung.«
    »Wie soll’s jetzt weitergehen?«
    »Lutetia scheint ihr den Kopf wieder zurechtgesetzt zu haben. Lily liebt ihre Mutter und will weiter bei ihr wohnen. Wenn sie irgendwann einmal zu der Überzeugung kommt, dass sie in ihrem Leben noch einen zweiten Elternteil braucht, bin ich für sie da, was es auch kostet.«
    Ich ging zur Couch und setzte mich neben Ryan. Er schaute mich mit Augen wie ein Junge an. Ich nahm seine Hand.
    »Du wirst ein wunderbarer Vater sein.«
    »Ich werde viel Hilfe brauchen.«
    »Die bekommst du, Cowboy.«
    Ich drückte mein Gesicht an Ryans, spürte seine Stoppeln rau an meiner Wange.
    Ryan drückte mich kurz, schob mich dann auf Armeslänge weg und stand auf. »Bleib sitzen.«
    Ich wartete und wusste nicht so recht, was jetzt passierte. Die Wohnungstür ging auf, Sekunden vergingen. Die Tür ging wieder zu. Ich hörte Klappern. Das Bimmeln eines Glöckchens.
    Mit seiner Weihnachtsmann-Mütze und einem Käfig von der Größe einer Turnhalle tauchte Ryan wieder auf. In dem Käfig saß ein Sittich auf einer schwankenden Schaukel.
    Ryan stellte den Käfig auf den Couchtisch, setzte sich neben mich und legte mir den Arm um die Schultern. Der Sittich auf seiner langsam ausschwingenden Schaukel schaute uns zu.
    »Frohe Weihnachten«, sagte Ryan. »Charlie, darf ich dir Tempe vorstellen?«
    Die Schaukel kam zum Stillstand. Charlie musterte mich, zuerst mit dem linken Auge, dann mit dem rechten.
    »Ich kann doch keinen Vogel halten. Ich bin viel zu oft nicht da.«
    Charlie hüpfte von seiner Schaukel zum Futterschälchen.
    Birdie am anderen Ende des Zimmers stand auf, streckte den Schwanz in die Höhe und fixierte den Sittich.
    »Birdie, darf ich dir Charlie vorstellen?«, sagte Ryan zu meiner Katze.
    Birdie schlich über den Teppich, ein kleiner weißer Leopard auf Beutejagd im Morgengrauen. Er legte die Vorderpfoten auf den Couchtisch und drehte den Kopf zum Käfig. Sein Schwanz wedelte nur an der Spitze.
    Charlie stellte seinen Kamm auf, schaute Birdie mit schief gelegtem Kopf an und konzentrierte sich dann wieder auf sein Futter.
    »Er ist wunderschön, Ryan.« Das war er wirklich. Hellgelber Kopf, perlgrauer Körper.
    Birdie sprang auf den Tisch, stellte sich breitbeinig hin, setzte sich dann und betrachtete den Sittich.
    »Eine tolle Idee, Ryan, aber das funktioniert nie.«
    Leuchtend orangefarbene Wangenflecken.
    Birdie nahm seine Sphinxhaltung ein und ließ den Vogel nicht aus den Augen.
    Elfenbeinfarbene Streifen auf den
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